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rohstoffe   Denkzeit Lebensart   AKTIEN & MÄRKTE  unternehmen  fonds   ZERTIFIKATE Rohstoff der Woche Kupfer: Geht’s noch billiger? Innerhalb seiner langjährigen Talfahrt hat der Kupferpreis zuletzt ein neues Mehrjahrestief markiert. Zwar ist er noch längst nicht bei dem Krisentief von Ende 2008 angekommen, der aktuelle Abwärtstrend ist jedoch voll intakt. Aus charttechnischer Sicht scheint daher weiteres Potenzial nach unten gegeben. Und wie sieht es fundamental aus? Gibt es hier ebenfalls Gründe, die für weiterhin sinkende Kurse sprechen? Oder gibt es Anhaltspunkte für eine möglicherweise bevorstehende Bodenbildung? Wer Kupfer oder Erzeugnisse aus dem Industriemetall benötigt, kann sich derzeit freuen. Der Preis befindet sich in einem intakten langfristigen Abwärtstrend. Notierte der Spotpreis an der Metallbörse in London (LME) im Februar 2011 noch über 10.000 US-Dollar je Tonne, hat er sich inzwischen mehr als halbiert. Der vorläufige Tiefpunkt der langjährigen Talfahrt wurde im August dieses Jahres markiert. Dann machte der Kurs bis Oktober zunächst Anstalten, eine Trendumkehr in Form eines Doppelbodens auszubilden. Diese Formation wurde jedoch nicht komplettiert, kam somit letztlich nicht zustande. Anschließend übernahmen die Bären wieder das Ruder. Es startete eine erneute Abwärtswelle, die zuletzt an Dynamik gewann. Der Preis rauschte dabei unter das Tief von August, was zu einem neuen Mehrjahrestief führte. Mit weniger als 4.700 US-Dollar kostet das Metall nun so wenig wie seit Mai 2009 nicht mehr. Seitdem 2011er-Hoch ging es damit konkret um 54 Prozent abwärts. In Euro gerechnet ist der Preiseinbruch im selben Zeitraum mit rund 40 Prozent allerdings weniger stark ausgeprägt. Gerade zuletzt sorgte die Abwertung des Euro gegenüber dem USDollar dafür, dass der Einbruch bei Kupfer hierzulande nicht vollends zum Tragen kam. Dass zeigt sich auch daran, dass der Preis in Euro von derzeit etwa 4.410 Euro weiterhin über dem im August dieses Jahres markierten Mehrjahrestiefs von 4.207 Euro liegt. Dennoch dürften sich auch die Verbraucher im Euro-Raum die Frage stellen, ob sich die Talfahrt fortsetzen und sich der Kupferpreis vielleicht noch weiter verbilligen könnte? Als ein Grund, vielleicht sogar der Hauptgrund, für die aktuelle Schwäche gelten die anhaltenden globalen Konjunktursorgen. Schließlich impliziert eine nachlassende Dynamik beim Wachstum der Weltwirtschaft eine ebenfalls nachlassende Wachstumsdynamik bei der Nachfrage des nach Eisen und Aluminium weltweit am häufigsten gebrauchten Industriemetalls. Dabei im Fokus steht vor allem China als weltweit größter Verbraucher von Kupfer, auf den rund 45 Prozent des weltweiten Bedarfs entfällt. Schließlich kühlt sich die wirtschaftliche Aktivität im Reich der Mitte weiterhin ab. Beispielsweise hatte sich die Steigerungsrate des Bruttoinlandsproduktes (BIP) im dritten Quartal auf 6,9 Prozent verringert, nach jeweils 7 Prozent in den beiden Vorquartalen. Der schon seit längerem auszumachende Trend abnehmender Wachstumsraten – verursacht auch durch den politisch motivierten Umbau des chinesischen Geschäftsmodells – setzt sich damit fort. Gedrosselte Produktion Dadurch wurde in den vergangenen Jahren jedoch nicht an der steigenden Tendenz bei der weltweiten Kupfernachfrage gerüttelt. Allein von 2009 bis 2014 hat sich der weltweite Bedarf laut den Daten der International Copper Study Group (ICSG) um fast 28 Prozent erhöht. Im vergangenen Jahr lag das Wachstum bei stolzen 7,1 Prozent. Konkret wurde dabei raffiniertes Kupfer aus primärer (Minen) und sekundärer (Recycling) Produktion im Umfang von 22,893 22 BÖRSE am Sonntag · 47/1 5


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