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Lebensart   AKTIEN & MÄRKTE  unternehmen  fonds   Zertifikate   rohstoffe   Denkzeit nimmt der fotografischen Unbeweglichkeit ihre Steife, befreit den eingesperrten Moment und schenkt ihm eine zeitbereinigte Kraft in der Form eines übermalten lebendigen Bildes. Dabei verschmelzen Fotografie und Malerei; die Übermalung macht Fotografie und Malerei ästhetisch unzertrennlich. Bestätigt wird diese Auffassung der Künstlerin durch Botho Strauß, der schon 2008 zu einer Gerhard-Richter-Ausstellung „Übermalte Fotos“ eine Theorie zu diesen Kunstwerken entwickelte. Danach ist „jedes Foto ein getöteter Augenblick.“ Es vermittelt zwar ein Bild des Realen, bleibt aber immer „etwas Festgehaltenes, eine falsche Gegenwart und wiegelt das Gedächtnis weniger auf als das Strömende von Duft und Melodie“. Allein die Malerei kann das Gefängnis öffnen, den gefangenen Zeitpunkt befreien und ihn dem Leben zurückgeben. Ob das digitale Zeitalter, in dem elektronischen Bearbeitungen keine Grenzen gesetzt sind, die Übermalung nicht überflüssig mache, wollen wir zum Schluss von Britta Weimer wissen, die man in Düsseldorf als Veranstaltungschefin in der Staatskanzlei kennt. “Nein, keinesfalls”, erklärt die 57-Jährige, “denn digitale Bearbeitung kann immer nur auf digitalem Grund stattfinden, elektronisch eben. Und so bleibt der digitale Künstler in einer Ebene”. Anders bei Malerei auf Fotoabzügen. Durch die Übermalung würden beide Kunstformen berührt, gewürdigt, ja geadelt. Die stoffliche Gestaltung setze der beliebigen Reproduzierbarkeit ein Ende, führe zurück zum Unikat und bediene so die Eitelkeit beider Formate: Double Vanity, also. Die Ausstellung “Double Vanity” ist ab dem 22.11.2015, dann Vernissage von 11:00 – 16:00 Uhr, im CuraMeum, Poststraße 12, Düsseldorf zu sehen. www.brittaweimer.com Britta Weimer: „sardinhas“ 28 BÖRSE am Sonntag · 47/1 5 Ausstellung


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