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UNTERNEHMEN  Fonds   ZERTIFIKATE  rohstoffe   Lebensart   AKTIEN & MÄRKTE Dumpingpreise könnten Stahlmarkt kollabieren lassen Schließlich steckt die Branche schon seit Jahren in einer Krise, angeheizt vor allem durch die Überproduktion und die Billigimporte aus China. Erst vor Kurzem waren die Vertreter von 30 Ländern beim OECDTreffen daran gescheitert, eine einheitliche und tragfähige Lösung zu finden. Das liegt vor allem daran, dass die Chinesen nicht mit offenen Karten spielen. Nach eigenen Angaben hat die Volksrepublik Kapazitäten für 90 Millionen Tonnen stillgelegt und will bis 2020 weitere Kapazitäten in der Größenordnung von 100 bis 150 Millionen Tonnen stilllegen lassen. Tatsächlich wurde mit der Produktion von 70,65 Millionen Tonnen Rohstahl im vergangenen Monat jedoch einen neuer Rekordwert erreicht. Und das dank tatkräftiger Mithilfe von „ganz oben“. Aufgrund der schwächelnden Nachfrage im Inland suchen die chinesischen Firmen ihr Heil im Export. Allein 2015 erreichte die Ausfuhr mit 112 Millionen Tonnen einen neuen Rekordwert. Und dieser wird über Exportkredite und anderweitige finanzielle Unterstützung maßgeblich von der Notenbank und damit der chinesischen Regierung finanziert. Das hat zur Folge, dass sogar schon stillgelegte Hochöfen wie das Stahlwerk Shanxi Wenshui Haiwei im Norden Chinas und sogar bisher unrentable sogenannte „Zombie“-Hütten wieder hochgefahren werden und damit den Markt weiter mit dem günstigen Stahl aus Fernost überschwemmen. Eine Entwicklung, die selbst Chinas Stahlverband CISA Angst macht. Sie riefen in einem offenen Brief die heimischen Betriebe zu mehr Selbstdisziplin auf. Im Ausland und vor allem in Deutschland sorgt der anziehende Export aus China für Zukunftsängste. Anfang des Monats gingen bei Demonstrationen der IG Metall deutschlandweit rund 45.000 Arbeiter auf die Straße. IG Metall-Chef Jörg Hofmann sagte bei einer Kundgebung vor dem Werk von ThyssenKrupp in Duisburg, 2016 werde ein Schicksalsjahr für die Stahlproduktion. International geht die Sorge um, das bei weiter steigender Produktion ohne die entsprechende Nachfrage der Markt zusammenbrechen könnte und damit europaweit Millionen Arbeitsplätze verloren gingen. Offen wird daher schon länger auch über den Zusammenschluss einzelner Stahlkonzerne spekuliert. Thyssen- Krupp soll dabei insbesondere mit dem indischen Konzern Tata Steel über eine Kooperation verhandeln, nachdem dieser angekündigt hat, sich aufgrund hoher Fertigungskosten aus Großbritannien zurückziehen zu wollen. Offenbar zeigt Tata dabei auch Interesse, ThyssenKrupps verlustreiches Stahlwerk in Brasilien zu übernehmen. Aber auch andere Kooperationen, wie beispielsweise mit dem deutschen Konkurrenten Salzgitter, sehen Experten als eine mögliche Lösung an. Alles in allem scheint derzeit aber noch vieles in der Schwebe. Konzernchef Hiesinger wollte entsprechende Berichte daher auch nicht kommentieren, wenngleich er wohl grundsätzlich einer solchen Lösung aufgeschlossen gegenüber steht. Unterstützung kommt hierbei auch aus der Politik. Bundeswirtschaftsminister und Vize-Kanzler Sigmar Gabriel betonte, es wäre gut, wenn sich Gewerkschaften und Unternehmen über grenzüberschreitende Zusammenschlüsse berieten. Gleichzeitig plädierte er für eine harte Haltung gegenüber der chinesischen Exportpolitik: „Fairness im Wettbewerb ist keine Einbahnstraße.“ Milliarden-Deal geplatzt Eine größere Unterstützung aus der Politik hätte ThyssenKrupp wohl auch bei einem anderen großen Geschäft zu schätzen gewusst. Am Dienstag wurde bekannt, dass dem deutschen Unternehmen ThyssenKrupp Stand: 29.04.2016 25 BÖRSE am Sonntag · 17/1 6 Unternehmen der Woche


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