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UNTERNEHMEN  Fonds   ZERTIFIKATE  rohstoffe   Lebensart   AKTIEN & MÄRKTE ein prestigeträchtiger Rüstungsdeal mit Australien entgangen ist. Die Regierung möchte ihre Marine mit zwölf U-Booten in der Größe von 4000 Tonnen aufstocken. Wie der australische Premierminister Malcolm Turnbull am Dienstag jedoch bekannt gab, geht der Auftrag nun nach Frankreich. Konkurrent DCNS, an dem die französische Regierung maßgeblich beteiligt ist, darf sich nun über einen Auftrag freuen, der dem Staatskonzern inklusive der jahrzehntelangen Wartung wohl etwa 34 Milliarden Euro einbringen wird. Damit ist der Deal einer der lukrativsten Rüstungsgeschäfte überhaupt. Bereits im Januar wurden Gerüchte laut, nach denen ThyssenKrupp im Bieterrennen ins Hintertreffen geraten sei. Damals hatte es geheißen, es gäbe Bedenken seitens der Australier, es könnte bei der technischen Umsetzung des Auftrags durch Thyssen- Krupp Probleme geben. Letztlich waren es aber wohl politische Gründe die schließlich den Ausschlag in Richtung der Franzosen gaben. Anders als deutsche Politiker, die wegen Kritik aus dem Inland eher zurückhaltend für Rüstungsdeals werben, sind die Franzosen die weit ambitionierteren Verkäufer. Zwar hatte ThyssenKrupp zuletzt noch versucht, das Ruder mit dem Versprechen herumzureißen, die U-Boote in Australien bauen zu wollen und damit tausende Jobs zu schaffen. Doch diese Zusage hatte auch der Konkurrent gegeben. Zudem fehlte es bei ThyssenKrupp wohl an dem nötigen Fingerspitzengefühl oder den Beziehungen. Bei einem derart großen Rüstungsprojekt in Asien müssen die Interessen von Amerika und China berücksichtigt werden. Doch offenbar fühlte man sich vor allem in Washington nur unzureichend von ThyssenKrupp eingeweiht. Zeitweise gab die Aktie des Dax-Unternehmens nach Bekanntwerden der Absage um fünf Prozentpunkte nach. Im Laufe der Woche stabilisierte sich der Kurs allerdings wieder. Unmittelbare Konsequenzen aus dem entgangenen Rüstungsdeal sind ohnehin nicht zu erwarten. Die Auftragslage in der Kieler Werft ist gut, die Arbeiter noch für die kommenden Jahre ausgelastet. Nichtsdestotrotz lässt sich nicht verheimlichen, dass die Absage einen deutlichen Rückschlag für die Zukunftsplanungen von Thyssen- Krupp bedeutet. Nicht nur, dass der Auftrag der U-Boot-Sparte wieder neuen Schub verliehen hätte, nachdem sich zuletzt nur wenig neue Auftraggeber gefunden hatten. Auch wäre das entstehende Werk in Australien ThyssenKrupps neues Zentrum im geostrategisch wichtigen Pazifikraum geworden, wo sich aktuell gerade auf See neue Konfliktherde anbahnen und damit auch der Bedarf an hochmodernen U-Booten bei den angrenzenden Staaten steigt. Neben der schwächelnden Stahlsparte und der konjunkturbedingten schwachen Auftragslage im Großanlagenbau ist für Hiesinger nun ein neues Sorgenkind hinzugekommen. Aktuell hat sich Ursula Gather, Chefin der Krupp-Stiftung und damit Großaktionär, in einem Interview mit der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung noch hinter den Kurs von Hiesinger gestellt. Doch sollte der Unternehmens-Kapitän das Schiff ThyssenKrupp nicht bald in ruhigere Fahrwasser bringen, könnte es mit der Rückendeckung auch schnell wieder vorbei sein. Robin Schenkewitz Foto: ThyssenKrupp 26 BÖRSE am Sonntag · 17/1 6 Unternehmen der Woche


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