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AKTIEN & MÄRKTE  UNTERNEHMEN  FONDS  ZERTIFIKATE  Rohstoffe   Lebensart Aktie der Woche Der Volkswagen-Zyklus: Krise, Katastrophe, Katalysator Vor dem Abgasskandal war Volkswagen auf Rekordjagd, überholte gar Toyota als Weltmarktführer. Jetzt klagt CEO Müller: „Wir haben die ganze Welt am Hals.“ Doch die selbstverschuldete Krise bietet mehr Potential zur Reform als zum Jammern – das zeigt auch die Posse um Zulieferer Prevent. Foto: volkswagen-media-services.com Die Deutsche Post, die jüngst bekanntgab, E-Autos in Eigenregie zu bauen, klingt dieser Tage fast wie eine amerikanische Umweltbehörde, wenn ein Konzernsprecher sagt: „Es war kein Fahrzeug zu bekommen, das unseren Ansprüchen gerecht wurde.“ Ein Satz, der nebenbei Matthias Müller „maßlos ärgert“, wie der VW-Chef kürzlich im Gespräch mit Wirtschaftsjournalisten zu Protokoll gab. Hinter dem öffentlich ausgetragenen Schlagabtausch stecken die Pläne der Post, in Eigenregie Elektro- Transporter zu bauen, statt mit Volkswagen oder einem anderen Autokonzern zu kooperieren. Die eingeholten Angebote der Unternehmen seien unzureichend oder schlicht zu teuer gewesen, begründet die Post die Entscheidung. Müller zeigt dafür naturgemäß kein Verständnis und hat bereits Eckhard Scholz, Chef der VW-Nutzfahrzeugesparte, mit der Missionsbeschreibung „Fuß in die Tür kriegen“ auf Post-Vorstand Jürgen Gerdes angesetzt. Volkswagen geht die Post hier als Kunde ab, doch bei Volkswagen und seinen Kunden geht nicht gerade die Post ab. Wenn sich in wenigen Wochen das Bekanntwerden der Abgasmanipulationen zum ersten Mal jährt, wird VW auf ein echtes Seuchenjahr zurückblicken müssen. Absatzeinbrüche und Milliardenstrafen machen dem Konzern schwer zu schaffen. Zu allem Überfluss sorgten Streitigkeiten mit Zulieferern aus der Prevent-Gruppe jüngst für Produktionsstopps. Ende August hatten die Unternehmen „ES Automobilguss“ und „Car Trim“ ihre Lieferungen von Getriebeteilen und Sitzbezügen an Volkswagen kurzfristig eingestellt. Bei Europas größtem Autokonzern standen viele Bänder still. Betroffen waren laut Medienberichten fast 28.000 Mitarbeiter, die meisten davon bei der Golf-Produktion im Stammwerk Wolfsburg. „Großkonflikt mit beträchtlichen Schäden“ Stephan Weil (SPD), Ministerpräsident Niedersachsens und Aufsichtsratsmitglied bei Volkswagen, kritisierte das Verhalten der Zulieferer scharf. „Es bleibt bei mir 10 BÖRSE am Sonntag · 35/1 6


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