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AKTIEN & MÄRKTE  UNTERNEHMEN  FONDS  ZERTIFIKATE  Rohstofe   Lebensart Kolumne Zu viel Optimismus an den Aktienmärkten? Von Dr. Ulrich Stephan Derzeit herrscht gute Stimmung an den internationalen Aktienmärkten: Mit über 10.700 Punkten konnte der Dax vor kurzem den höchsten Stand seit Jahresbeginn 2016 erreichen. Auch der US-Aktienindex S&P 500 setzt seine jüngste positive Entwicklung fort und kletterte von Allzeithoch zu Allzeithoch. Wie positiv Investoren aktuell für die Aktienmärkte gestimmt sind, zeigt auch ein Report der Bank of America. Diesem zufolge sind Aktienfondsmanager derzeit so optimistisch wie seit 2008 nicht mehr. Die jüngsten Kursgewinne an den Aktienmärkten dürften vor allem auf die positive makroökonomische Daten sowie Quartalszahlen der Unternehmen für das 2. Quartal 2016 zurückzuführen sein. So lag die Umsatz- und Gewinnentwicklung der Konzerne sowohl in Europa als auch in den USA insgesamt über den Erwartungen der Analysten – wenngleich noch immer auf relativ niedrigen Niveaus. Dass sich die makroökonomischen Konjunkturindikatoren zuletzt positiver entwickelt haben als von den Marktteilnehmern erwartet, zeigen die „Überraschungsindikatoren“ der Dr. Ulrich Stephan Chef-Anlagestratege Privat und Firmenkunden Citi-Bank für die USA und die Eurozone. Beide befinden sich aktuell im positiven Bereich. Dies bedeutet dass zuletzt viele Konjunkturdaten der Deutschen Bank über den Erwartungen gelegen haben. Das spielt insofern eine Rolle, da solche Überraschungen noch nicht in den Kursen eingepreist sind. Dementsprechend können sie oftmals zu steigenden Aktienkurse führen. Die Hürde für weitere positive Überraschungen ist nun allerdings deutlich höher als noch vor zwei Monaten. In der Folge zeichnet sich sowohl für die Überraschungsindizes in den USA als auch für die Eurozone bereits eine Trendwende ab. Insgesamt besteht die Gefahr, dass die Stimmung an den internationalen Aktienmärkten kurzfristig umschlagen könnte – schließlich bestehen weltweit zahlreiche Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung und die Kapitalmärkte. Neben den noch nicht absehbaren Folgen des Brexit-Referendums in Großbritannien ist hier beispielsweise die langwierige Suche nach einer Regierung in Spanien oder die möglicherweise drohende Bankenkrise in Italien zu nennen. Nun zweifelt mit der kanadischen DBRS die letzte Ratingagentur, die portugiesischen Staatsanleihen noch ein Investment Grade-Rating einräumt, an der Wirtschaftskraft des Landes. Kommt eine Herabstufung, katapultiert sie die Anleihen aus dem EZB-Kaufprogramm. Lissabon müsste dann höhere Zinslasten stemmen. In diesem Umfeld könnte es immer wieder zu Rücksetzern an den Aktienmärkten kommen. Insbesondere, da in den Sommermonaten die Handelsvolumina vergleichsweise gering sind – was die Anfälligkeit durch externe Schocks erhöht und die Schwankungsanfälligkeit vergrößert. Trotz der aktuell positiven Stimmung an den Aktienmärkten sollten Anleger also weiterhin vorsichtig agieren – und an Stelle des Gesamtmarkts eher einzelne Aktiensegmente und Regionen in den Fokus nehmen. Insgesamt erscheint der US-Markt weiterhin interessanter als der europäische – und hier insbesondere defensive Papiere und dividendenstarke Titel. 14 BÖRSE am Sonntag · 35/1 6 Foto: © Brad Pict - Fotolia.com


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