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AKTIEN & MÄRKTE  UNTERNEHMEN  FONDS  ZERTIFIKATE  Rohstoffe   Lebensart Biotech-Sektor: Kursstabilisierung nach Korrektur Von Christian Koch Die Biotech-Branche steuert nach Verlusen zum Jahresbeginn wieder in ruhigeres Fahrwasser. Einige Biotech- Konzerne glänzen jüngst mit guten Zahlen. Eine Reihe von weiteren Faktoren spricht dafür, dass es sich dabei nicht um einen kurzfristigen Trend, sondern um eine nachhaltige Erholung handelt. Börsennotierte Biotechfirmen durchlebten bislang ein reichlich durchwachsenes Börsenjahr. Der Nasdaq Biotechnology Index (NBI) als wichtigster Branchen-Leitindex hat seit Jahresanfang rund 15  Prozent an Wert eingebüßt. Im selben Zeitraum verzeichnete der S & P 500, das Börsen¬barometer der wichtigsten in den USA gelisteten Bluechips, eine positive Performance von mehr als fünf Prozent. Der größte Mittelabfluss vonseiten der institutionellen Investoren ereignete sich dabei in den beiden Monaten zum Jahresanfang. Dafür gibt es zweierlei Gründe. Die schon über einen ¬längeren Zeitraum investierten Publikumsfonds realisierten Buchgewinne, um die Verluste abzufedern, die sich für ihre Portfolios aus der unerwartet starken Korrektur des Gesamtmarkts erge¬ben hatten. Darüber hinaus verschärfte sich die öffentliche Debatte in den USA um eine stärkere Regulierung der in den vergangenen Jahren gestiegenen Medikamentenpreise. Eine bezahlbare Gesundheitsversorgung für mehr Patienten sowie die Notwendigkeit, Kosten einzusparen, so die Schlussfolgerung zahlreicher Investoren, würde auch die Preise für neue innovative Arzneien und damit die Gewinnmargen der Biotechfirmen unter Druck setzen. Langsam dreht die Stimmung Diese Mittelabflüsse haben sich im zweiten Quartal abgeschwächt. Seit dem Frühjahr befindet sich der NBI in einer stabilen Seitwärtsbewegung. Dass sich die Stimmung langsam ins Positive dreht, zeigt sich darin, dass positive Nachrichten aus den Unternehmen wieder in den Kursen reflektiert werden. So verdoppelte sich der Aktienkurs der US-Firma Tesaro nach der Meldung, dass der am weitesten fortgeschrittene klinische Kandidat Rolapitant alle zulassungsrelevanten klinischen Endpunkte in der Behandlung von Eierstockkrebs erfüllte. Zugleich erweisen sich die Quartalsergebnisse in der laufenden Berichtssaison für die meisten profitablen Firmen als Kurs¬treiber. Die Börsenbewertungen von Celgene und Vertex haben etwa seit ihren Juni-Tiefs um 20 Prozent zugelegt. Eine Reihe von Faktoren spricht dafür, dass es sich dabei um keine kurzfristige Gegenbewegung, sondern um eine nachhaltige Erholung handelt, die in eine neue Aufschwungphase überleiten könnte. In einem volatilen Marktumfeld, das von etlichen makroökonomischen Unsicherheitsfaktoren überschattet wird, wird Gesundheit wieder als ein defensiver und weitgehend konjunkturresistenter Renditebringer eingeschätzt. Und anders als in zyklischen und exportorientierten Branchen wird sich ein negativer Brexit-Effekt kaum bemerkbar machen. Zwar gilt es einige Faktoren zu beobachten, wie sich Marktzugang, Patentsituation oder die regulatorische Seite im Hinblick auf Produktzulassungen in Großbritannien entwickeln werden. Umgekehrt liegt der Anteil des Landes am globalen Gesundheitsmarkt im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Biotechaktien sind aktuell im historischen Vergleich, aber auch gegenüber anderen Gesundheitsbranchen wie Pharma besonders niedrig bewertet. Profitable Branchengrößen kommen im Schnitt auf Basis des für 2017 erwarteten Gewinns je Aktie auf einen Wert von 16 bei einem Gewinnwachstum, das in den nächsten Jahren weiter im zweistelligen Bereich liegen wird. Demgegenüber werden Pharmakonzerne bei einem mittleren einstelligen Gewinnwachstum mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 17 bezahlt. Gastbeitrag BB Biotech Stand: 02.09.2016 18 BÖRSE am Sonntag · 35/1 6


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