Page 17

BaS_35-16_V2

AKTIEN & MÄRKTE  UNTERNEHMEN  FONDS  ZERTIFIKATE  Rohstoffe   Lebensart Schritt für Schritt zu höheren Zinsen Von Jörn Schiemann Stufenzinsanleihen zeichnen sich durch regelmäßig steigende Kupons aus. Anleger sind mit ihnen bei fast allen Zinsszenarien gut aufgestellt. Konservative Anleger, die das Risiko von Aktien scheuen und sich bei ihren Wertpapierinvestments eine hohe Planungssicherheit wünschen, haben es derzeit wahrlich nicht leicht. So führt insbesondere die Notenbankpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) dazu, dass vergleichsweise sichere Geldanlagen, die eine attraktive Verzinsung abwerfen, immer seltener werden. Beispielsweise bringen Bundesanleihen von bis zu zehn Jahren Restlaufzeit inzwischen sogar negative Renditen. Aber auch viele Sparkonten haben ausgedient. Anders als früher werden Sparer, die größere Beträge zurücklegen wollen, von ihren Filialbanken nämlich häufig nicht mehr mit offenen Armen willkommen geheißen. Einige Institute haben im Privatkundengeschäft ebenfalls damit begonnen, bei größeren Summen Negativzinsen oder Gebühren zu erheben bzw. Entsprechendes angekündigt. Dabei ist durchaus zu befürchten, dass diese Negativbeispiele weitere Kreise ziehen werden. Nun hilft alles Jammern natürlich nichts. Vielmehr ist jeder, der noch nennenswerte Renditen erzielen möchte, gefordert, sich nach interessanten Anlagealternativen umzusehen. Fündig werden könnten engagierte Selbstentscheider bei sogenannten Stufenzinsanleihen. Dieser Anleihetyp zeichnet sich insbesondere dadurch aus, dass sich die Zinskupons im Laufe der Jahre erhöhen. Bei aktuell emittierten sechsjährigen Stufenzinsanleihen steigt der jährliche Kupon beispielsweise von jährlich 1,20 Prozent im ersten bis auf jährlich 1,80 Prozent im sechsten Laufzeitjahr an. Damit eignen sich Stufenzinsanleihen für risikoscheuere Anleger, die mit einer anhaltenden Niedrig- bzw. Negativzinsphase rechnen oder zumindest keine nennenswerten Zinsanhebungen der EZB in den kommenden Jahren erwarten. Denn sie sichern sich mit dem Erwerb der Anleihen die bis zu ihrer Fälligkeit steigenden Zinskupons. Damit sind Besitzer der Papiere durch die attraktiven, festgeschriebenen Kupons vor einem möglicherweise noch Jörn Schiemann leitet das Privatkundengeschäft der IKB Deutsche Industriebank AG sowie die Vermarktung und Emission von Anleihen für das Retail- Segment. weiter fallenden Zinsniveau geschützt. Zudem können Anleger relativ gelassen auf die Inflationsentwicklung blicken. Der steigende Kupon dürfte den Kaufkraftverlust des investierten Geldes durch eine mögliche anziehende Inflation gut ausgleichen – und dies wohl auch dann noch, wenn die Inflationsentwicklung entgegen der aktuellen Prognosen etwas an Dynamik zulegt. Für Investoren, die auch in Aktien oder anderen Wertpapieren mit höheren Ertragserwartungen investiert sind, stellen Stufenzinsanleihen zudem ein probates Mittel zur Risikostreuung dar. Schließlich ist das aktuelle Zinsniveau kein Argument dafür, auf solide festverzinsliche Wertpapiere als stabilisierenden Faktor und zusätzlichen Renditebringer innerhalb eines Depots zu verzichten. Grundsätzlich können Stufenzinsanleihen tagtäglich zum jeweiligen Börsenkurs über die Börse ge- und verkauft werden. Ihre Besitzer kommen damit jederzeit an ihr Geld heran. Sie sind also nicht bis zum Laufzeitende in einer illiquiden Anlageform „gefangen“, wie es bei anderen Investments durchaus der Fall sein kann. Die Stückelung liegt in der Regel bei 1.000 Euro nominal, sodass sich die Papiere auch zur Anlage kleinerer Sparbeträge eignen. Und zu guter Letzt erfolgt die Rückzahlung von Stufenzinsanleihen – die Zahlungsfähigkeit der ausgebenden Bank vorausgesetzt – bei Fälligkeit immer zum Nominalwert von 100 Prozent. Insbesondere unter Einbeziehung der Zinszahlungen sind Verluste bei einem Erwerb auf bzw. auch leicht oberhalb dieses Niveaus damit sehr unwahrscheinlich. Kolumne Foto: © snyGGG - Fotolia.com 17 BÖRSE am Sonntag · 35/1 6


BaS_35-16_V2
To see the actual publication please follow the link above