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BaS Ausgabe_05

AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART Löst Donald Trump einen Crash an den Börsen aus? Bernd Flothmann Vermögensverwalter der I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH, Neuss Michael Reuss geschäftsführender Gesellschafter der Huber, Reuss & Kollegen Vermögensverwaltung, München Trump, der Brandbeschleuniger Sowohl der Abwertungswettlauf der Währungen als auch die viel zu hohe weltweite Verschuldung, gepaart mit manipulierten Niedrigstzinsen, sind das Kernproblem. Bisher gibt es dazu keine nachhaltige Lösung. Kommt es nach Brexit und einem Protektionismus seitens der USA noch zu einem populistischen „Unfall“ in Europa, rutschen die manipulierten und teils überteuerten Aktienmärkte ab. Man sollte auch bedenken, dass für den Fels in der Brandung – nämlich Deutschland – die Entwicklungen in Großbritannien, USA und höchstwahrscheinlich auch in Frankreich (weitere Distanzierung zur Merkelschen Austeritätspolitik nach der Wahl) extrem negative Folgen für den deutschen Export mit sich bringen könnten. Großbritannien, USA und Frankreich sind die drei wichtigsten und größten Exportpartner für Deutschland. Die Auswirkungen auf EU und Eurozone wären verheerend. Ein weiteres Problem wäre natürlich eine massive Ausweitung der amerikanischen Staatsverschuldung durch Trumps Fiskal- und Infrastrukturprogramm. Sollte Donald Trump mit den hohen Einfuhrzöllen ernst machen, könnten die betroffenen Länder ihre gehaltenen Papiere auf den Markt werfen. Ein damit verbundener Zinsanstieg in den USA wird über einen dann möglichen festeren Dollar zu extremen Problemen für die Emerging Markets führen. US-Gläubiger scheinen schon jetzt nervös zu sein. 2016 wurden US-Treasuries in dreistelliger Milliardenhöhe abgestoßen. Diese Entwicklung scheint sich seit Trumps Amtsantritt fortzusetzen. Zuletzt schwindet weltweit, mit allen oben erwähnten Punkten, das Vertrauen in die Politik der Notenbanken. Crashgefahren (an den Aktien- sowie Anleihemärkte) sind also genügend vorhanden. Da könnte Trump wie ein Brandbeschleuniger wirken. Trump-Crash wird es nicht geben Einen Trump-Crash wird es nicht geben. Die Gründe liegen auf der Hand: Auch, wenn der neue US-Präsident für vieles zurecht verurteilt wird – bezüglich wirtschaftlicher Impulse sollte man ihn nicht unterschätzen. Der US-Präsident wird massiv die Steuern senken, Unternehmen und Banken von ihren Regulierungsfesseln befreien und über staatliche Ausgabenprogramme die Wirtschaft ankurbeln. Daneben sprechen weitere Faktoren für stabile US-Börsen: Der Häusermarkt zeigt gute Wachstumsraten, der Konsum ist dank höherer Löhne äußerst robust. Hinzu kommen Aktienrückkaufprogramme, die zu einer Stütze für die Märkte geworden sind. So haben 2016 die im S&P 500 abgebildeten Gesellschaften 600 Milliarden US-Dollar für den Rückkauf eigener Aktien ausgegeben. 2017 dürften es noch mehr werden. Trump will, dass US-Konzerne ihre im Ausland gehaltene Liquidität zurück nach Amerika holen. Insgesamt sind es bis zu 1,2 Billionen Dollar, die in Aktienrückkaufprogramme fließen könnten. Die US-Unternehmen erwirtschaften nur 30 Prozent der Umsätze im Ausland. Ein global aufflammender Protektionismus schadet europäischen und asiatischen Konzernen, deren Wohl viel stärker vom Welthandel abhängt, deutlich mehr. Läuft die US-Wirtschaft gut, ist die stärkere Inlandszentrierung positiv für die US-Unternehmen. Allerdings wächst die Produktivität der Firmen kaum noch, die Kapazitätsauslastung liegt bei mageren 75 Prozent. Trumps „America First“ wird daher zunächst kaum für neue Investitionen sorgen. Nach der erste Euphoriewelle kann es zu Rückschlägen kommen. Doch ein Absturz ist nicht zu befürchten. Zumal die Aktie gegenüber Anleihen attraktiver bleibt. Foto: @ mikan - Fotolia.com 06 BÖRSE am Sonntag · 05/17 Pro & Contra


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