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BaS Ausgabe_05

AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART „Wer Visionen hat, der sollte zum Arzt gehen.“ So lautet ein berühmtes Zitat von Helmut Schmidt. In der heutigen schnelllebigen Zeit aber, die durch permanente Veränderungen und Innovationen getrieben ist, wirkt dieser Ausspruch alt und ungebräuchlich wie der im Aschenbecher liegende Zigarettenstumpen von gestern. „Wer Visionen hat, der sollte zum Aktionär werden“, umschriebe die aktuelle Situation aus Börsenperspektive wohl besser. Ein gutes Beispiel wie sehr Reform- und Erneuerungswille bei den Anlegern gefragt ist, liefert Siemens. Das Traditionsunternehmen, das im Herbst seinen 170. Geburtstag feiert, erobert mit seiner im Frühjahr 2014 vorgestellten Strategie „Vision 2020“ derzeit die Herzen der Börsianer. Im vergangenen Jahr stieg das Papier um 30 Prozent und auch 2017 gehört es zu den besten Titeln im Dax. Die Aktie steht so hoch wie seit zehn Jahren nicht mehr.   Die klare Ausrichtung auf zukunftsorientierte Branchen und Marktfelder, die den Weltkonzern tiefgreifend umbaut, beginnt sich auszuzahlen. Der Vorstandsvorsitzende von Siemens, Joe Kaeser, bereitet dabei konsequent sein Unternehmen für die digitale Zukunft vor- und scheut vor kostspieligen Investitionen nicht zurück. Alleine im letzten Jahr gab der Münchner Konzern etwa neun Milliarden Euro für Softwarefirmen aus, um seine Stellung beim zukunftsträchtigen Thema "Industrie 4.0" weiter ausbauen zu können. Besonders der 4,5 Milliarde Dollar schwere Griff nach Mentor Graphics, einem Spezialisten für Automatisierungssoftware, sorgt dabei für Aufsehen. „Mentor komplettiert unser starkes Angebot bei Mechanik und Software mit dem Design, Test und der Simulation von elektrischen und elektronischen Systemen“, zeigt sich Siemens-Vorstand Klaus Helmrich von diesem Zukauf überzeugt. Experten hingegen staunen bisweilen nicht schlecht. Schließlich stellt Mentor Graphics Software für die Konstruktion von Halbleitern her. Und genau aus diesem sehr speziellen Gebiet zogen sich die Bayern mit der Trennung von Infineon vor eineinhalb Jahrzehnten zurück. Kritiker weisen zudem auf den extrem teuren Übernahmepreis hin, der mit einem hohen Risiko einhergehen könnte. Durch den Kauf von Mentor kostet der Aufbau des Industriesoftwaregeschäfts Siemens nun ähnlich viel wie der Einstieg in die Labordiagnostik. Dieser erwies sich trotz der hochgesteckten Hoffnungen letztendlich als Flop. Ein solcher droht auch im Foto: www.siemens.com/presse Reform- und Erneuerungswille ist bei den Anlegern gefragt 09 BÖRSE am Sonntag · 03/17


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