Page 4

BÖRSE am Sonntag | Ausgabe 18

AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART Ein S&P 500 nahe Allzeithoch, ein NASDAQ 100 der nicht zu bremsen scheint und von einem Rekord zum nächsten eilt sowie extrem niedrige Volatilitätsindizes – so stellt sich das aktuelle Bild am US-Aktienmarkt dar. Von einer Sorge vor deutlich niedrigerer Kurse scheint keine Spur. Der VIX als Gradmesser für den aus den Optionspreisen auf den S&P 500 abgeleiteten Absicherungsbedarf war zuletzt mit weniger als 10 Punkten zwischenzeitlich auf ein so niedriges Niveau gefallen wie seit dem Allzeittief von Dezember 2006 bei 8,6 Punkte nicht mehr und verdeutlicht damit eindrucksvoll die aktuelle Sorglosigkeit. Daraus lässt sich zwar nicht schließen, dass der US-Aktienmarkt kurz vor dem Kippen steht. Das Chance-Risiko- Profil für alte und neue Long-Investments ist derzeit jedoch äußerst schlecht. Dies gilt auch vor dem Hintergrund der fundamentalen Entwicklungen. Zwar zeigen die US-Firmen in der aktuellen Berichtsaison im Durchschnitt vergleichsweise deutliche Zuwächse. Gleichwohl liegt die aktuelle Bewertung des S&P 500 gemessen am Shiller-KGV mit mehr als 29 weiterhin deutlich über den langfristigen Mittel von 16,75. Gleichzeitig kühlt sich die US-Konjunktur ab. Das BIP legte im ersten Quartal laut erster Schätzung nur um 0,17 % im Vergleich zum Vorquartal zu und verzeichnete damit das geringste Wachstum seit dem Schlussquartal 2012. Am nächsten Freitag (12. Mai) veröffentlicht das Statistische Bundesamt die Schnellmeldung zur Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes (BIP) im ersten Quartal 2017. Schaut man auf die aktuellen Kurse der deutschen Aktienindizes, die zuletzt jeweils neue Rekorde markierten, sollte die deutsche Wirtschaft kräftig brummen. Schließlich gilt die Entwicklung an den Aktienmärkten gemeinhin als Signalgeber für die konjunkturelle Lage. Soweit die Theorie. In Zeiten geldpolitischer Experimente noch nie da gewesenen Ausmaßes spielt der Zusammenhang zwischen Konjunktur und Aktienmarktentwicklung aber nur eine Nebenrolle. Vielmehr dürfte in erster Linie die anhaltend extrem lockere Geldpolitik der EZB und der damit verbundene Mangel an Anlagealternativen den derzeitigen nach wie vor intakten dynamischen Aufwärtsimpuls genähert haben, der seit dem Zwischentief von Februar 2016 auszumachen ist. Seither sind die deutschen Indizes um jeweils mehr als 40 Prozent in die Höhe geschnellt. Gleichwohl dürfte die deutsche Wirtschaft nach der eher mäßigen Entwicklung im zweiten Halbjahr 2016 in den ersten drei Monaten 2017 deutlich an Fahrt gewonnen haben. Davon geht zumindest die Deutsche Bundesbank aus. Im Schlussquartal 2016 war das preis-, saison- und kalenderbereinigte BIP um 0,4 % gestiegen. Steht nun vielleicht sogar eine 1 vor dem Komma? Niedriger VIX signalisiert Sorglosigkeit Kursrekorde = boomende Konjunktur? USA NASDAQ-100 Deutschland - BIP-Entwicklung seit 2008 Frankreich – nach der Wahl ist vor der Wahl Stand 4.5.2017 CAC 40 Stand 4.5.2017 Stand 4.5.2017 Die Akteure an den europäischen Aktienmärkten blickten zuletzt auf die politische Entwicklung in Frankreich. Dort wurde im April der erste Wahlgang der französischen Präsidentenwahl 2017 absolviert. Im Gegensatz zum Brexit-Votum im Juni 2016 sowie den US-Wahlen im November gab es keine Überraschung. Die Umfragen im Vorfeld waren davon ausgegangen, dass der parteilose Emmanuel Macron sowie Marine Le Pen von der Front National die meisten Stimmen gewinnen und damit in die entscheidende Stichwahl einziehen werden, die am heutigen Sonntag (7. Mai) stattfindet. Und so kam es auch. Dieses Ergebnis wurde am Aktienmarkt mit deutlichen Kurssprüngen gefeiert. Indizes wie der französische CAC 40, der italienische FTSE MIB, der DAX und auch der EURO STOXX 50 schnellten in der ersten Reaktion förmlich in die Höhe. Vor allem die Finanzwerte, allen voran die Banken, legten kräftig zu. Bei den Anlegern herrscht offenbar Erleichterung und Zuversicht, dass die nach wie vor angeschlagene Branche unter einem französischen Präsidenten Macron bessere Perspektiven hat. Macron wird nach den aktuellen Umfragen mit einer Quote von 60 zu 40 als Gewinner der Stichwahl gehandelt. Das Thema Frankreich als Wackelkandidat der EU bzw. der Eurozone ist damit aber noch längst nicht vom Tisch. Schließlich stehen im Juni noch die französischen Parlamentswahlen an. 04 BÖRSE am Sonntag · 18/17 Märkte im Überblick DEUTSCHLAND EUROPA


BÖRSE am Sonntag | Ausgabe 18
To see the actual publication please follow the link above