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BÖRSE am Sonntag | Ausgabe 21

AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART Bisher ging das gut. Grundsätzlich nämlich gilt der Automarkt in den USA als relativ sicher. Viele Amerikaner versuchen, vor allen anderen, ihre Automobilschulden zu tilgen, da sie ohne Fahrzeug nicht mehr zur Arbeit gehen und am gesamten gesellschaftlichen Leben nur noch schwer teilnehmen können. Ein Leben ohne Auto, das kann man sich in den USA kaum leisten. Weiterhin waren die Zinsen niedrig, und der US-Arbeitsmarkt lief auf Hochtouren. Die Kredite konnten dementsprechend größtenteils bedient werden. Die entscheidende Rolle der Fed Nun aber erhöht die amerikanische Notenbank Fed kontinuierlich die Zinsen. Alleine das reicht schon, um die Ausfallraten in die Höhe zu treiben, da auch bei Autokrediten die Zinsen variabel sind. Schwächelt nun noch irgendwann der Arbeitsmarkt, könnte die Blase platzen. Schon jetzt bekommt sie zumindest Risse. Die Absatzzahlen amerikanischer Hersteller entwickeln sich nach langem Boom negativ. Zum ersten Mal seit Jahren sind 2016 die Gebrauchtwagenpreise gesunken. Und das kratzt freilich am Wert der Kredite. Steuert die USA, steuert die Welt, also in eine neue, globale Finanzmarktkrise? Bekanntlich soll man niemals nie sagen, doch eine Krise wie 2008 erscheint unwahrscheinlich. Dafür ist das Volumen der ausgegebenen Darlehen, die womöglich nicht zurückgezahlt werden können, dann doch wesentlich zu klein. Eine Krise aber könnte es dennoch geben. In der Realwirtschaft. Die Automobilindustrie war maßgeblich daran beteiligt, dass es in den USA in den letzten Jahren gesamtwirtschaftlich bergauf ging. Durchschnittlich 2,2 Autos besitzt ein amerikanischer Haushalt. Durch die Subprime-Bereitschaft der Finanzinstitute konnte sich beinahe ein jeder in den letzten Jahren ein neues Auto zulegen. Nun scheinen die Märkte einerseits gesättigt, andererseits könnten viele Banken bei steigenden Zinsen vorsichtiger werden mit der Kreditvergabe. Und auch die Konsumenten selbst tragen zum abflauen der Konjunktur bei, denn sie werden aufgrund der sinkenden Preise ihre Wagen wohl länger fahren, um möglichst wenig Verlust zu machen. Ähnlich verhält es sich mit den Studenten-Darlehen. Wer an eine Uni wollte, der konnte sich diesen Wunsch mithilfe eines Kredits auch erfüllen. Mit dem Zinsanstieg könnte für viele der Traum platzen, vor allem aber bringt er immer mehr Absolventen in Schwierigkeiten, ihre Darlehen abzubezahlen. Und ganz allgemein führt die bereits hohe Verschuldung, sowohl beim Autokauf als auch bei Studenten, zu weniger Konsum und Wachstum. Die Ruhe ist trügerisch Gerät die US-Wirtschaft nur ein klein wenig ins Wanken, könnte das durch die erdrückende Schuldenlast schwerwiegende Folgen haben. Hinsehen und nach Lösungen suchen – das sollte man also auf jeden Fall allmählich tun. Es ist davon aber kaum etwas zu spüren. Rund um die Verschuldungszahlen in den USA sind derzeit wenig Neuigkeiten zu hören. Verdächtig wenig. Oliver Götz 18 BÖRSE am Sonntag · 21/17 Gastbeitrag foto © Aleutie / Shutterstock.com


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