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BÖRSE am Sonntag | Ausgabe 21

AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART zurückgezahlt werden kann. Der ausgegebene Wert an Studenten-Darlehen ist in den letzten Jahren um 170 Prozent gestiegen. Im Mittel kommt jeder College- Absolvent auf 34.000 Dollar Schulden. Insgesamt sind es fast 45 Millionen Amerikaner, die mit Verbindlichkeiten aus dem Studium zu kämpfen haben. Acht Millionen können bereits heute ihre Schulden nicht pünktlich bedienen. Auf dem Automarkt sieht es nicht viel besser aus: Lag der Wert der Automobilkredite 2010 noch bei 700 Milliarden, ist er inzwischen auf dem erwähnten Allzeithoch von 1,2 Billionen Dollar angelangt. Womit man beinahe von einer „automobilen Schuldenverdopplung“ sprechen kann, und das innerhalb von gerade einmal sieben Jahren. Man muss kein Prophet sein, um darin eine heranwachsende 17 BÖRSE am Sonntag · 21/17 Blase zu erkennen. Ein Gespenst kommt wieder Hinzu kommt nun aber auch noch ein aus Finanzkrisenzeiten bekannter Spuk: Die relativ laxe Kreditvergabe seitens der Banken und Finanzdienstleister an Menschen mit schwacher bis äußerst schwacher Bonität. Hauptsächlich davon betroffen sind Automobilkredite. In Teilen auch die Darlehen von Studenten. Damals, 2008, war es letzten Endes genau diese fahrlässige Kreditvergabe gewesen, die schließlich in ein internationales Finanzmarktfiasko mündete. Die Rede ist von sogenannten Subprime-Darlehen. Möglich war deren Ausgabe aufgrund eines niedrigen Zinssatzes und immerzu steigender Immobilienpreise. Über Asset Backed Securities, wurden jene Kredite zudem zu Finanzderivaten zusammengeschnürt und anschließend am Markt gehandelt. Bekanntermaßen hörten dann die Preise auf zu steigen und bei vielen Krediten stieg der variable Zins, womit vor allem die Subprime-Kunden, ihre Darlehensschulden nicht mehr tilgen konnten, da neben der höheren Zinsbelastung die Sicherheiten nicht ausreichten. Das Chaos war perfekt. Nun erlebt das Subprime-Darlehen, fernab des Immobilienmarktes, seine Renaissance. Ungefähr ein Viertel der Automobilkredite stammen aus dem Subprime-Bereich. Und das alarmierende ist: Die Zahl steigt und steigt und steigt. 2016 im Vorjahresvergleich um 17 Prozent. Die Ausfallquote insgesamt: 3,8 Prozent. Damit sind Auto-Darlehen in einer geschätzten Höhe von knapp 40 Milliarden Dollar seit über 90 Tagen nicht mehr bedient worden. Ebenso bedenklich: Immer mehr der erst kürzlich vergebenen Kredite fallen aus. Das spricht sehr deutlich dafür, dass immer mehr Darlehen an bonitätsschwache Kunden ausgegeben werden. Haben die US-Bänker nicht gelernt? Einige Banken und Finanzdienstleister, wie beispielsweise die Bank of America, Wells Fargo oder Santander Consumer, sind tatsächlich im Begriff, die Fehler aus Finanzkrisenzeiten zu wiederholen. Immer mehr Kredite werden an Menschen vergeben, die diese entweder gar nicht oder eben nur bei extrem niedrigen Zinssätzen zurückzahlen können. Diese Kredite sind vor allem deshalb lukrativ, da die ausgebenden Institute aufgrund des erhöhten Risikos auch höhere Zinsen verlangen können. Die Kredite werden einmal mehr verbrieft und über die bereits erwähnten Asset Backed Securities handelbar gemacht. Die Risiken also verteilen sich über den gesamten Erdball, landen unter anderem bei verschiedensten Hedgefonds. Niemand weiß so wirklich, wo sie am Ende stecken. Erschwerend kommt hinzu, dass US-Präsident Donald Trump den Bankensektor zunehmend deregulieren will. Zumindest hatte er das angekündigt. „Wir werden Dinge tun, die sehr gut für die Bankenbranche sind, damit die Banken Kredite an Leute geben können, die sie benötigen“, so Trumps Wortwahl. Solche Gedanken sind aller Ehren wert, doch es kann nur schwer die Lösung aller Probleme sein, einfach jedem einen Kredit zu gewähren, obgleich dem Wissen, dass er ihn nie wird bedienen können.


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