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BÖRSE am Sonntag | Ausgabe 21

FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN 20 BÖRSE am Sonntag · 21/17 Gastbeitrag Moat-Investing: Auf Wettbewerbsvorteile und faire Bewertungen setzen Kaum ein Anleger schafft es, langfristig den Markt zu schlagen. Das gilt vor allem für aktiv gemanagte Fonds, wie eine Studie von Standard & Poor's zeigt: Über die vergangenen zehn Jahre blieben 99 Prozent aller aktiv gemanagten US-Aktienfonds hinter ihrer Benchmark zurück. Erfolgreicher war der legendäre Aktien-Investor Warren Buffet. Wie hat er das gemacht? In mehr als 60 Jahren soll Buffett an der Börse Renditen von über 20 Prozent pro Jahr erwirtschaftetet haben. Zum Vergleich: Der S&P 500 Index legte seit 1956, dem Jahr als Buffet seine Investoren-Karriere startete, inflationsbereinigt im Durchschnitt um etwa elf Prozent pro Jahr zu. Dass Buffet als Lehrling von Benjamin Graham vor allem auf fundamentales Value-Investing setzt, ist kein Geheimnis. Allerdings hat Buffet noch eine weitere und eher unbekannte Vorliebe: „Economic Moats“ – also ökonomische Burggräben. Dabei dürfte das Moat-Investing einen nicht unwesentlichen Anteil an seinem langfristigen Erfolg ausmachen. Economic Moats stehen für einen oder mehrere Wettbewerbsvorteile eines Unternehmens, mit denen diese ihre Erträge sichern und sich vor Konkurrenten schützen. Die Faustregel lautet: Je breiter der Burggraben, desto größer die strukturellen Vorteile im Wettbewerb. Soweit die Theorie. Das Potenzial von Moats zeigt eine historische Analyse: Der Morningstar® Wide Moat Focus IndexTM, der die Performance der am günstigsten bewerteten US-Unternehmen mit langfristigen Wettbewerbsvorteilen verfolgt, konnte in den vergangenen fünf Jahren eine kumulative Performance von 101,83 Prozent aufweisen. Langfristige Wettbewerbsvorteile bedeuten in diesem Fall, dass sie über mindestens 20 weitere Jahre bestehen werden. Zum Vergleich: Die kumulative Performance des S&P 500 liegt im selben Zeitraum bei 89,81 Prozent (Stand 30. April; Quelle: Morningstar). Das breit diversifiziertes Index-Portfolio aus den rund 50 günstigsten US-Moats hat damit also nicht nur den Markt, sondern auch die überwältigende Mehrheit aller aktiv gemanagten US-Aktienfonds geschlagen. Die fünf „Quellen für breite Burggräben“ Für Aktien-Investoren also ein guter Grund, sich auf die Jagd nach möglichst breiten Burggräben zu machen. Dabei sollten sie nach fünf verschiedenen Eigenschaften Ausschau halten, den sogenannten „Sources of Moat“. Die erste dieser Quellen sind die immateriellen Vermögensgegenstände eines Unternehmens, also Patente, staatliche Lizenzen oder auch die Markenidentität. Als Beispiel kann hier der Getränkehersteller Coca-Cola herangezogen werden, der durch die legendäre Coke-Rezeptur zu einer milliardenschweren Marke wurde. In der Bilanz wird der Markenwert mit 73 Milliarden US-Dollar angeführt, was mehr als 40 Prozent der Marktkapitalisierung des Unternehmens entspricht. Womit diese Summe gerechtfertigt wird? Obwohl eine Coke nicht viel mehr als Wasser, Zucker, Aroma- und Farbstoffe beinhaltet, sind Konsumenten auf der ganzen Welt bereit, für das Prädikat „Coca-Cola“ eine beachtliche Prämie zu zahlen. Eine kleine Randnotiz: Coca-Cola zählt zu Buffets Lieblingsaktien. Die zweite Quelle sind Kostenvorteile. Wenn ein Unternehmen seine Produkte kostengünstiger produzieren und damit auch anbieten kann als der Wettbewerb, wächst nicht nur die Torsten Hunke Geschäftsführer von VanEck Europe


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