FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN Kundenaufmerksamkeit. Es entstehen auch hohe Einstiegshürden für den Markteintritt potenzieller Wettbewerber. Die Firma Novo Nordisk beispielsweise, ein dänischer Hersteller von Diabetes-Medikamenten, kontrolliert mit seinen Insulin-Präparaten ungefähr ein Viertel des Weltmarktes. Der dafür notwendige Fertigungsumfang stellt sicher, dass es für Wettbewerber fast unmöglich wäre, Insulin- Präparate zu vergleichbaren Stückpreisen zu produzieren. Die dritte Burggraben-Quelle ist eine effiziente Skalierung. Ein Beispiel wäre ein Unternehmen in einem Umfeld, in dem es nur wenige Wettbewerber gibt. In diesem Umfeld verfügen die wenigen Marktteilnehmer über eine hohe Preissetzungsmacht. Das gilt zum Beispiel für die beiden kanadischen Eisenbahngesellschaften Canadian National Railway und Canadian Pacific Railway. Der kanadische Gütertransport ist in einem Duopol unter diesen beiden Gesellschaften aufgeteilt, und das obwohl er – gemessen an den jährlichen foto © Atstock Productions / Shutterstock.com 21 BÖRSE am Sonntag · 21/17 Transportleistungen – einer der größten weltweit ist. Netzwerkeffekte stellen die vierte Burggraben-Quelle dar. Sie sorgt dafür, dass der Nutzen eines Produktes oder einer Dienstleistung mit wachsender Gesamtanzahl seiner Nutzer ebenso steigt. Das Kreditkarten Unternehmen Mastercard ist ein anschauliches Beispiel: Die Unternehmen, die mit Mastercard kooperieren, können ihre Kundenbasis ausbauen, indem sie von der steigenden Anzahl von Endnutzern profitieren. Umgekehrt können die Nutzer auf mehr Shops zurückgreifen, die die Mastercard als Zahlungsmittel akzeptieren, wodurch sich die Einführung der dieses Zahlungsmittels im Einzelhandel noch weiter beschleunigt. Und schließlich können hohe Wechselkosten einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil darstellen und sind somit die fünfte Quelle. Die hohen Kosten, die ein Produkt- oder Dienstleistungswechsel mit sich bringt, schrecken Unternehmen ab, nach einem neuen Anbieter zu suchen. Der Soft- und Hardwarehersteller Oracle setzt foto © josefkubes / Shutterstock.com beispielsweise auf hohe Wechselkosten. Das Umschalten seiner Datenbank kann zu erheblichen Störungen führen, denn die Datenbank ist oft mit der IT-Struktur des Unternehmens verflochten. Das Risiko solcher Komplikationen würde kaum ein Unternehmen eingehen. Im Fokus stehen faire Aktienpreise Wer anhand dieser fünf Faktoren ein Unternehmen mit einem breiten Burggraben ausgemacht hat, sollte aber nichts überstürzen. Sie allein führen nicht unbedingt zur Outperformance, denn auch die Bewertung der Aktie ist ein wichtiger Faktor für die Unternehmensanalyse. Der Morningstar® Wide Moat Focus IndexTM beispielsweise identifiziert zunächst Unternehmen mit einem breiten Burggraben. Danach analysiert das Research-Haus den sogenannten fairen Wert der im ersten Schritt ermittelten Aktien. Um den inneren Wert einer Aktie zu bestimmen, ist etwa die Prognose von potenziellen zukünftigen Umsätze des Unternehmens ein möglicher Ansatz. Dazu befassen sich Analysten mit der Wettbewerbsposition und den Marktanteilen des jeweiligen Unternehmens. Darüber hinaus ist es wichtig, seine möglichen operativen Gewinnmargen und Cash-Flows zu berücksichtigen – und wie lange Überrenditen auf das Anlagevermögen anhalten können. Der aus diesen Ansätzen vom Analysten ermittelte faire Preis kann vom aktuellen Marktpreis kurzfristig abweichen. Diese Differenzen gleichen sich aber erfahrungsgemäß im Zeitverlauf wieder an. Somit lassen sich auch unter Marktführern attraktiv bewertete Titel finden. Beim Moat Investing sorgen also nicht nur der breite Burggraben, sondern auch die Kombination aus einem Moat und komplementären Value-Investing-Zügen für Erfolg. Das bedeutet: Es kommt nicht nur auf einen möglichst breiten Burggraben an, sondern auch darauf, Unternehmen mit weitem Burggraben zu einem fairen Preis zu erwerben. Wie erfolgreich dieser Ansatz ist, beweist die Performance-Geschichte des Indexes: Seit Berechnungsanfang hat er den US-Markt geschlagen. foto © ©Canadian National Railway Company foto © Aleksandra Gigowska / Shutterstock.com foto © ruangrit junkong / Shutterstock.com
BÖRSE am Sonntag | Ausgabe 21
To see the actual publication please follow the link above