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UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART AKTIEN & MÄRKTE die Ähnlichkeit von Ergebnissen, Situationen und Kategorien nach relativ vordergründigen und sogar oberflächlichen Merkmalen zu beurteilen und diese Bewertungen der Ähnlichkeit dann als Grundlage 32 BÖRSE am Sonntag · 35/17 für ein Urteil zu nutzen.“(4) Elon Musk wird oft mit Leuten wie Steve Jobs verglichen - scheinbar ein Vergleich, den er nicht mag und der zu der klaren Schlussfolgerung geführt hat, dass Tesla nicht wie Apple ist. Zwischen den beiden Unternehmen gibt es krasse Unterschiede. Die größten sind Profitabilität (Apples iPhone war auf Anhieb gewinnbringend) und Wettbewerb (Apple schuf sein eigenes technologisches Ökosystem und machte es zu Geld, während seine Mitbewerber nur langsam aufholten). Auch wenn Apple hoch bewertet war, bewegte sich die Aktie nie in dem Blasenbereich, in dem sich Tesla unserer Ansicht nach befindet. Und was die Persönlichkeiten betrifft, steckte Steve Jobs Genialität in Apples Produkt und nicht in seinem Storytelling. Je besser die Geschichte, desto mehr Geld Trotzdem zeigt der „Kult“ um Elon Musk eine starke Wirkung. Wir haben mit einigen Kollegen gesprochen, die von Musks Biografie so beeindruckt waren, dass sie unsere Short-Position anzweifelten. Musks Hintergrundgeschichte ist so betörend, dass es verlockend sein kann, nach einer Korrelation zwischen seinem Leben und den künftigen Aktionärsrenditen zu suchen. Es gibt gute Gründe, warum sich Musk einen höheren Aktienkurs für Tesla wünscht. Seine Kapitalkosten sind äußerst reflexiv. „Reflexivität“ ist ein Konzept, das von George Soros in seinem Buch „Die Alchemie der Finanzen“ erörtert wird. Es beschreibt die Situation, in der eine Auffassung über die Marktbedingungen zu Verhaltensänderungen führt, die Veränderungen der Marktnatur zur Folge haben. Dieses Phänomen ist bei wachstumsstarken oder „Glamour“-Aktien recht geläufig. Die Auffassung, dass das Unternehmen seine Strategie tatsächlich reibungslos in die Tat umsetzen wird, was in einem hohen Aktienkurs reflektiert wird, senkt im Falle von Tesla die Kapitalbeschaffungskosten und erhöht theoretisch die Erfolgschancen des Unternehmens. Wenn der Markt die Kapitalkosten für Tesla auf zwei Prozent schätzt im Vergleich zu – sagen wir einmal – acht Prozent für General Motors, was einen Abschlag von sechs Prozent für Tesla dedeutet, kann man argumentieren, dass, je länger Tesla Geld zu diesem Satz aufnehmen kann, desto höher seine Erfolgschancen sind. Ein Rückgang des Aktienkurses hat aber natürlich einen negativen Effekt auf die Kapitalkosten. Die jüngsten Kursverluste stellen für das Unternehmen hinsichtlich seiner Fähigkeit, weitere Mittel zu beschaffen, also ein Risiko dar, was wiederum die Bilanzen des Unternehmens gefährdet. Je besser Elon Musk also seine Geschichte erzählt, desto niedriger sind seine Zinsen. Es geht hier knallhart um Geld. Stürmisches Wetter in Shortville... Der kometenhafte Anstieg des Aktienkurses in diesem Jahr hat sich für uns als Leerverkäufer wie ein Ausflug ins Unwetter angefühlt. Im Falle von Tesla können wir nicht ausschließen, dass die Aktien fair bewertet sind, aber unsere Analysen legen nahe, dass das recht unwahrscheinlich ist. Die Aktie schneidet bei einer Reihe von quantitativen Elon Musk foto © Phil Stafford / Shutterstock.com


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