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Anlagetrends2016

Devisenmärkte 2015 86 // Anlagetrends 2016 von Befürchtungen über ein nachlassendes Wachstum in China nachgaben, setzte keine Flucht in den Franken ein. Die europäische Schuldenproblematik ist allerdings nach wie vor ungelöst. Bei einer konjunkturellen Abschwächung in der Eurozone könnten europakritische Parteien wie Podemos in Spanien Zulauf erhalten und neuen Befürchtungen über ein Auseinanderbrechen der Eurozone Raum geben. In diesem Fall könnte es schnell wieder zu einem Run auf den Franken kommen. Eines der größten Risiken für einen starken Schweizer Franken ist die Ausweitung und Verlängerung des QEProgramms in der Eurozone durch Mario Draghi im kommenden Jahr. Ob auch Carry Trades zu dem momentan etwas schwächeren Franken beigetragen haben, ist unter Experten umstritten. Einerseits ist die Währung attraktiv, um sich günstig zu verschulden und in anderen Währungsräumen mit höheren Renditen zu investieren. Andererseits hätte dieses Phänomen des schwachen Franken schon auftreten müssen, als die Schweizer Nationalbank die Negativzinsen im Januar 2015 eingeführt hat. Das war allerdings nicht der Fall. Deutlich von der Parität entfernt Im September 2015 ist der Euro wieder auf 1,10 Franken gestiegen, ein Kursniveau, das die Schweizer Unternehmensgewinne etwas entlastet. Viele Experten halten diesen Kurs für ein Niveau, auf dem die Währung längere Zeit verharren könnte. Das unattraktive Zinsniveau in der Schweiz sorgt dafür, dass im Ausland angelegtes Geld der Schweizer auch in Krisenzeiten nicht sofort repatriiert wird. Schweizer Staats- und Unternehmensanleihen bieten alles andere als attraktive Erträge. Im Frühjahr 2015 ist die Rendite von Euro-Anleihen des Schweizer Lebensmittelkonzerns Nestlé in den negativen Bereich gefallen. Diese Umstände machen festverzinsliche Anlagen in der Schweiz unattraktiv, solange nicht ein sicherer Hafen gesucht wird. Zumindest sollten sie davor schützen, dass der Schweizer Franken so stark wird, dass er 1:1 zum Euro getauscht wird. Kampf der Deflation Die Schweizer Notenbank verkündete ihre Zinsentscheidung am 17. September 2015, just an dem Tag, an dem sich die Augen der Anleger vor allem auf die USA richteten, weil dort die Zinsentscheidung der Fed anstand. SNB-Präsident Jordan signalisierte weiterhin auch ohne festen Mindestkurs seine Bereitschaft, am Devisenmarkt zu intervenieren und Euro zu kaufen, um die heimische Währung zu schwächen. Der Drei-Monats-Libor als Referenzzinssatz bleibt nach der Sitzung im negativen Bereich, die Sichteinlagen der Banken bei der SNB werden ebenfalls mit einem Strafzins von -0,75 Prozent versehen. Kritik aus der Wirtschaft Starke Kritik an der SNB kam von dem für seine deutlichen Worte bekannten Swatch-Chef Nick Hayek. Nach seiner Auffassung zeigte sich die Nationalbank mit der plötzlichen Aufgabe des Mindestwechselkurses im Januar hilflos. Hayek interpretiert die Entscheidung als Kapitulation vor den Märkten und sieht darin ein großes Risiko für das Wiedererstarken des Franken. In der Tat sind die Möglichkeiten der SNB zu einer weiteren Schwächung des Euro beschränkt. Es bleibt die Frage, wie die Schweiz mit einer zu starken Heimatwährung in der Zukunft umgeht. Die Credit Suisse hält als Alternative beispielsweise die Bindung des Franken an einen Währungskorb für möglich.


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