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„Gold ist nicht mehr notwendig“

Gold hat sein Image als Krisenwährung verloren. Die Vermögensverwaltung von Sal. Oppenheim hat das Edelmetall nun ganz aus ihren Portfolios verbannt. Lars Edler, Leiter Investmentstrategie des Bankhauses, sprach mit Julia Löffelholz von Handelsblatt. Der Experte erklärt, warum Gold bei ihm untergewichtet wird.

BÖRSE am Sonntag

Gold hat sein Image als Krisenwährung verloren. Die Vermögensverwaltung von Sal. Oppenheim hat das Edelmetall nun ganz aus ihren Portfolios verbannt. Lars Edler, Leiter Investmentstrategie des Bankhauses, sprach mit Julia Löffelholz von Handelsblatt. Der Experte erklärt, warum Gold bei ihm untergewichtet wird.

Mitte 2011 erreichte der Goldpreis einen Höhepunkt. Doch seitdem befindet sich das Edelmetall im Sinkflug. Können Sie uns den langjährigen Abwärtstrend erklären?

Lars Edler: Da spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Während der Finanzkrise hat die Sorge um den Euro den Goldpreis in die Höhe getrieben. Mittlerweile sind aber die meisten Marktteilnehmer überzeugt, dass der Euro Bestand haben wird. Auch die Befürchtung, dass es zu Inflation kommt, weil die EZB Liquidität in den Markt pumpt, hat sich nicht bestätigt. Die Finanzmärkte haben sich durch die Geldpolitik der EZB letztlich sogar erholt. Deshalb sehen die Menschen eine Anlage in Gold nicht mehr als so notwendig an.

Auch das Zinsniveau dürfte relevant sein...

Für die Entwicklung des Goldpreises ist es immer schon schlecht gewesen, wenn in den USA die Realzinsen, also Zins abzüglich Inflation, gestiegen sind. Auch jetzt steht die USA wieder am Anfang eines Zinssteigerungszyklus. Dadurch wird der Geldmarkt attraktiver und die Menschen fragen sich, warum sie ihr Gold halten sollten, wo sie doch darauf gar keine Zinsen bekommen.

Nun nimmt Ihre Privatbank Gold sogar komplett aus den Portfolios. Warum so radikal?

Der Schritt wirkt nur auf den ersten Blick radikal. Bereits seit Frühjahr 2013 haben wir den Anteil von Gold in unseren Portfolios verringert. Für uns als Vermögensverwaltung muss das Risikoprofil einer Anlage immer mindestens so gut sein, wie das anderer Anlagen. Diese Bedingung erfüllt Gold nicht mehr. Relativ zu anderen Anlagen ist das Edelmetall momentan unattraktiv. Kurzgesagt: Gold ist out.

Ist diese Entscheidung nun endgültig oder ist es möglich, dass Sal. Oppenheim in einigen Monaten wieder einen Einstieg empfiehlt?

Für uns ist das eine längerfristige Entscheidung. Der Zinssteigerungszyklus in den USA steht noch am Anfang. Wir vermuten, dass er sehr lange dauern wird und sich Gold in dieser Zeit nicht nachhaltig erholen wird. In ferner Zukunft kann es aber natürlich sein, dass Gold wieder attraktiver wird. Aber hier reden wir nicht von Monaten, sondern von Jahren.

Seit Mitte Juli ist der Goldpreis wieder leicht gestiegen. Haben Sie sich vielleicht zu früh vom Gold verabschiedet?

Gold hat im Vergleich zu anderen Anlagen eine sehr hohe Volatilität, das heißt eine sehr hohe Schwankung. Langfristig ist sie drei Mal so hoch wie die deutscher Staatsanleihen. Das bedeutet natürlich auch, dass es immer wieder zu Preissteigerungen kommen kann. Aber ich habe nichts von einer Vermögensform, die am einen Tag 100 Dollar gewinnt und am nächsten Tag wieder 100 Dollar verliert. Das erhöht lediglich das Risiko im Portfolio. Wir betrachten lieber die langfristige Entwicklung und langfristig ist der Goldmarkt nicht mehr intakt.

Wagen Sie eine Prognose? Wie wird sich der Goldpreis in den kommenden ein oder zwei Jahren entwickeln?

Das ist nicht ganz einfach, weil eine solche Prognose davon abhängig ist, wie sich die Zinsen in den USA, der Dollarkurs und die wirtschaftliche Situation der Emerging Markets entwickeln. Aber ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass wir uns in zwei Jahren im Bereich von 850 Dollar pro Feinunze bewegen.

Prominente Anleger wie der frühere Hedgefonds-Manager Stanley Druckenmiller haben gerade Gold gekauft. War das eine falsche Entscheidung?

Nicht alle Hedgefonds-Manager sind derselben Meinung wie Stanley Druckenmiller: John Paulson etwa hat Gold verkauft. Er scheint die Zeichen der Zeit ähnlich zu deuten wie wir. Als Vermögensverwaltung ist unsere Aufgabe ein langfristiger Vermögenserhalt. Und dazu passen risikoreiche Investments, egal ob in Gold oder einer anderen Vermögensform, eben nicht.

Der Anstieg des Goldpreises bis zum Jahr 2011 war vor allem der Finanzkrise zu verdanken, in der sich Gold als sicherer Hafen bewährte. Taugt Gold nicht mehr als Krisenwährung und Depotabsicherung?

Wir haben in den vergangenen Jahren viele Krisen gesehen, die eine Wirtschaft erleben kann und da hat sich Gold als Krisenwährung nicht mehr bewährt. Gold würde sich aus unserer Sicht noch bei einer sehr starken Inflation lohnen. Und mit „sehr stark“ meine ich nicht drei Prozent Inflation, sondern sechs oder sieben Prozent.

Welche Alternativen empfehlen Sie zu Gold?

Wir suchen verstärkt Fonds, die möglichst unabhängig von den Trends am Aktienmarkt und am Rentenmarkt stabile Erträge liefern. Außerdem kaufen wir hochwertige Anleihen von Staaten außerhalb der Euro-Zone und auch aus den Emerging Markets. Ein großer Teil der Vermögensverwaltung liegt zudem in Aktien. Unser Entscheidungshorizont in der Vermögensstrukturierung ist aber eher kurzfristig: Wir leben in einer Welt, in der nicht alles gesund und heil ist. Da muss man flexibel sein.

Sollten sich auch private Anleger ein Vorbild an Ihrer Bank nehmen und ihre gekauften Goldmünzen und Barren verkaufen?

Wenn sich jemand einen Goldbarren kaufen und in seinen Tresor legen möchte, ist das als langfristige Versicherung sicherlich nicht verkehrt. Ich würde den Leuten in diesem Fall nicht zu einem Verkauf raten. Denn als sie das Gold gekauft haben, haben sie es bestimmt als Absicherung für eine konkrete Befürchtung gekauft. Und als solche Sicherheit gibt es den Menschen einen gewissen Wohlfühlfaktor, was für den jeweiligen Investoren wiederum einen positiven Nutzen stiften kann.

Vielen Dank für das Interview.