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Der Mercedes-Stern glänzt wieder

Von Imageproblemen kann angesichts der jüngsten Absatzzahlen keine Rede mehr sein. Daimler gilt wieder als jung, sexy und definiert selbstbewusst den Zeitgeist. Im September feierten die Erfinder des Automobils einen neuen Verkaufsrekord. Quer durch die Modellpalette läuft es für die Schwaben derzeit wie geschmiert. Einzig der Aktienkurs ist wegen der schwierigen Situation des Gesamtmarkts noch nicht in Fahrt. Doch auch das könnte sich bald ändern.

BÖRSE am Sonntag

Von Imageproblemen kann angesichts der jüngsten Absatzzahlen keine Rede mehr sein. Daimler gilt wieder als jung, sexy und definiert selbstbewusst den Zeitgeist. Im September feierten die Erfinder des Automobils einen neuen Verkaufsrekord. Quer durch die Modellpalette läuft es für die Schwaben derzeit wie geschmiert. Einzig der Aktienkurs ist wegen der schwierigen Situation des Gesamtmarkts noch nicht in Fahrt. Doch auch das könnte sich bald ändern.

Das war ein wahrhaft goldener September für Daimler. Niemals zuvor verkaufte der Stuttgarter Automobil-und Nutzfahrzeughersteller so viele Autos in einem Monat. Der Absatz der Marke Mercedes-Benz steigerte sich im Vergleich zum Vorjahresmonat um knapp 14 Prozent auf 162.746 Fahrzeuge. Besonders das starke China-Geschäft trug maßgeblich zum Erreichen der Rekordmarke bei. So konnte das schwäbische Traditionsunternehmen im September ein Absatzplus von fast 24 Prozent im Reich der Mitte verzeichnen. Im bisherigen Gesamtjahr 2014 lieferte Daimler im weltgrößten Automobilmarkt mit 203.485 Stück 30 Prozent mehr Autos mit dem Stern an die Kunden aus als im Vorjahr. Aber auch in Europa sowie Nordamerika läuft es derzeit richtig rund. In den vergangenen neun Monaten realisierte die Daimler-Pkw-Sparte Zuwachsraten von acht Prozent. Lediglich im Heimatmarkt Deutschland gibt es keine Verbesserung. Hier stagniert der Absatz bei gut 190.000 Fahrzeugen.

Einen nicht unerheblichen Anteil am derzeitigen Erfolg haben die neuen Modelle der Stuttgarter. Die Siegeszüge der neuen E-Klasse, des CLA oder des GLA beweisen, dass die innovative Designsprache sehr gut angenommen wird. Kunden können sich durch diese optisch von der Masse abheben. Außerdem spricht das neue Design gerade jüngere Menschen an, und öffnet die Marke für neue Zielgruppen. So gelang es mit den Modellen der Kompaktklasse, zu denen neben dem CLA und dem GLA auch die neue  A- und B-Klasse gehört, das Durchschnittsalter der Mercedes-Käufer um rund zehn Jahre zu senken. Diese Frischzellenkur tut dem Traditionshaus besonders gut, da die Käufergruppe im Schnitt über 50 Jahre alt ist. Außerdem peilt Daimler durch die Erhöhung der Modell-Attraktivität für jüngere Kunden eine Steigerung der langfristigen Kundenbindung an. Mercedes-Benz Kunden sind nämlich die loyalsten in der Autobranche. „Wenn sich also ein 30-Jähriger für einen CLA entscheidet, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass er bei Mercedes-Benz bleibt und sich später eine C- oder E-Klasse leistet“, hofft Mercedes-Vertriebschef Ola Källenius.

Die Öffnung der Marke für jüngere und neue Zielgruppen beschert Mercedes- Benz einen Top Platz in dem jüngst veröffentlichten Ranking des renommierten US-Markenberatungsunternehmens Interbrand. Demnach  steigt die Marke mit dem Stern auf Rang 10 der wertvollsten Marken weltweit. Kein anderes europäisches Unternehmen ist so weit oben platziert. Damit untermauert Daimler seinen Anspruch, die wertvollste Premium-Automobilmarke der Welt zu sein. Der Markenwert wuchs im Vergleich zum Vorjahr um acht Prozent auf 34,34 Milliarden Dollar und ist somit seit 2009 kontinuierlich gestiegen. In den vergangenen beiden Jahren belegte Mercedes-Benz Rang 11. „Wir sind stolz und freuen uns sehr, dass wir durch unsere fokussierten Marketingmaßnahmen den Wert unserer Marke weiter steigern konnten", sagt Dr. Jens Thiemer, Leiter Markenkommunikation Mercedes-Benz Pkw. „Das zeigt, dass wir mit unserer Produktoffensive und der neuen Vertriebsstrategie, die sich beide konsequent an den Bedürfnissen und Wünschen der Kunden orientieren, ganzheitlich mit neuen Bestwerten punkten - beim Absatz ebenso wie beim Renommee.“

Die Aktie allerdings kann diese Steilvorlage derzeit nicht aufnehmen. Der gesamte DAX befindet sich auf dem Weg nach unten, und auch die Daimler-Aktie hat den Rückwärtsgang eingelegt. Anleger befürchten durch die politischen Krisenherde und die unsichere Konjunktur in Europa negative Auswirkungen auf die Automobilbranche. In Russland etwa wurden in diesem Jahr deutlich weniger Autos verkauft. Allerdings konnte Mercedes-Benz dort trotz des rückläufigen Gesamtmarktes 20 Prozent mehr Autos als im Vorjahreszeitraum absetzen. Dennoch ist auch der schwäbische Weltkonzern vor künftigen Absatzeinbrüchen nicht gefeit, sollten die globalen politischen Spannungen weiter anhalten. Die Analysten werden trotzdem nicht müde, neue Kaufempfehlungen für die Daimler-Aktie auszusprechen. Die Deutsche Bank hat die Einstufung für Daimler auf "Buy" mit einem Kursziel von 75 Euro gesetzt. Der US-Markt entwickle sich weiterhin sehr stark. Daimler sei derzeit in der Branche wohl am besten positioniert. Die französische Investmentbank Exane BNP Paribas hat die Einstufung mit einem Kursziel von 76 Euro belassen. Die Marktschätzungen für die europäischen Autokonzerne dürften in den kommenden Monaten sinken, schrieb Analyst Stuart. Doch der Zeitpunkt, Kursschwächen zum Kauf zu nutzen, sei inzwischen nah. Also bleibt die Aktie trotz der unwägbaren politischen Risiken und dem schwächelnden Gesamtmarkt in den Augen der meisten Experten dank der aktuellen operativen Erfolge und der gigantischen Markenkraft attraktiv.