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Revolution in 3D: SLM begeistert Investoren

Nach dem großzügigen Übernahmeangebot durch den US-Riesen General Motors ist die Aktie der Lübecker Firma SLM Solutions schon jetzt um 40 Prozent gestiegen. Analysten sehen in der neuentwickelten 3D-Druck-Technologie jedoch weitaus mehr Potential. Sie trauen der Aktie noch viel zu – die Investoren ebenso.

BÖRSE am Sonntag

Nach dem großzügigen Übernahmeangebot durch den US-Riesen General Motors ist die Aktie der Lübecker Firma SLM Solutions schon jetzt um 40 Prozent gestiegen. Analysten sehen in der neuentwickelten 3D-Druck-Technologie jedoch weitaus mehr Potential. Sie trauen der Aktie noch viel zu – die Investoren ebenso.

Dem Lübecker Start-Up-Unternehmen SLM Solutions ist mit seiner innovativen Technik ein echter Coup gelungen. Am vergangenen Dienstag gab der amerikanische Mischkonzern General Electric sein Übernahmeangebot bekannt. Und das liegt mit 38 Euro je Aktie satte 37 Prozent über dem Schlusskurs vom Montag. Die Börse reagierte schnell. Schon am nächsten Tag schoss die Aktie die besagten 37 Prozent in die Höhe – und im weiteren Verlauf mit einem Wert von knapp 40 Euro sogar darüber hinaus.

Grund für das Interesse von GE ist ein einzigartiges 3D-Metalldruck-Verfahren, das die Lübecker entwickelt haben. Das Prinzip dahinter ist einfach: Dem deutschen Start-Up-Unternehmen ist es gelungen, einen leistungsfähigen 3D-Metalldrucker zu bauen, mit dem Fertigbauteile wie etwa Flugzeugturbinen hergestellt werden können. Experten zufolge könnte diese Technik die Fertigungsprozesse von Industrieunternehmen revolutionieren. Denn auf diese Weise können verschiedenste Teile gedruckt werden, die bisher nur gegossen oder gefräst werden konnten. Die Vorteile gegenüber den traditionellen Methoden sind beeindruckend: Nicht nur, dass bei der „additiven Fertigung“ wesentlich weniger Abfall entsteht. Auch sind die produzierten Teile meist robuster und leichter als herkömmliche Werkstücke.

Revolutionäre Technik

GE erwartet, dass sich mit der neuen Technik die Produktionskosten in den nächsten zehn Jahren voraussichtlich um drei bis fünf Milliarden Dollar senken könnten. Das amerikanische Unternehmen sieht daher in der Lübecker Innovation den Weg der Zukunft. „Additive Fertigung ist ein Schlüsselelement in der Entwicklung von GE zu einem digitalen Industrieunternehmen“, erklärte der Chef der Flugzeugsparte GE Aviation, David Joyce. So plant der Konzern unter anderem, die Turboprop-Motoren der neuen Cessna auf diese Weise herzustellen.

Erst zwei Jahre nach dem Börsenstart könnte damit die Karriere der jungen Lübecker Firma auf dem Parkett schon wieder beendet sein. Doch ist der Aufstieg beeindruckend. Im Jahr 2014 schaffte es die Firma nur mit Mühe an die Börse. Im vergangenen Jahr schrieb das Unternehmern mit 310 Mitarbeitern und einem Umsatz von 66 Millionen Euro dann erstmals schwarze Zahlen. In diesem Jahr soll der Umsatz zwischen 85 und 90 Millionen liegen. Wohl auch dank des starken Wachstums ist GE nun bereit umgerechnet rund 680 Millionen Euro für den deutschen Maschinenbauer zu bezahlen. Überhaupt hatten die Amerikaner schon früh das Potenzial der Lübecker erkannt und waren von Beginn an einer der wichtigsten Kunden von SLM Solutions. „General Electric begleitet uns als Anwender und Kunde schon seit unserer Anfangszeit“, sagte Aufsichtsratschef Hans-Joachim Ihde gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. „In der Luft- und Raumfahrttechnik haben sie frühzeitig die Vorteile des selektiven Laserschmelzens - zum Beispiel beim eingesparten Gewicht der Bauteile – erkannt.“

Diese guten Beziehungen helfen nun auch bei dem Übernahmeversuch. So hatte GE zugesichert, die Standorte von SLM erhalten zu wollen und die Belegschaft sogar auszubauen. Zudem soll das bestehende Management in der Firma gehalten werden. Vorstand und Aufsichtsrat kündigten daraufhin an, den Aktionären die Annahme des Angebots von GE zu empfehlen. 31,5 Prozent der Aktien hat GE bei dem Deal allerdings schon sicher. Sowohl Firmengründer Ihde als auch Großaktionär DPE (Deutsche Private Equity) haben angekündigt, ihre Anteile andienen zu wollen. Die Übernahme kommt allerdings nur zustande, wenn GE sich 75 Prozent der Anteile sichern kann.

Analysten glauben an Bieterwettbewerb

Analysten und Aktionäre zeigten sich begeistert von dem Übernahmeangebot. Allerdings sehen sie in den Plänen von GE nicht das Ende, sondern erst den Anfang eines Bieterwettbewerbs. Analyst Philip Saliba von der Investmentbank HSBC sieht die Anleger des 3D-Drucker-Herstellers beispielsweise in einer komfortablen Warteposition. Aufgrund der starken Marktkonsolidierung mit wenigen noch verbleibenden Spezialisten sei sogar ein Gegenangebot möglich, glaubt der Analyst. Die Wahrscheinlichkeit eines solchen Angebots schätzt Deutsche-Bank-Analyst Uwe Schupp auf etwa 25 Prozent. Zu 50 Prozent geht Schupp jedoch davon aus, dass GE aufgrund der hohen Bedeutung der noch jungen Technologie sein Angebot noch einmal nachbessern wird, um den Erfolg der Offerte sicherzustellen. Das Kursziel erhöhte der Analyst daher auf 48 Euro pro Aktie und stufte das Papier auf „Buy“ ein.

Es wird nun interessant sein zu beobachten, wie sich GE-Konkurrenten wie etwa Siemens nach dem Angebot verhalten. Sollten sie tatsächlich ein Gegenangebot vorlegen, könnte der Wert des Lübecker Unternehmens noch einmal kräftig steigen. Aufgrund der langjährigen Geschäftsbeziehungen und GEs umfangreichen Zusicherungen an Management und Belegschaft könnte es für Mitwerber jedoch schwierig werden, das amerikanische Angebot bei Vorstand und Aufsichtsrat auszustechen. Robin Schenkewitz