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Vapiano: Der (Erfolgs)-Hunger bleibt enorm

Satt ist Vapiano noch lange nicht: Die Restaurantkette expandiert seit ihrem Börsengang Ende Juni kräftig in neue Filialen im In- und Ausland. Zudem kommt das Take-Away- und Liefergeschäft in Schwung. Während die Wachstumsstrategie bei den Umsatzzahlen erste Früchte trägt, gibt es in puncto Profitabilität noch Luft nach oben. Und auch der große Appetit der Aktionäre auf die Aktie bleibt bislang aus. Wieviel Potential birgt das Papier?

BÖRSE am Sonntag

Satt ist Vapiano noch lange nicht: Die Restaurantkette expandiert seit ihrem Börsengang Ende Juni kräftig in neue Filialen im In- und Ausland. Zudem kommt das Take-Away- und Liefergeschäft in Schwung. Während die Wachstumsstrategie bei den Umsatzzahlen erste Früchte trägt, gibt es in puncto Profitabilität noch Luft nach oben. Und auch der große Appetit der Aktionäre auf die Aktie bleibt bislang aus. Wieviel Potential birgt das Papier?

In Deutschland wirkt es nur 15 Jahre nach der Unternehmensgründung so, als sei Vapiano allgegenwärtig. Von der Nordsee bis ins Breisgau, von der Ostsee bis nach Aachen, von Berlin bis München – im ganzen Land hat sich die Kölner Italo-Kette mit ihren schicken Designermöbeln, Köchen, die das Essen frei nach Wunsch vor den Augen der Kunden zubereiten, und dem innovativen Bezahlsystem per Chipkarte hierzulande einen Namen gemacht. Doch auch über die deutschen Landesgrenzen hinweg fasst Vapiano zunehmend Fuß und konnte vergangenes Jahr in Europa mit 46 Prozent erstmals mehr Einnahmen erwirtschaften als auf dem Einzelmarkt in Deutschland, der mit 45 Prozent aber nach wie vor den Erfolg des Unternehmens maßgeblich prägt.

Dennoch schreitet die Internationalisierungsstrategie stetig voran. Inzwischen ist der markante rote Vapiano-Schriftzug schon auf fünf Kontinenten in 32 verschiedenen Ländern zu sehen. Bis zum Ende des Geschäftsjahres 2017 werden weltweit über 205 Restaurants in Betreib sein. Im nächsten Jahr dann sollen 30 bis 35 neue Filialen hinzukommen, darunter in den Metropolen London, Miami und Doha. „Auch für die kommenden Jahre bleibt der Ausbau unseres Restaurantnetzwerks unsere absolute Priorität“, verkündet CEO Jochen Halfmann die Strategie. Bis 2020 soll sich das Filialnetz über Schnellrestaurants an 350 verschiedenen Standorten erstrecken.

Um das Angebot für den Kunden künftig noch attraktiver zu gestalten, plant Vapiano neben dem Netzausbau der Filialen auch eine Vergrößerung der Take-Away- und Lieferservices. Während aktuell mehr als 30 Prozent aller Restaurants mit speziellen Take-Away und Lieferservicekapazitäten ausgestattet sind, soll diese Zahl im kommenden Jahr bereits auf 75 Prozent gesteigert werden. Auch die Entwicklung und Nutzung der Vapiano Order-Website und der Vapiano People App, mit der Gäste Take-Away oder Home Delivery ordern, im Restaurant Getränke von der Bar bestellen, Loyalty-Punkte sammeln und mit ihrem mobilen Endgerät bezahlen können, dürfte für mehr Kundenzufriedenheit sorgen. „Wir bauen den digitalen Anteil unseres Geschäfts weiter aus, dazu gehört insbesondere unser Take-Away- und Home Delivery-Geschäft, das es unseren Gästen ermöglicht, Vapiano jederzeit und überall zu genießen. Diese Wachstumstreiber werden wir im vierten Quartal sowie in den nächsten Jahren weiter nutzen, um Vapiano auch digital erlebbar werden zu lassen", erklärt Halfmann.

In Anbetracht dieses Maßnahmenpakets rechnen Analysten mit einem klaren Impuls auf den Gewinn und erwarten, dass im Geschäftsjahr 2018 ein positives Nettoergebnis für die Domstädter herausspringen könnte. Aktuell schreibt Vapiano tiefrote Zahlen und blickt auf ein Defizit von 13,5 Millionen Euro für das erste Halbjahr 2017 zurück, während das Minus im Vorjahr mit 3,7 Millionen Euro noch deutlich moderater ausfiel. Wenngleich der operative Gewinn zwischen Juli und September aufgrund des starken Geschäfts in Deutschland und Frankreich um beachtenswerte 84,2 Prozent gesteigert werden konnte, weist das Unternehmen auch fürs dritte Quartal einen Verlust in Höhe von 3 Millionen Euro aus. Die starken Kosten verbunden mit dem Börsengang und den Investitionen in die Expansionsstrategie zeigten deutliche Spuren.

Beim Umsatz hingegen blickt Vapiano auf weitaus erfreulichere Zahlen zurück. Im ersten Halbjahr 2017 kletterte der Konzernerlös im Vergleich zur Vorjahresperiode um über 40 Prozent auf 153,6 Millionen Euro, was allen voran auf die neu zugekauften Restaurants zurückzuführen war. Auf vergleichbare Fläche wuchs der Umsatz allerdings ebenfalls immerhin um knapp sechs Prozent. Und auch die Umsatzzahlen fürs dritte Quartal weisen einen Anstieg um 31,3 Prozent auf 82,3 Mio. Euro auf, wenngleich sich das Wachstum mit 4,8 Prozent auf vergleichbarer Fläche etwas an Schwung einbüßte. Insgesamt haben die Kölner damit in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres 235,9 Millionen Euro erwirtschaftet, was ein deutliches Plus von 37,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet.

Trotz der Zahlen, die eindrucksvoll das deutliche Wachstum der Schnellrestaurantkette dokumentieren, ist der Appetit der Anleger auf Vapiano bislang eher gering und bewegt sich in etwa auf Niveau des Ausgabepreises von 23 Euro. Insbesondere konservative Anleger zeigen sich zurückhaltend, da es noch einige Zeit dauern dürfte, bis Vapiano Dividenden ausschüttet. Zudem ist die internationale Wachstumsstrategie mit vielen Risiken behaftet. Ob es Vapiano eines Tages tatsächlich gelingt, auch international allgegenwärtig zu sein? Bislang spricht einiges dafür, ein Investment ins Papier braucht allerdings Mut. WIM