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Vattenfall: Volle (Wind)-Kraft voraus

Vattenfall hat es vorgemacht, EON zieht jetzt nach: Der Strategiewechsel in der Stromerzeugung ist vollbracht! Die zukunftsorientierte Zauberformel „Wind + Wasser=Wärme“ entspricht der neuen Weltanschauung.

BÖRSE am Sonntag

Vattenfall hat es vorgemacht, EON zieht jetzt nach: Der Strategiewechsel in der Stromerzeugung ist vollbracht! Die zukunftsorientierte Zauberformel „Wind + Wasser=Wärme“ entspricht der neuen Weltanschauung.
 
Als Deutschlands Energieriese EON vergangene Woche bekannt gab, man wolle sich aus der klassischen Energiegewinnung gänzlich zurückziehen, zeigten sich viele Experten durchaus verblüfft. Die bisherigen Hauptgeschäfte Atom, Kohle und Gas sollen ausgegliedert werden, stattdessen setzen die Düsseldorfer fortan auf erneuerbare  Energien, Energienetze und Kundendienstleistungen. Diese neue Strategie gleicht einem lauten Paukenschlag. Nicht nur Medien, Politiker, Strom-Kunden oder Anleger verfolgen den historischen Schritt des einstigen wirtschaftlichen Leuchtturms Deutschlands, der nun nach Jahrzehnten seinem Kerngeschäft den Rücken zukehrt, gebannt.

Auch und vor allem die Konkurrenz schaut dieser Tage voller Spannung in die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt. Der schwedische Staatskonzern Vattenfall, hierzulande immerhin viertgrößter Versorger, hat den geplanten Konzernumbau von EON „sehr interessiert zur Kenntnis genommen", sagt ein Sprecher. Allerdings zeigt sich der Konzern, dessen Namen auf Schwedisch „Wasserfall“ bedeutet, wenig überrascht von der tiefgreifenden Entscheidung des Rivalen. Schließlich geht Vattenfall seit einigen Jahren einen ganz ähnlichen Weg. So wurden in den vergangenen drei bis vier Jahren laut Konzernangaben alle Investitionsentscheidungen zugunsten der erneuerbaren Energie getroffen. Den Schwerpunkt legen die Schweden dabei auf die Windkraft vor den Küsten.
 
Seit dem 3. Dezember speist das sogenannte Offshore-Windkraftwerk DanTysk 70 Kilometer westlich der Insel Sylt den ersten Windstrom von der Nordsee in das deutsche Stromnetz ein. „Wir freuen uns sehr, dass wir jetzt die erste Stromerzeugung von DanTysk vermelden können. Mit diesem Projekt und dem bereits 2015 folgenden Schwesterprojekt „Sandbank“ leisten wir – gemeinsam mit unseren Partnern der SWM – einen wesentlichen Beitrag zum weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland. Ich danke dem Projektteam, allen Mitarbeitern und beteiligten Unternehmen für die hervorragende Teamleistung“, freut sich Gunnar Groebler, Chef der Business Unit Renewables in der Regionaleinheit Kontinentaleuropa/UK bei Vattenfall.

Die 80 Windenergieanlagen, der 3,6-Megawatt (MW)-Klasse des Herstellers Siemens, deren Höhe vom Meeresspiegel bis zur Rotorblattspitze knapp 150 Meter beträgt, werden nun Anlage für Anlage schrittweise ans Netz gehen. Im kommenden Frühling soll DanTysk, das Joint Venture von Vattenfall (51 Prozent) und den Stadtwerken München (49 Prozent), dann bei ganzer Leistungsstärke vollständig am Netz sein. Bis zu 400.000 Haushalte kann der Windpark nach Angaben des Herstellers mit klimaneutralem Strom versorgen.
 
Die Braunkohlegruben und Kohlekraftwerke in der Lausitz haben hingegen keine Zukunft mehr. Diese will Vattenfall möglichst zeitnah loswerden. „Wir haben keinen genauen Zeitplan, aber wir haben gesagt, dass wir versuchen werden, das so schnell wie möglich zu machen“, sagt Konzern-Chef Magnus Hall. Dabei betont er, dass gründliche Abwägungen nötig seien. Neben der Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern gehe es auch um eine gute Umweltbilanz. Alle Beteiligten müssten sich mit dem Käufer wohlfühlen. Vattenfall habe sich offen gezeigt, Sachsen und Brandenburg in den Verkaufsprozess einzubinden, sagt Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich. „Weil sie sich in der sozialen und umweltpolitischen Verantwortung sehen gegenüber den zwei Bundesländern.“

Ein zügiger Verkauf sorge für „Planungssicherheit und für Klarheit, nicht nur für das Unternehmen selbst, sondern für die Beschäftigten und die gesamte Region". Wer als Käufer in Frage komme, will der Vattenfall-Chef nicht kommentieren. Allerdings soll die Entscheidung erst nach den nächsten (Neu)-Wahlen in Schweden fallen. Diese wurden unlängst von Ministerpräsident Stefan Löfven, dessen Haushaltsentwurf seiner rot-grünen Koalition im Parlament keine Mehrheit fand, für kommenden März angekündigt. Derzeit betreibt Vattenfall – nach eigenen Angaben der fünftgrößte Stromerzeuger Europas – im zweitgrößten Braunkohlerevier Deutschlands fünf Gruben in Sachsen und Brandenburg sowie mehrere Kraftwerke.

Die Bemühungen von Vattenfall, den CO2-Fußabdruck zu verringern, gehen aber noch weit über diese Entscheidung gegen Kohlekraftwerke und Kohlegruben hinaus. Seit Neuestem nämlich engagiert der schwedische Energieriese den Webshop Intershop, um möglichst viele grüne Produkte an den Kunden zu bringen, die für eine effiziente Energienutzung garantieren. Von umweltfreundlichen Glühlampen über Wassersparventile bis hin zu mit Solarenergie betriebenen Radios und intelligenten Energiemessgeräten findet der ökologisch-denkende Kunde all das, was für mehr Nachhaltigkeit steht. Vattenfall bleibt damit auch im Web seiner Vision, mit einem starken und breitgefächerten Erzeugungsportfolio in der Entwicklung einer nachhaltigen Energieversorgung eine führende Rolle zu spielen, treu.