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5 Dax-Aktien mit Neujahrspotenzial

Das Börsenjahr 2022 geriet turbulent. Ein strauchelnder Gesamtmarkt stand am Ende vereinzelten Outperformern gegenüber. Das Stock Picking feierte so eine Art Renaissance, während breit gestreute ETFs an Attraktivität einbüßten. Das könnte auch 2023 erst einmal so bleiben. Wir blicken deshalb auf fünf Papiere, die im neuen Potenzial für Kursgewinne bieten.

(Foto: Wirestock Creators / Shutterstock)

Das Börsenjahr 2022 geriet turbulent. Ein strauchelnder Gesamtmarkt stand am Ende vereinzelten Outperformern gegenüber. Das Stock Picking feierte so eine Art Renaissance, während breit gestreute ETFs an Attraktivität einbüßten. Das könnte auch 2023 erst einmal so bleiben. Wir blicken deshalb auf fünf Papiere, die im neuen Potenzial für Kursgewinne bieten.

Allianz: sicherer Hafen mit starken Gewinnaussichten

Im dritten Quartal 2022 hat die Allianz mit 2,5 Milliarden Euro rund 17 Prozent mehr verdient als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Der operative Gewinn stieg um sieben Prozent auf 3,5 Milliarden Euro. Für das Gesamtjahr peilt Vorstandschef Oliver Bäte einen operativen Gewinn von 13,4 bis 14,4 Milliarden Euro an. Damit befindet sich die Prognose im oberen Bereich der bislang anvisierten Zielspanne. Am Ende könnte ein Rekordergebnis in den Büchern stehen.

Lange belastete den Münchner Versicherungsriesen der Anlageskandal um die US-Fondstochter AGI. Im Branchenvergleich hinkt die Allianz-Aktie deshalb der Konkurrenz hinterher, noch immer ist das Vor-Corona-Hoch von rund 230 Euro nicht erreicht. Aktuell kosten die Titel 202,60 Euro. Per milliardenschweren Vergleich ist der Streit mit Investoren nun aber beigelegt. Das bedeutet zunächst zwar hohe Kosten, diese kann sich die Allianz aber locker leisten. Die Unsicherheit unter Investoren dürfte derweil verschwinden, was die Aktie im kommenden Jahr zunehmend beliebt machen könnte.

Fundamental bietet die Allianz Anlegern schließlich eine ganze Menge an. Nach dem starken Geschäftsjahr 2022 dürfte die Dividende 2023 erneut angehoben werden. Schon jetzt liegt die Dividendenrendite bei stattlichen 5,6 Prozent. Zudem könnten weitere Aktienrückkäufe  folgen. Zunächst sollen bis Ende 2023 Aktien für rund eine Milliarde Euro zurückgekauft werden. Michael Huttner von der Privatbank Berenberg sieht den Konzern „auf allen Zylindern laufen“. Das hätten die jüngsten Kennziffern bestätigt. Die Aktie sei sehr stark unterbewertet, so Huttner. Sein Kursziel hob er von 267 auf 271 Euro an. Auch Deutsche Bank-Analyst Hadley Cohen lobt die Ergebnisse des dritten Quartals und den angekündigten Aktienrückkauf. Sein Kursziel beließ er bei 235 Euro.

Im aktuellen Börsenumfeld, das sich im neuen Jahr zunächst eine Fortsetzung finden dürfte, zahlen sich die defensiven Qualitäten der Versicherungsbranche aus. Steigende Energie- und Erzeugerpreise setzen dem Sektor im Vergleich nur wenig zu, die steigenden Zinsen führen derweil zu höheren Erträgen. Versicherungen braucht der Mensch zudem auch in einer Rezession, während er woanders womöglich sparen muss. Damit bietet die Branche Anlegern derzeit auch so etwas wie einen sicheren Hafen. Während die Aktien der Münchner Rück oder des französischen Konkurrenten AXA bereits stark gestiegen sind, bietet die Allianz innerhalb der Branche das meiste Aufholpotenzial an.

Adidas: Björn Gulden sorgt für Aufbruchstimmung

Der mittelfränkische Sportartikelhersteller hat ein Katastrophenjahr hinter sich. Zum vierten Mal im Jahr 2022 senkte Adidas im November die Gewinnprognose. Inzwischen erwartet der nach Nike zweitgrößte Sportartikelhersteller der Welt nur noch ein Jahresergebnis von 250 Millionen Euro. Der Umsatz soll zudem nur noch im einstelligen Prozentbereich zulegen. Die operative Marge erwarten die Herzogenauracher bei nur noch 2,5 Prozent. Durch Putins Krieg gegen die Ukraine hat sich Adidas zudem komplett aus Russland zurückgezogen. In China belasteten Boykott-Aufrufe gegen westliche Märkte das Geschäft ebenso wie die strenge Corona-Politik der Regierung. Nun hat man auch noch die Zusammenarbeit mit Rapper Kanye West aufgegeben, weil dieser mit antisemitischen Aussagen für Aufsehen gesorgt hatte. Dieser steuerte über seine Marke Yeezy allerdings rund zwei Milliarden US-Dollar zum Konzernumsatz bei. Es hat seine Gründe, warum der Kurs der Aktie innerhalb von eineinhalb Jahren von 320 Euro auf zuletzt 95 Euro gefallen ist. Nach der Kurserholung zum Jahresende steht der Kurs bei 125 Euro. Das entspricht immer noch einem Abschlag von 62 Prozent.

Die Aktie aber könnte ihren Boden inzwischen ausgebildet haben. Die negativen Geschehnisse dürften ähnlich wie die darauf aufbauenden, niedrigen Erwartungen für das neue Jahr im Kurs eingepreist sein. Mit dem Coup um Björn Gulden, der vom direkten Konkurrenten Puma kommt und zum neuen Jahr seine Arbeit als Vorstandschef bei Adidas aufnimmt, scheint zudem die Kursphantasie ein Stück weit zurück.

Gulden habe Puma nach Jahren deutlich unterdurchschnittlicher Entwicklung und Marktanteilsverlusten zurück in die Spur gebracht, schreibt JP Morgan-Analystin Chiara Battistini. Der Norweger haben bereits bei Puma im Bereich Produkte und Kommunikation neue Akzente gesetzt, genau dort also, wo auch Adidas nun neue Ideen brauche, so die Expertin weiter. Nicht nur von Battistini wird Gulden gelobt. Bryan Garnier-Experte Cedric Rossi beschreibt Gulden als einen „Veteran mit 30 Jahren Erfahrung im Management von Sport- und Schuhmarken“ und ordnet den Wechsel als Gewinn für Adidas ein.

Es herrscht also Aufbruchstimmung bei Anlegern und Analysten. Die könnte sich 2023 fortsetzen. China hat schließlich eine radikale Wende in seiner Corona-Politik eingeläutet und großflächig die strengen Restriktionen aufgehoben. Die Lieferkettenprobleme, die besonders den Sportartikelkonzernen zu schaffen machten, dürften sich so zunehmend auflösen. Auch das Geschäft im Reich der Mitte könnte wieder anziehen. Da der Aktienkurs bereits tief gefallen ist, könnte dies für eine Erholung reichen.

Porsche: Margenkönig unter Deutschlands Autobauern

Bei Porsche laufen die Geschäfte exzellent. Das ist vor allem hinsichtlich des wirtschaftlich herausfordernden Umfelds bemerkenswert. In den ersten neun Monaten 2022 konnte Porsche den Umsatz von 23,1 auf 26,7 Milliarden Euro steigern. Das operative Ergebnis kletterte von 3,56 auf 5,05 Milliarden Euro. Insgesamt lieferte Porsche 221.512 Neuwagen aus, zwei Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Pro Fahrzeug machte Porsche zudem mehr Umsatz. Die Umsatzrendite stieg von 15,9 Prozent im Vorjahr auf 18,9 Prozent. Damit war Porsche bis zu diesem Zeitpunkt erneut Deutschlands profitabelster Autobauer. Daran haben auch die um 20 Prozent gestiegenen Verkäufe von Sportwagen ihren Anteil. Porsche setzt auf Luxus für die kleine Masse. Ein Geschäftsmodell, das offenbar sehr gut funktioniert. Den Ausblick für 2023 bestätigte das Porsche-Management um Chef Oliver Blume, der gleichzeitig auch CEO von Volkswagen ist. Die Umsatzrendite soll bei 17 bis 18 Prozent liegen und langfristig auf bis zu 20 Prozent steigen.

Das allein lockt zum Einstieg. Das für 2023 erwartete KGV der Porsche-Aktie steht nur bei 5,7. Hinzu kommt: Der Porsche-Börsengang war im September mehrfach überzeichnet, das Interesse an der Aktie der Sportwagenmarke riesig. Es ist davon auszugehen, dass nach wie vor eine Menge Anleger am „Straßenrand“ stehen und auf den richtigen Einstiegszeitpunkt warten. Beruhigt sich das makroökonomische Umfeld, könnte der 2023 kommen.

JPMorgan-Analyst Jose Asumendi, als Branchenkenner sehr anerkannt, sieht in der Porsche-Aktie aber auch im aktuellen Umfeld ein robustes Investment. Anleger hätten die Chance auf ein „einzigartiges Engagement im Luxusauto-Segment“. Herausforderungen wie die hohe Inflation oder die Umwälzungen im Sektor hin zur Automatisierung und E-Mobilität dürfte das Unternehmen aufgrund seiner „starken Preissetzungsmacht“ gut bewältigen können. Sein Kursziel setzt Asumendi bei 140 Euro. Das entspräche einem Aufwärtspotenzial von 30 Prozent. Ein „einzigartiges Profil“ sieht auch Oddo BHF-Experte Anthony Dick. Porsche sei ein „attraktives Investment in unsicheren Zeiten“. Er erwarte mittelfristig die beste Barmittelentwicklung innerhalb der Branche, zudem die „attraktivste Ausschüttungspolitik“. Auch die Deutsche Bank, Goldman Sachs und die Société Générale sehen noch Potenzial für die Aktie des Sportwagenbauers. Stephan Reitmann, Analyst bei letzterer Großbank glaubt den Appetit des Marktes auf starke Premium-Marken noch immer nicht gestillt. Porsche biete eine „attraktive Markenstory“.

Behält Porsche den Appetit auf höhere Umsatzrenditen bei und enttäuscht die Erwartungen nicht, könnte der Kurs im neuen Jahr anziehen. Aufwärtspotenzial ist allemal vorhanden.

Mercedes-Benz: Auf Luxus-Kurs und mit sagenhafter Dividendenrendite

Neben Porsche zielt inzwischen ein weitere Autobauer auf das Luxus-Segment. Ola Källenius hat Mercedes Benz eine neue Nische gesucht. Weg vom Premium-Kampf mit Audi und BMW – und inwischen wohl auch Tesla – versuchen sich die Stuttgarter an exklusivem Hochglanz, der aber immer noch für eine breite Käuferschicht erschwinglich ist. Der Konkurrenz mit Porsche geht man aus dem Weg, indem man nicht auf Sportwagen, sondern eher auf Komfort und exklusives Interieur setzt. Bislang geht die Strategie auf. Bei gleichzeitigen Maßnahmen zur Kostensenkung, verkauft Mercedes vor alle teure Modelle. Die nach wie vor bestehende Chipknappheit fällt damit wenig ins Gewicht, da schlicht die weniger margenträchtigen Modelle länger auf ihre Auslieferung warten müssen. Nach neun Monaten lag die bereinigte operative Marge im PKW-Geschäft 2022 bei 15 Prozent. Das ist nahe an der von Porsche dran. Im dritten Quartal 2022 setzten die Stuttgarter 37,7 Milliarden Euro um und damit 19 Prozent mehr als im Vorjahr. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen uns Steuern stieg um fast 75 Prozent auf 5,3 Milliarden Euro.

Das führt dazu, dass die Aktie extrem günstig daherkommt. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt aktuell bei 5,1. Die Dividendenrendite bei sagenhaften 7,8 Prozent. Eine Unterbewertung liegt da zumindest nahe. Bislang ließen Anleger aufgrund der für 2023 prognostizierten Rezession Vorsicht walten bei konjunktursensiblen Aktien, wie die von Mercedes eine ist. Nun aber legen mehrere Berichte und Analysten verschiedener Wirtschaftsinstitute dar, dass es doch nicht so schlimm kommen könnte, wie zunächst befürchtet. Je nachdem wie robust sich die Wirtschaft in den USA, Europa und China zeigt, könnte die Mercedes-Benz-Aktie 2023 noch einiges an Aufwärtspotenzial anbieten.

Siemens: Neue Wachstumsphantasie dank Digitalgeschäft

Die deutsche Industrieikone überraschte mit ihren jüngsten Quartalszahlen Anleger wie Analysten. Der Konzern habe „die Erwartungen in jeglicher Hinsicht übertroffen“, schrieb UBS-Experte Guillermo Peigneux Lojo. Der Fokus auf Digitalisierungs-, Ressourceneffizienz- und Dekarbonisierungslösungen erweise sich zunehmend als erfolgreich, bewertete Deutsche Bank-Analyst Gael de-Bray die Siements-Entwicklung positiv. Der Übergang hin zu Cloud-Software-Lösungen sei überdies gut gestaltet, lobte der Experte. Die Aktie hält de-Bray für „deutlich unterbewertet“. Sein Kursziel setzt er bei 155 Euro. Aktuell steht die Aktie bei rund 130 Euro. Der Geschäftsbericht sei „in allen Aspekten stark“ gewesen, urteilte Jefferies-Analyst Simon Toenessen. Der optimistische Ausblick auf das Automatisierungsgeschäft widerspreche zudem den Sorgen vor einem Abschwung.

Heißt in Zahlen: Siemens steigerte den Umsatz im letzten Geschäftsquartal 2021/2022 um 18 Prozent auf 20,6 Milliarden Euro, den Gewinn verdoppelte der Konzern auf 2,9 Milliarden Euro. Der Auftragseingang stieg um 14 Prozent auf 21,8 Milliarden Euro. In der Industriesparte stieg das Ergebnis über das gesamte Geschäftsjahr um 17 Prozent auf 10,3 Milliarden Euro. Mit Blick auf die Zukunft besonders wichtig: Das digitale Geschäft wuchs ebenfalls deutlich. Mit einem Umsatzplus von 15 Prozent auf 6,5 Milliarden Euro übertraf Siemens das selbst gesteckte Ziel von zehn Prozent Wachstum pro Jahr. Für das nun laufende, neue Geschäftsjahr erwartet Vorstandschef Roland Busch rund 13 Prozent Wachstum. Auf Konzernebene rechnet er mit einem Umsatzanstieg von sechs bis neun Prozent. Das bereinigte Ergebnis je Aktie soll auf 9,20 Euro steigen.

Siemens treibt die Spezialisierung auf die Digitalisierung und Automatisierung von Fabriken voran. Für Anleger ist das ein gutes Zeichen, denn in diesem Bereich lauern die wohl größten Wachstumschancen. Darüber hinaus arbeitet Siemens weiter an der Attraktivität seiner Aktie. Die Dividende soll um 25 Cent auf 4,25 Euro je Anteilsschein angehoben und der laufende Aktienrückkauf beschleunigt werden. Die Aktie könnte für 2023 ein solides wie robustes Value-Investment darstellen.

OG

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