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Bayer: Eine Lösung für Glyphosat?

Im Rechtsstreit um die krebserregende Wirkung von Glyphosat stellt sich die US-Regierung hinter Bayer. Das könnte der endgültige Wendepunkt sein. Ein Vergleich wird immer wahrscheinlicher. Sollten Anleger jetzt einsteigen, um den möglichen Befreiungsschlag nicht zu verpassen?

Bayer und Glyphosat: Es kommt Bewegung in den Fall. (Foto: Bayer)

Im Rechtsstreit um die krebserregende Wirkung von Glyphosat zeichnet sich eine Lösung ab. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg könnte Bayer den Streit um angebliche Krebsrisiken von Glyphosat für zehn Milliarden US-Dollar beilegen. Die Börse reagiert erleichtet. Sollten Anleger jetzt einsteigen, um den möglichen Befreiungsschlag nicht zu verpassen?

Die Leverkusener könnten die Konflike möglicherweise für ingesamt zehn Milliarden US-Dollar beilegen, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg. Bloomberg beruft sich dabei auf Insider.

Erst die Umweltbehörde EPA, jetzt das amerikanische Justizministerium DOJ. Die US-Regierung – so hat es den Anschein – stellt sich in den Verfahren um den Unkrautvernichter Glyphosat hinter Bayer. Beide, EPA und DOJ, haben an einem Gericht in San Francisco vor kurzem eine Stellungnahme eingereicht. Konkret ging es um das Urteil im Fall Hardemann, welches die Richter nach Ansicht der Behörden überstimmen und zurücknehmen sollen. Die EPA hatte bereits zuvor erklärt, Glyphosat weiterhin nicht als krebserregend einzustufen. „Wir freuen uns, dass die Vereinigten Staaten ihre Sichtweise in diesem Verfahren eingebracht haben, die mit unseren Argumenten in diesem Fall übereinstimmt“, kam es von Bayer.

Anleger reagierten am Montagmorgen entsprechend erleichtert und schickten die Aktie des deutschen Pharma- und Chemieriesen zwischenzeitlich um bis zu 3,5 Prozent ins Plus. Damit kletterte der Kurs auf den höchsten Wert seit Oktober 2018. Ende Mai noch knapp 53 Euro wert, kostet der Bayer-Anteilsschein nun schon mehr als 73 Euro. Ein Anstieg um fast 40 Prozent. Der Grund: Vieles deutet inzwischen daraufhin, dass in dem Streit um das meistverkaufte Pestizidmittel der Welt zu einem Vergleich kommen könnte. Der würde Bayer zwar zunächst teuer zu stehen kommen, die Leverkusener jedoch gleichzeitig von allen zukünftigen Risiken freisprechen. Das wäre nicht nur für den Konzern ein Segen, ganz besonders an der Börse würde es sich um einen Befreiungsschlag handeln.

Einen möglichen Befreiungsschlag will niemand verpassen

Und den will freilich niemand verpassen. Und so reichen schon kleine Hoffnungsschimmer aus, um den Kurs steigen zu lassen. Neben dem jüngsten, gab es schon zuvor einen mittelgroßen Lichtblick. So wurden zwei weitere Prozesse, die eigentlich im Januar kommenden Jahres hätten stattfinden sollen, verschoben. Einmal um sechs Monate, einmal auf unbestimmte Zeit. Der Grund: Die Konfliktparteien sollen mehr Zeit erhalten, um die Möglichkeiten eines Vergleichs auszuloten. Ein positives Signal, schrieb Berenberg-Analyst Sebastian Bray und erhöhte sein Kursziel für das Bayer-Papier von 75 auf 86 Euro.

Erst Schätzungen gehen im Vergleichsfall von Kosten in Höhe von acht bis zehn Milliarden Dollar aus, die auf Bayer zukämen. Das wäre wohl zu verschmerzen. Dabei wäre es auch unwichtig, wie hoch die Zahl der Klagen am Ende ausfällt. Derzeit sind es knapp 43.000. Die Schadenersatzzahlung bliebe gleich, würde sich schlicht auf mehr Kläger aufteilen. Aus Bayer-Sicht nur wichtig: Es müssen mit einem solchen Vergleich jegliche Ansprüche abgegolten sein. Sonst herrscht vielleicht einer kurzer Scheinfrieden, der bald schon neuen Klagen und Prozessen weicht.

Immer mehr Investoren setzen jedoch darauf, dass Bayer am Ende mit einem blauen Auge davon kommt, es also zu einem Vergleich kommt, der dem Konzern weh tut, ihn aber nicht in seiner Existenz bedroht. Würden die Urteile gegen die Leverkusener dagegen rechtskräftig und Glyphosat darüber hinaus als krebserregend eingestuft, wäre genau dies der Fall. Noch dazu entzöge man dem Aspirin-Konzern im Agrarsektor die Geschäftsgrundlage.

Reichen die Nachrichten für einen Einstieg?

Es ist schon verständlich, wieso es die kleinsten Hoffnung stiftenden Nachrichten sind, die Bayer-Aktionäre aufatmen lassen. Bleibt nur die Frage: Sind es auch Nachrichten, die zum (Wieder-)Einstieg locken?

Unter Analysten sagt die Mehrheit: Ja. Klar, auf Fünfjahressicht steht die Bayer-Aktie noch immer mit 36 Prozent im Minus. Auf Dreijahressicht mit 26 Prozent. Aufgrund der Glyphosat-Prozesse hat die Aktie die Dax-Hausse der vergangenen Jahre verpasst. Der deutsche Leitindex hat in fünf Jahren 36 Prozent an Wert hinzugewonnen. Da mangelt es freilich nicht an Kurspotenzial. Für die Baader Bank gehört die Aktie mit einem Kursziel von 123 Euro gar zu den 16 aussichtsreichsten in der DACH-Region. 

Dazu macht Bayer Fortschritte in Sachen Konzernumstrukturierung. Die Tiergesundheitssparte und 60 Prozent des Industriedienstleisters Currenta sind inzwischen verkauft. Die Sparmaßnahmen, die gemeinsam mit der Monsanto-Integrierung angestoßen wurden, tragen erste Früchte. 2022 sollen jährlich 2,6 Milliarden Euro eingespart werden. Bereits 2019 sollen es nun 600 Millionen sein. Die einzelnen Sektoren performten zuletzt zufriedenstellend. Besonders im Agrar-Bereich lief es stark. Die Sparte Crop Science steigerte ihre Umsätze im Vergleich zum Vorjahr um 5,8 Prozent auf 3,95 Milliarden Euro. Aber auch in allen anderen Segmenten verzeichnete der Konzern im dritten Quartal Wachstum.  Insgesamt stiegen die Umsätze um 6,1 Prozent auf 9,83 Milliarden Euro. Das Ebitda machte einen Sprung um 7,5 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro. 2019 soll der Konzernumsatz bei 43,5 Milliarden Euro liegen, das Ebitda bei 11,5 Milliarden.

Fazit

Alles in allem stehen die Zeichen für die Bayer-Aktie inzwischen also ein ganzes Stück günstiger, als noch vor wenigen Monaten. Und doch sollten Anleger, die Glyphosat-Prozesse einmal außen vor gelassen, nicht die grundsätzlichen Herausforderungen vergessen. Die Handelsstreitigkeiten, Rezessionssorgen, steigende Schuldenlast, das allgemeine Marktrisiko quasi. Derart unterbewertet wie noch im Mai ist das Bayer-Papier schließlich nicht mehr. Vergleichsweise günstig – vor allem mit Blick auf den Pharmasektor – bleibt es.

BAS

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