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Microsoft: Muss diese Aktie in jedes Depot?

Verheißungsvolle Innovationen, famose Zahlen und eine schier endlose Produktpalette. Microsoft ist gerade gefühlt überall vorn mit dabei. Der kletternde Aktienkurs ist dabei die Speerspitze eines vor Kraft strotzenden Unternehmens. Muss man das Papier im Depot haben?

Microsoft surft auf der Erfolgswelle. Sollten Anleger mit aufs Brett? (Foto: Volodymyr Kyrylyuk / Shutterstock)

Verheißungsvolle Innovationen, famose Zahlen und eine schier endlose Produktpalette. Microsoft ist gerade gefühlt überall vorn mit dabei. Der kletternde Aktienkurs ist dabei die Speerspitze eines vor Kraft strotzenden Unternehmens. Muss man das Papier im Depot haben?

Die US-Investmentbank Morgan Stanley hat sie vor kurzem die drei „C“ genannt. Content, Community und Cloud. Die drei großen Wachstumstreiber eines Konzerns, der seit Jahren auf der Erfolgswelle reitet, die einfach nicht brechen will. Im Gegenteil: Sie türmt sich immer weiter auf und Microsoft surft mit großer Selbstsicherheit ein Kunststück nach dem nächsten in sie hinein.

Die Aktionäre applaudieren regelmäßig. In diesem Jahr stehen die Papiere des Software-Konzerns schon wieder zwölf Prozent im Plus, obwohl die Tech-Rally an der Börse zuletzt eine Verschnaufpause einlegte. Auf Sicht von zwölf Monaten sind es über 50 Prozent plus und innerhalb von drei Jahren 180 Prozent. Wer vor über zehn Jahren Microsoft-Aktien kaufte, kann sich inzwischen über ein Kursplus von 850 Prozent freuen. Die Marktkapitalisierung liegt bei fast 1,9 Milliarden US-Dollar. Nur Apple und der staatliche Ölriese Saudi-Aramco sind höher bewertet. Dazu gibt es regelmäßig eine Dividende, die seit 17 Jahren pausenlos erhöht wurde – für den Tech-Sektor eine eher unübliche Kerze auf dem ja ohnehin meist schon dicken Wachstumskuchen.

Mega-Profiteur der Pandemie

Microsoft kann sie sich leisten, denn die Umsätze und Gewinne sprudeln seit Jahren. In Pandemiezeiten explodieren sie nun. Der Konzern mit Sitz in Redmond, Washington, ist einer der größten Profiteure anhaltender Shut- und Lockdowns und der dadurch losgetretenen Digitalisierungsflut. Überdies spielen ihm zahlreiche langfristige Trends in die Karten. CEO Satya Nadella hat Microsoft, so scheint es gegenwärtig, in den vergangenen Jahren perfekt auf die Zukunft vorbereitet.

Nun ist der Gates-Konzern startklar, angelt sich Milliardenauftrag um Milliardenauftrag und blickt auf stetig steigende Absatz- und Abonnementzahlen seiner Geräte und Softwaredienste. Der jüngste Mega-Deal ist 21,9 Milliarden Dollar schwer. Für diese Summe hat das US-Verteidigungsministerium Headsets bestellt und Cloud-Dienste erworben.

Im zweiten Geschäftsquartal stiegen der Umsatz um 17 und der Betriebsgewinn um 29 Prozent auf 43,1, respektive 17,9 Milliarden US-Dollar. Der Reingewinn kletterte sogar um ein Drittel auf 15,5 Milliarden Dollar. Bedenkt man das Niveau, auf dem sich Microsofts Ergebnisse befinden, sind diese Wachstumsraten gigantisch.

Ob sie das auch 2021 bleiben wird der nächste Blick in die Bücher am 29. April zeigen. Der Optimismus ist unter Anlegern wie Analysten groß. Der Aktienkurs hat in dieser Woche ein neues Allzeithoch markiert und von den 21 im dpa-AFX-Analyzer befragten Analysten raten 21 zum Kauf der Anteilsscheine.

Die drei großen „C“

So auch Morgan Stanley – mit einem Kursziel von inzwischen 290 US-Dollar und dem Verweis auf die drei großen „C“. Dabei ging es den Bankern in ihrer Studie gar nur um einen Teilbereich des Konzerns: Die Gamingsparte, die aktuell einen besonderen Boom erlebt und welche Microsoft gekonnt mit eigenen Innovationen wie intelligenten Zukäufen ausbaut.

Zentrales Element ist der Game Pass, mit dem Gamer zahlreiche Spiele für einen monatlichen Betrag zocken können. Aktuell sind es rund 100. Microsoft schafft damit eine Gaming-Plattform a la Netflix für Filme und Serien oder Amazon für das Online-Shopping. Vor kurzem hat man Zenix Media für 7,5 Milliarden US-Dollar übernommen, um die Inhalte dafür auszubauen. Weitere Übernahmen könnten folgen. Das ist das erste Morgan Stanley-C, der Content. Aktuell nutzen den Game Pass bereits 18 Millionen Abonnenten.

Das zweite C steht für die Community, womit die US-Bank vor allem die über 100 Millionen Nutzer von Xbox-Live meint. Denn ja, auch die Konsole gehört zu Microsoft. Das schafft von Haus aus perfekte Markteintrittsbedingungen. Gemeinsam mit Sonys PlayStation hat man hier quasi ein Duopol. Seit geraumer Zeit ist darüber hinaus die Übernahme der Chat-App Discord für rund zehn Milliarden US-Dollar im Gespräch. Die App hat 140 Millionen aktive Nutzer. Die „Microsoft-Community“ würde also weiter rasant wachsen.

Das dritte C steht für Cloud und meint damit natürlich die Plattform Azure, die auch als Grundlage für den Game Pass dient.

Microsoft überall

Dass all das zusammengenommen nur eine Sparte im Microsoft-Universum darstellt, zeigt eigentlich deutlich genug, warum der Konzern gerade nur so vor Kraft strotzt. Die drei „C“ nämlich ließen sich auch wunderbar als Maßstab für den Gesamtkonzern verwenden, insofern man die Sparte „Content“ mit „Products“ gleich setzt.

Microsoft ist gerade gefühlt überall. Und überall richtig gut. Da ist das zwischenzeitlich totgeglaubte, klassische Hardware- und Windowsgeschäft, das sich, einmal generalüberholt, in den vergangenen Jahren wieder zu einem wichtigen Umsatz- und Gewinntreiber entwickelt hat. Die PC-Sparte wuchs im zweiten Geschäftsquartal um 10,7 Prozent. Der Bereich Windows, zu dem auch die Gaming- und Suchmaschinendienste gehören, kletterte um 14 Prozent auf 15,12 Milliarden US-Dollar. Die Sparte Office, Dynamics, inklusive dem Karrierenetzwerk LinkedIn, schaffte ein Plus von 13 Prozent auf 13,35 Milliarden US-Dollar. Im Cloud-Sektor ging es um 23 Prozent auf 13,7 Milliarden Dollar nach oben. Über allem schwebt die Cloud-Plattform Azure, die um 50 Prozent zulegte.

Ob nun soziale Netzwerke, Konsolen- und Onlinegaming, Cloud- und Softwaredienste oder die Arbeitsorganisationsplattformen Teams. Microsoft hat ein Produktportfolio, das in seiner Breite  seinesgleichen sucht. Das zunehmende Digitalisierungstempo spielt dem Tech-Giganten dabei voll in die Karten.

An Innovationen für die Zukunft mangelt es darüber hinaus nicht. Vor kurzem stellte Microsoft die Plattform Mesh vor und macht damit in Sachen Hologramme ernst. Über VR-Brillen sollen dreidimensionale Videos mit Gesprächspartnern möglich werden. Schon wieder ein Bereich mehr, in dem Microsoft die Richtung vorgibt. Als viertes C bleibt da aus Anlegersicht wohl nur noch: compliment.

OG

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