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Startet die Pfizer-Aktie bald durch?

Die Zahlen bleiben gut. Doch die Aktie schwächelt weiter. Trotz starker Geschäfte und dem Boost durch den Corona-Impfstoff will an Pfizer an der Börse kaum jemand glauben. Für Langfristanleger könnte das eine Chance sein.

(Foto: Pfizer)

Die Zahlen bleiben gut. Doch die Aktie schwächelt weiter. Trotz starker Geschäfte und dem Boost durch den Corona-Impfstoff will an Pfizer an der Börse kaum jemand glauben. Für Langfristanleger könnte das eine Chance sein.

25 Prozent hat die Pfizer-Aktie in diesem Jahr bereits an Wert verloren. Der S&P 500 hat derweil rund acht Prozent zugelegt, während der Dax sogar mit 13 Prozent im Plus liegt. Der technologielastige Nasdaq100 toppt das sogar noch: 25 Prozent hat der Index seit Jahresbeginn hinzugewonnen. Die Kursentwicklung der Aktie des nach Umsatz größten Pharmakonzerns der Welt ist angesichts dieses so exzellenten Umfelds eine besonders miserable. Bereits im Jahr zuvor war die Aktie von Pfizer innerhalb der gut laufenden Pharmabranche deutlich hinterhergehangen. Mit knapp 39 US-Dollar notiert die Aktie nun so tief wie letztmals im Mai 2021. Noch erstaunlicher: Ende 2019, also noch vor Ausbruch der Corona-Pandemie und der daran anschließenden Impfstoffentwicklung, die Pfizer zusätzliche Milliardengewinne bescherte, lag der Kurs mit 37 US-Dollar ähnlich hoch. Ende 2018 lag er mit 40 US-Dollar sogar höher.
Das heißt im Umkehrschluss: Der Corona-Effekt ist bei Pfizer an der Börse vollständig verpufft. Sowohl die Einnahmen aus dem Impfstoff wie aus der Antikörper-Pille zählen für Investoren offenbar nichts mehr. Auch nicht, dass sich Pfizer mit den hohen Sondergewinnen eine gewissen finanzielle Freiheit erkauft hat, womit sich beispielsweise Übernahmen leichter stemmen lassen. Darunter die bereits im März angekündigte Übernahme des Biotechspezialisten Seagen für 43 Milliarden US-Dollar, die allerdings noch von den Kartellwächtern überprüft wird. Stand jetzt scheint jedoch wenig dagegen zu sprechen, bei Pfizer plant man fest mit der Erlaubnis. Bis 2030 könnte Seagen mehr als zehn Milliarden US-Dollar zum Umsatz von Pfizer beisteuern. So prognostiziert es zumindest Pfizer selbst. Das weitere Potenzial schätzt der Konzern ebenfalls als hoch ein.

Was ist los bei dem Pharmagiganten aus den USA? Die jüngsten Quartalszahlen schließlich sehen auf den ersten Blick ebenfalls gut aus. Klar, die Umsätze sanken im Vergleich zum Vorjahr deutlich, um 29 Prozent. Doch dieser Rückgang kommt durch die genannte Sonderkonjunktur im Jahr zuvor durch die hohe Corona-Impfstoffnachfrage zustande. Alles in allem blieben immer noch 18,3 Milliarden US-Dollar übrig, in drei Monaten wohlgemerkt. Hinzu kommt: Die Corona-Geschäfte außenvorgelassen, stiegen die Erlöse um fünf Prozent. Beim Gewinn zeigt sich ein ähnliches Bild. Insgesamt sank dieser um 30 Prozent, womit aber immer noch 5,54 Milliarden US-Dollar stehen blieben. Pfizer hat also erneut prächtig verdient. Das müsste die Aktie im aktuellen Börsenumfeld eigentlich interessant machen. Schließlich sprechen die Ergebnisse für Finanzkraft und damit Stabilität, sowie wohl steigende Dividenden. Pfizer ist seit Jahren der Inbegriff einer Value-Aktie, die Aktie könnte vielen Anlegern ein sicherer Hafen im Depot sein.

Woran also stören sich die Investoren? Womöglich an zwei Dingen, die erkennt, wer genauer in die Ergebnisvorlage schaut. Dass die so gut ausfiel, lag nämlich, trotz der großen Rückgänge, erneut an den Einnahmen aus dem Corona-Geschäft. In den ersten drei Monaten des Jahres waren Impfstoff (Comirnaty) und Medikmanet (Paxlovid) für 7,1 Milliarden US-Dollar Umsatz verantwortlich, also rund ein Drittel des Gesamtumsatzes. Andere wichtige Umsatzbringer von Pfizer wären dagegen nur solide gelaufen oder hätten sogar die Erwartungen verfehlt, kritisiert JP Morgan-Analyst Chris Schott. Er nannte den Blutgerinnungshemmer Eliquis, den Impfstoff gegen Pneumokokken, Prevnar und das Brustkrebsmedikament Ibrance.

Da Investoren an der Börse in die Zukunft schauen, wird der Abverkauf der Aktie ein Stück weit nachvollziehbarer. Allerdings ist davon auszugehen, dass Pfizer die Einnahmen durch den Covid-Impfstoff nicht vollständig wegbrechen, gerade ältere Menschen werden sich wohl auf Dauer immer wieder gegen das Virus impfen lassen, ähnlich wie das bereits seit längerem bei der Grippe der Fall ist. Und: Pfizer selbst sieht die eigene Produktpipeline gut gefüllt, spricht von einer „nie dagewesene Zahl“ neuer Medikamente. Unter anderem setzt der Konzern um CEO Albert Bourla große Hoffnungen in das Migränemedikament Zavzpret und einen Impfstoff gegen RSV. Für letzteren läuft allerdings noch die Zulassungsprüfung.

Die Einnahmen und Gewinne aus dem Comirnaty-Verkauf wird Pfizer deshalb nicht zurückholen können, das ist im Aktienkurs aber wie bereits beschrieben auch vollständig eingepreist. Dieses Sondergeschäft ausgeklammert, scheinen Potenziale für weiteres Umsatzwachstum hingegen durchaus gegeben – und das wiederum wird aktuell wenn überhaupt nur zaghaft eingepreist. Bei Anlegern dominiert gerade die pessimistische Sicht auf die Aktie, dabei senden eine Dividendenrendite von 4,3 Prozent und ein moderates KGV von 13 auch positive Signale. Zudem hat Pfizer die Pharma-Rally des letzten Jahres verpasst. Aufholpotenzial dürfte damit gegeben sein, sollte es Erfolgsmeldungen aus der Forschungszentrale geben.

Bleibt als Fazit: Für die schlechte Kursentwicklung der Pfizer-Aktie gibt es gute Gründe, die Anleger berücksichtigen sollten. Abschreiben sollte man den Konzern an der Börse jedoch nicht. Dazu ist er zu groß und zu finanzstark. Dass JP Morgan-Analyst Schott, der eher skeptisch auf die Aktie blickt, mit seinem Kursziel (45 US-Dollar) rund 15 Prozent über dem aktuellen Kurs liegt, deutet zudem daraufhin, dass die Aktie inzwischen tief genug gefallen sein könnte, um allmählich eine Erholungsbewegung einzuleiten.

OG

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