Chancen mit dem Stochastik-Indikator
Fast schon wie Zauberei mutet es an, wenn manche Trader zielsicher die Wendepunkte in einer Bewegung erkennen und beim tiefsten Punkt kaufen oder beim höchsten Punkt verkaufen. Neben dem Preischart selbst verwenden sie dazu sogenannte Indikatoren. Dabei werden charttechnische Indikatoren oft in verschiedene Kategorien unterteilt. Es gibt Indikatoren, die den Trend anzeigen, es gibt schwingende Indikatoren, die bei richtiger Einstellung das zyklische Verhalten eines Kurses sichtbar machen, und es gibt Momentum-Indikatoren, die die Stärke einer Bewegung messen.
George C. Lane entwickelte in der Mitte des letzten Jahrhunderts den Stochastik-Indikator. Die Formel sieht so aus:
CP - LP
S = 100 * ---------
HP - LP
Dabei ist CP der Schlusskurs, LP der tiefste Kurs und HP der höchste Preis im Beobachtungszeitraum.
Stochastik ist ein Momentum-Indikator, der auf der Beobachtung basiert, dass Kurse in einer Aufwärtsbewegung öfters in der Nähe ihres Tageshochs schließen, in einer Abwärtsbewegung jedoch in der Nähe des Tiefs. Dies mag fast banal erscheinen. Entwickelt man daraus jedoch einen Indikator, so ergeben sich interessante Trading-Signale.
Roh oder geglättet
Eine Methode, diesen Indikator zu nutzen, ist die Ableitung einer geglätteten Variante. Während die Kurve in Rohform englisch als Fast Stochastics bezeichnet wird, spricht man bei der geglätteten Variante von Slow Stochastics. Diese ist wesentlich runder und hat daher weniger Zacken, die Fehlsignale liefern können. Sie wird häufiger verwendet und ist auch in unseren Beispielcharts eingezeichnet (blaue Linie).
Bildet man erneut einen gleitenden Durchschnitt über diese Kurve, so ergibt sich die rote Linie. Kaufsignale entstehen, wenn die blaue Linie die rote von unten nach oben durchschneidet. Andersherum wird verkauft, wenn die blaue Linie unter die rote fällt. Durch die Glättung entsteht jedoch eine Verzögerung, die mit der verwendeten Periode wächst. Typische Einstellungen für den Stochastik sind 14 Perioden. Die Glättung der Signallinie kann von 3 bis 10 variieren. Wert darüber dürften die Linie soweit abflachen, dass das Signal zu spät kommt.
Wendepunkte
Eine weitere Möglichkeit für Signale ergibt sich aus der Beobachtung, dass der Indikator seltener in den Außenbereichen unter 20 oder über 80 anzutreffen ist als in der Mitte. In diesen Extremzonen bilden sich Wendepunkte, die mit einer Trendwende im Chart korrelieren können. Um sicher zu sein, wird oftmals das Verlassen des oberen Extrembereichs, also das Unterschreiten der 80er-Linie, als Verkaufssignal verwendet, das Durchkreuzen der 20er-Linie von unten nach oben als Kaufsignal. Dabei finden die Wendepunkte im Indikator oft schon vor einer erkennbaren Wende im Chart statt. Doch dies sollte nicht dazu verleiten, schon vorzeitig einen Trade einzugehen. Vielmehr kann es als Frühwarnsystem dienen, das dann mit anderen Methoden, zum Beispiel Kerzentechnik, bestätigt wird.
Ein Vergleich zeigt die Stärken und Schwächen der beiden Methoden. Während die erste Methode Signale später liefert, entstehen diese in einem bereits etablierten Trend, dessen Fortsetzungswahrscheinlichkeit höher ist. Das Traden von Wendepunkten findet früher statt und bietet daher mehr Potenzial. Doch es birgt auch die Gefahr, dass der Kurs nach einer kurzen Bewegung in die richtige Richtung wieder dreht. Hier ist also ein sauberes Trade-Management gefragt, das Stopps an den richtigen Stellen setzt.
Fazit :
Mit dem Stochastik-Indikator lassen sich richtungsspezifische Charakteristika eines Kurses herausarbeiten und für Trading-Signale nutzen. Fast und Slow Stochastics werden von Tradern gern benutzt, um entweder beim Schneiden eines Durchschnitts oder beim Verlassen von Extremzonen Positionen einzugehen.