Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
CFDs >

Ein Stück vom Kuchen

Es ist eine verbreitete Beobachtung, dass Nachrichten für Einzelaktien die Titel der Konkurrenten beeinflussen können. So erhält oft eine ganze Branche Auftrieb, wenn gute Wirtschaftszahlen für ein führendes Unternehmen veröffentlicht werden. Meldet zum Beispiel Daimler gute Absatzzahlen, sprechen auch die Aktien von BMW und VW an. Meldet RWE einen Gewinneinbruch wegen der Umsetzung neuer Umweltrichtlinien, so wird auch E.ON in Mitleidenschaft gezogen. Was liegt also näher, als Branchen zusammenzufassen und als Komponenten der Gesamtwirtschaft zu sehen?

BÖRSE am Sonntag

Diese Sichtweise lag den Beobachtungen zugrunde, die Charles Dow schon 1880 zu seinen inzwischen berühmten Börsentheorien und der Erfindung des Dow Jones- Index führten. Von Anfang an erkannte Dow, dass die Kräfte in der Wirtschaft bestimmte Industrien nach oben katapultierten, wenn andere negative Zahlen schrieben. So entwickelte Dow nicht nur den Dow Jones Industrial Average-Index, sondern beobachtete Aktien in verschiedenen Gruppen. Diese nannte er Sektoren. Noch heute gehört die Aufteilung des Wirtschaftsgeschehens in Sektoren zum Handwerkszeug der Börsianer. Fast jeden Abend berichten die Medien, wie sich der Automobil- oder der Finanzsektor im Vergleich zum Gesamtindex entwickelt hat. Was kann man als Trader mit dieser Information anfangen, und wie kann man sie im CFD-Handel nutzen?

Sektorrotation

Der zugrunde liegende Mechanismus sind die Wirtschaftszyklen Expansion, Hochkonjunktur, Rezession und Konjunkturtief. In ihnen wechseln sich die Bewegungen bestimmter Branchen so regelmäßig ab, dass man von Sektorrotation spricht. Des einen Freud‘ ist des anderen Leid: Boomt die Wirtschaft, so steigen die Zinsen, die Menschen können sich keine Neubauprojekte mehr leisten, die Umsätze in der Baubranche stagnieren, die Arbeiter haben weniger Lohn und geben weniger aus, der Konsum schrumpft – und so weiter.

Sektorindizes

Es ist daher gut zu wissen, welche Branche gerade an welchem Punkt eines Zyklus steht. Dazu dienen Sektorindizes. Zu Zeiten Charles Dows war der wichtigste Indikator für wirtschaftlichen Aufschwung die Eisenbahn. Sie trieb die Entwicklung des Westens der USA voran und brachte Güter in alle Ecken des Landes. Autobahnen und LKWs gab es noch nicht. Wenn die Aktien der Eisenbahngesellschaften stiegen, ging es der Wirtschaft gut. So wurde der Dow Jones Transportation Average einer der wichtigsten Indikatoren der Nation. Heute hat sich eine Vielzahl von Sektorindizes hinzugesellt. Neben den USA gibt es sie inzwischen auf regionaler und nationaler Ebene für jedes entwickelte Land der Erde. Damit wird es allerdings schwierig, den Überblick zu behalten. Das Wall Street Journal veröffentlicht täglich 120 Sektorindizes allein für die USA, wobei Überschneidungen keine Seltenheit sind. Unternehmen der Sektoren für Halbleiter, Internet, Software und Computer Services sind zum Beispiel ebenfalls im Technologiesektor enthalten. Nationale Sektoren machen aber auch einen Vergleich verschiedener Volkswirtschaften untereinander möglich. Während die USA sehr unter der Hypothekenkrise zu leiden hatten, musste im Nachbarland Kanada keine einzige Bank Staatshilfen in Anspruch nehmen, weil die Banken dort durch konservativere Geschäftspraktiken keine Credit Default- Swaps gekauft oder ausgegeben hatten.

Ähnliche Vergleiche lassen sich mit der Industrie zum Beispiel in Brasilien im Vergleich zu Deutschland anstellen. Doch bleiben wir bei den liquiden Märkten der CFD-Broker, denn die sind es, die sich mit CFDs gut handeln lassen. Im Wesentlichen werden CFDs für Sektoren aus den USA, Großbritannien und Deutschland angeboten. Gelegentlich sind auch andere Regionen wie Asien oder Australien dabei. Man sollte wissen, dass sich CFD-Broker nicht die Arbeit machen, einen Sektor selbst zu definieren und die Werte der Einzelaktien im Sektor zu verrechnen. Sie stützen sich dabei auf bereits existierende Produkte im Markt, die sich als Aktie oder Future handeln lassen.

ETFs und CFDs

In der Regel handelt es sich um so genannte ETFs oder Exchange Traded Funds (Deutsch: börsengehandelte Fonds). Dies sind Derivate, die von Emittenten herausgegeben und an internationalen Börsen gehandelt werden können. Ihrer Bedeutung entsprechend haben sie ein hohes Volumen. Der Broker geht also nicht das Risiko ein, sich am Markt mit ETFs abzusichern, die er später nicht mehr verkaufen kann. Nur so kann er einen erträglichen Spread und eine aktualisierte Kursstellung an seine Kunden weitergeben. Die beiden wichtigsten Gruppen von ETFs sind die iShares, die auf den Sektoren vom Dow Jones beruhen, und SPDRs, die auch „Spiders“ genannt werden und auf den Sektoren von Standard & Poor`s basieren. Es handelt sich um ETFs, die wie Aktien von jedermann gekauft und verkauft werden können. Ihr Wert errechnet sich jedoch aus den Einzeltiteln eines Sektors. Auf ihnen wiederum beruht die Berechnung der CFDs. Unsere Liste von Beispielen zeigt typische Sektoren, wie sie von CFD-Brokern angeboten werden.

Wir wollen einige ETFs betrachten. Die entsprechenden CFDs finden Sie bei Ihrem CFD-Broker. Die Bezeichnungen unterscheiden sich jedoch von Anbieter zu Anbieter, weswegen wir hier nur die Kürzel der ETFs verwenden können.

IYG – Financial Services
IYT – Transportation
IYR – Real Estate
XLE – Energy
XLU – Utilities
USO – Oil

Die Charts zeigen recht deutliche Unterschiede in der Entwicklung der Sektoren. Natürlich sind alle gemeinsam den Ängsten und Hoffnungen der Anleger unterworfen. Vergleicht man aber den Energiesektor XLE mit dem der Utilities XLU und dem Ölpreis USO, so sieht man, wie der Ölpreis zwar eine Auswirkung auf den Energiesektor hatte, nicht jedoch auf die Utilities. Auch der Transportsektor IYT markierte kein gravierendes Tief. Für den Transport sind sinkende Energiekosten gut. Diese Aktien stehen also vergleichsweise besser da. Mit etwas Gefühl für die Zusammenhänge in der Wirtschaft lassen sich so durch den Vergleich der verschiedenen Sektoren einfache Trading-Strategien entwickeln, die auf den fundamentalen Hintergründen basieren, die der Gesamtwirtschaft unterliegen.

Neben dem Handel von Sektor-CFDs haben die Sektoren noch aus einem weiteren Grund Trading-Relevanz. Anleger können sie nutzen, um die relative Performance einer Aktie zu ihrem Sektor zu messen. Dieser durch John Murphy bekannt gewordene Ansatz betrachtet zunächst einen aktuell positiven Sektor, der durch die Sektorrotation auch in Zukunft zu präferieren ist. In ihm wird dann der aussichtsreichste Einzelwert identifiziert. Dies dürfte der Outperformer sein. Ein Einstieg wäre bei dieser Aktie bei einem Rückzug an den 20-Tage-Durchschnitt möglich. Auch Breakout-Setups werden in solchen Titeln gern gehandelt.

Fazit

Die Aufteilung in Sektoren teilt die Aktienmärkte in überschaubare Regionen auf, deren Auf und Ab den Zyklen der Wirtschaft folgt. Um sie handeln zu können, werden an den Börsen ETFs angeboten, auf denen wiederum CFDs basieren, die man zu kleinen Beträgen bei CFD-Brokern handeln kann. Mit Sektoren lassen sich verschiedene Handelsstrategien entwickeln, die auch von Amateuren beherrschbar sind.