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Finanzierungskosten

Beim Handel mit CFDs entstehen neben Gewinnen oder Verlusten durch Kursschwankungen weitere Kosten, die berücksichtigt werden sollten, bevor man sich für einen Trade entscheidet. Dabei sind die Konditionen nicht immer gleich, und ein Vergleich verschiedener Broker kann sich lohnen.

BÖRSE am Sonntag

Hier setzen Regeln des Marketings an: Etablierte Unternehmen können sich entscheiden, Kunden günstige Finanzierungsbedingungen zu stellen, oder sie nutzen ihre Vormachtstellung aus, um Gebühren durchzusetzen. Kleine Unternehmen, die erst in den Markt einsteigen, haben den Vorteil, dass das Feld bereits von anderen bereitet wurde und sie nun mit günstigen Sonderangeboten auf sich aufmerksam machen können. Andererseits können kleinere Newcomer einen Preiskrieg nicht unendlich lange durchhalten und müssen daher eher Gebühren erheben als die Großen. Die Preisgestaltung ist daher von Broker zu Broker unterschiedlich. Beim Trading mit CFDs zerfallen die Gesamtkosten in Spread, Kommission und Finanzierungskosten. Jedes CFD-Angebot besitzt zwei Preise, wie man es auch von der Börse gewöhnt ist. Der höhere ist der Kaufpreis, der niedrigere der Verkaufspreis des CFDs. Dabei müssen diese Preise nicht mit den Börsenwerten übereinstimmen. Eine so genannte Pricing Engine, ein Computerprogramm, das beim CFD-Broker installiert ist, sorgt für die Kurse. Die Umrechnung und der Betrieb der Infrastruktur lassen sich CFD-Broker etwas kosten. Die Kunden müssen dies in der Regel mit größeren Spreads bezahlen. So hat sich bei vielen ein Abstand von zwei Punkten für liquide Indizes wie den DAX eingebürgert. Bei einem Index wie dem Dow Jones sind es schon vier Punkte. Zum Vergleich: Ein DAX-Future hat einen Spread von 0,5 Punkten, der Dow Jones-Future hat zwei Punkte. Beide haben einen höheren Hebel. Das derzeit niedrigste Angebot hat aktuell RBS marketindex (ehemals ABN AMRO) mit einem Spread von einem Punkt bei DAX-CFDs.

Zins und Marge

Der Handel auf Marge ist für viele Anfänger Neuland. Wer früher bei seiner Hausbank Aktien und Optionsscheine gehandelt hat, musste diese in voller Höhe bezahlen. Wer jedoch ein Margenkonto besitzt, dem leiht die Bank einen Großteil des Betrages. Dadurch kann der Anleger sehr viel mehr Aktien kaufen und von der Kursbewegung viel stärker profitieren. Die Sache hat aber zwei Haken: Erstens verliert der Anleger auch schneller sein Geld, wenn sich der Kurs in die falsche Richtung bewegt. Und zweitens bekommt er diesen Kredit nicht umsonst. Die Bank verrechnet einen Zins für eine Position immer dann, wenn sie über Nacht gehalten wird. Und dieser Zins liegt über den marktüblichen Konditionen. Das können bis zu 12% p.a. sein. Diese Finanzierungskosten spielen bei kleinen Swingtrades, die nur ein paar Tage laufen, eine untergeordnete Rolle. Anders sieht es aus, wenn man Aktienpositionen mit CFDs hedgen will und diese dann monatelang hält. Auch das Aussitzen von Trades, die ins Minus gelaufen sind, ist durch die Zinsen zwar unendlich lange möglich, jedoch ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht länger profitabel.

Bei der Margenzahlung war der Standard für Index-CFDs lange Zeit 1%, d.h. beim Handel eines DAX-CFDs bei einem Indexstand von 6.000 Punkten sind lediglich 60 Euro im Kundenkonto gebunden. Der Rest des Kontos kann für weitere Trades verwendet werden. Es sollte an dieser Stelle jedoch ausdrücklich darauf hingewiesen werden, dass bei einem eingezahlten Betrag von 1.000 Euro nicht ohne Weiteres 16 CFDs gekauft werden können (16 x 60 = 960). Bewegt sich die Position nämlich ins Minus, so muss immer noch genügend Geld auf dem Konto sein, um diese Bewegung zu finanzieren. Stellt der Broker fest, dass ein negatives Handelsergebnis den Kontostand übersteigen würde, so wird ein Teil der Position liquidiert. Vorher bekommt der Kunde eine Warnung per E-Mail oder Telefon. Dies heißt im Fachjargon „Margin Call“ und ist in der Regel eine recht peinliche Angelegenheit.

Ein Beispiel

Am Ende des Monats Oktober beobachten wir einen Abverkauf im S&P 500, den wir mit „Window Dressing“ in Verbindung bringen. Wir vermuten, dass Vermögensverwalter noch schnell unbeliebte Aktien aus den Depots entfernt haben. Auch die überproportionale Bewegung spricht für eine Gegenbewegung in der folgenden Woche. Wir warten am 02.11.2009 ab und erkennen tatsächlich eine Aufwärtstendenz. Wir kaufen daher zehn CFDs bei 1.040 Punkten in der Hoffnung, dass der Index weiter steigen wird. Welche Kosten entstehen? Die Währung ist USDollar, die Marge 1%, der Zins 2,62% p.a., der Spread 0,5 Punkte, ein Punkt entspricht einem US-Dollar (Beispiel: CMC Markets).

Marge:

10 x 1040 x 1% = -$104,00,
also ca. -70,30 Euro (Kurs: 1,478)

Zehn Tage später scheint der S&P 500 im Bereich des Jahreshochs schlapp zu machen. Es ist nun nicht mehr so klar, was passieren wird. Wir verkaufen unsere Position bei 1.092 Punkten und nehmen den Gewinn mit.

Marge:

10 x 1092 x 1% = +$109,20,
also ca. +73,04 Euro (Kurs: 1,495)

Gewinn durch Kursbewegung:

10 x (1092 - 1040) = $520,
also ca. 347,83 Euro

Verlust durch Spread:

10 x 0,5 = $5
Gesamtkapital: 10 x 1.066 = $10.660
(1066 gemittelt)

zu finanzierender Betrag:

$10.660 x 99% = $10.553,40

Verlust durch Zinsen:

10 x 0,0072% x $10.553,40 = $7,60,
also ca. 5,08 Euro

verbleibender Gewinn:

$520 - $5 - $7,60 = $507,40
oder 339,40 Euro

Die Marge haben wir vorher bezahlt und nur zurückbekommen. Sie wird daher nicht dem Gewinn zugerechnet. Wir haben also 339,40 Euro Gewinn gemacht. Gleichzeitig hat der Broker ca. 8,43 Euro an Spread und Zinsen für zehn Tage verdient. Das dürfte uns in diesem Fall nicht stören, denn unser Gewinn ist immer noch erfreulich. Anders sieht es aus, wenn die Position länger offen bleibt oder sich ins Negative entwickelt. Dann entsteht nach Abzug der Gebühren unter Umständen kein Gewinn mehr.

Kompliziert wird es, wenn man CFDs auf Aktien handeln möchte, denn der Anteil der Eigenfinanzierung unterscheidet sich nicht nur von Broker zu Broker, sondern auch von Produkt zu Produkt. Index-CFDs und Währungen gehören zu den Produkten mit dem niedrigsten Prozentsatz an Eigenkapital. Hier lässt sich bei einigen Brokern schon mit 1% Eigenkapital traden. 99% kommen vom Broker. Anders sieht es zum Beispiel bei CFDs auf Aktien aus. Der Prozentsatz kann hier zwischen 3% und 20% Anzahlung liegen. Andere lassen überhaupt keine Marge zu und verlangen den gesamten Betrag, also 100%. Hinzu kommt bei Aktien eine Kommission, wie sie an der Börse üblich ist. Diese kann stark variieren. Die Kommissionskosten gehen sowohl bei verschiedenen Brokern als auch beim Herkunftsland der Aktien stark auseinander und rangieren von null bis zwölf Euro und mehr pro Trade.

Fazit:

Die Kosten eines Trades mit CFDs richten sich nach dem Basiswert, setzen sich aber in der Regel aus Finanzierungskosten für Zinsen und hinterlegter Marge zusammen, die später wieder zurückgezahlt wird. Außerdem verdient der Broker noch am Spread zwischen Geld- und Brief- bzw. Bid- und Ask-Kurs. Während der CFD-Handel gerade für kurzfristige Trades auch Einsteigern mit kleinem Geldbeutel Chancen bietet, kann eine größere Position nach ein paar Tagen an Attraktivität verlieren, weil die Kosten steigen.