Linien und Wendezonen
Linien stellen im Trading ein wichtiges Hilfsmittel dar und sind das Basiswerkzeug eines charttechnisch orientierten Traders. Auch in Newslettern und auf Websites werden regelmäßig Charts veröffentlicht, in denen Linien als Grundlage für die Analysen verwendet werden. So entsteht der Eindruck, diese Linie existierten aufgrund einer universellen Gesetzmäßigkeit, die Eingeweihte zu deuten wissen.

Tatsächlich sind Linien individuelle Hilfsmittel, deren Wert dadurch steigt, dass bestimmte Regeln publiziert werden, nach denen Linien einzuzeichnen sind. Folgt eine genügend große Zahl von Tradern diesen Regeln und handelt auch danach, so erzeugt dieses kollektive Handelsverhalten Kursbewegungen, die die Linien entweder bestätigen oder eben nicht. Allzu viel Kreativität ist daher beim Einzeichnen von Linien kontraproduktiv. Wer glaubt, eine Hilfslinie entdeckt zu haben, die ihm einen Vorsprung verschafft, weil er der Einzige ist, der sie gefunden hat, der irrt. Denn wenn es schwierig ist, eine Linie zu finden, dann handelt auch kaum jemand danach.
Frustrierend ist es jedoch, wenn eine klare Linie im Chart gebrochen wird, nur um sich dann schnell als Bullenfalle herauszustellen. Denn danach dreht der Kurs dann vielleicht doch wieder in die Gegenrichtung. Experten raten daher dazu, das Volumen zu beobachten. Da gibt es nur einen Haken: CFD-Broker liefern oft kein Volumen. Und selbst wenn sie es täten, so zeigen Versuche, dass auf das Volumen als Indikator kein Verlass ist.
Ein Blick auf den TecDAX
Vielmehr ist eine gewisse Flexibilität von Vorteil, wenn es darum geht, Linien in Charts zu verwenden. Denn nicht jeder zoomt in 1-Minuten-Charts, um Linien anzulegen. Eine große Zahl von Tradern verwendet Tages- oder Stundencharts. Dabei ist es nicht so wichtig, ob eine Linie ein paar Pünktchen höher oder tiefer angelegt wird. Ein gutes Beispiel zeigt sich im TecDAX. Hier erkennt man im Stundenchart einen klaren Ausbruch über einen Bereich, der von einer fallenden Trendlinie begrenzt wird. Diese liegt auf mehreren Punkten auf. Doch darunter lässt sich eine weitere Linie platzieren, die sich ebenfalls auf einigen Punkten auflegen lässt. Welche stimmt nun? Anstatt eine Linie zu verwenden, kann man den Bereich als Wendezone interpretieren. Einige Marktteilnehmer steigen schon bei Annäherung aus, während andere weiter auf steigende Kurse hoffen und erst spät verkaufen. Doch die Zone, in der das stattfindet, wird deutlich durch die beiden Linien begrenzt.
Im rechten Teil des Charts ergibt sich eine weitere Situation, in der zwei Linien eine Zone bilden. Dieser Teil ist in einem 5-Minuten-Chart noch einmal vergrößert dargestellt. Was hier auffällt, sind die langen Dochte an den Oberseiten der Kerzen in der Wendezone. Jedes Mal, wenn der Kurs in diesen Bereich vorstößt, machen die Kerzen einen Rückzieher. So ist nun weniger die Frage, an welche Linie die meisten Trader glauben, sondern eher, wo sich Stauzonen befinden, die die meisten Wendekerzen enthalten. Wer diese im Chart einzeichnet, der erkennt unter Umständen schneller, wo sich Einstiege lohnen oder wo Vorsicht angeraten ist.
Fazit:
Statt einfacher Linien kann es von Vorteil sein, Wendezonen in Charts einzuzeichnen, die einen Bereich markieren, in dem viele Trader Widerstände oder Unterstützungen sehen. Diese Zonen lassen sich leicht mit Kerzentechnik erkennen.