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Schneidende Durchschnitte

Oft genug sind gerade Anfänger von der Vielzahl der angebotenen Indikatoren in modernen Handelsplattformen fasziniert und verbringen Tage, Wochen oder sogar Monate damit, alle erdenklichen Einstellungen und Kombinationen auszuprobieren. Es stellt sich jedoch die Frage, wie hilfreich diese Indikatoren sind, wenn Geld an der Börse auch schon vor ihrer Entwicklung verdient wurde. Wer nur essenzielle Hilfsmittel benutzen und trotzdem erfolgreich sein möchte, kann sich bei den alten Hasen der Branche umsehen und findet dort lediglich gleitende Durschnitte in den Charts. Verwendet man gleich mehrere davon, lassen sich interessante Einblicke gewinnen.

BÖRSE am Sonntag

Jeder muss selbst entscheiden, was er handeln will und in welchem Zeithorizont der Handel stattfinden soll. Und auch die Wahl gleitender Durchschnitte muss dem Geschmack des Einzelnen folgen. Sinnvoll ist immer nur, was auch versteh- und anwendbar ist. Entsprechend sollen unsere Beispiele hier als Anregungen verstanden werden, durch die der Leser selbst passende Einstellungen für seine Charts finden kann. Wir zeigen Beispiele vom DAX, aber alles an dieser Stelle Gesagte lässt sich ebenso auf Forex, Rohstoffe oder Einzelaktien übertragen.

Simple Moving Average

Eine der gängigsten Verwendungen von gleitenden Durchschnitten in Charts sind zwei Simple Moving Averages (SMA) mit der Periode 50 und 200. Diese sieht man häufig in Tagescharts. Unseres zeigt den Verlauf des DAX der letzten drei Jahre. Die rote Linie ist der Kursdurchschnitt von 50 Tagen, die blaue fasst 200 Tage zusammen. Man sieht deutlich, dass die Linien dem eigentlichen Kursgeschehen hinterherhinken. Der DAX hatte im Jahr 2009 bereits zwei Monate lang sein Tief hinter sich gelassen, als endlich auch der 50-Tage-Durchschnitt eine Wende anzeigte. Beim 200-Tage-Durchschnitt belief sich die Verzögerung sogar auf vier Monate. Liegt der schnellere Durchschnitt jedoch über dem langsameren, gehen langfristig orientierte Profis von einem Aufwärtstrend aus und positionieren sich entsprechend. Sackt der Kurs ab, kaufen sie sich weiter ein. Andersherum verkaufen sie immer dann, wenn der Kurs in einem Abwärtstrend wieder ein Stück gestiegen ist. Das ist dann gegeben, wenn der schnellere Durchschnitt unter dem langsameren liegt.

Das System lässt sich verfeinern, wenn man einen dritten Durchschnitt hinzunimmt. Wir wählen einen SMA mit der Periode 10. Dieser Durchschnitt hat eine Zusatzfunktion. Er bietet häufig eine Unterstützungslinie an, an der der Kurs abprallt und dann weiter in die aktuelle Trendrichtung läuft. Doch wie unser Beispielchart zeigt, kann es in Seitwärtsphasen zu Verwirrung kommen. Der SMA 10 schlängelt sich um den SMA 50. Es ist schwierig, hier sinnvolle Signale abzulesen. Mal ist der Schnittpunkt ein guter Einstieg, mal unterliegt er kurz vor dem Ende einer Bewegung. Hier hilft die Beobachtung, wie weit der Kurs (des DAX) bereits in die entsprechende Richtung gelaufen ist, bevor sich die Durschnitte geschnitten haben. Außerdem hilft ein enger Stop Loss.

Intraday-System

Ein einfaches Intraday-Trading-System lässt sich mit drei Durchschnitten aufbauen, die die Perioden 5, 8 und 13 verwenden. Zur besseren Lesbarkeit haben wir im Beispielchart die Kerzen des DAX nur grau dargestellt. Die Durchschnitte sind grün (5), rot (8) und blau (13). Selbst zu Zeiten einer Seitwärtsbewegung im Tageschart lässt sich mit diesem System in Fünf-Minuten-Charts noch ein Trend erkennen und nutzen. Läuft die grüne Linie über der roten und der blauen, handelt es sich um einen starken Aufwärtstrend. Läuft sie jedoch unter der roten und der blauen, geht es abwärts. In Übergangsphasen steckt die grüne Linie zwischen der roten und der blauen. In diesem Fall sollte man abwarten. Der nächste Einstieg in Trendrichtung lässt nicht lange auf sich warten.

Weitere Varianten

Für weitere Anwendungen von mehreren gleitenden Durchschnitten lassen sich auch verschiedene Typen kombinieren. Neben dem einfachen gleitenden Durchschnitt gibt es mehrere Varianten. Bestens bekannt ist dabei der exponentiell gleitende Durchschnitt oder Exponential Moving Average (EMA). Er gewichtet die Daten innerhalb der Periode und misst den letzten Werten mehr Bedeutung zu. Damit reagiert er etwas schneller auf Kursänderungen. In unserem Beispielchart auf Stundenbasis verwenden wir einen SMA mit Periode 10 (rot) und einen EMA mit Periode 30 (blau). Wieder liegt ein Aufwärtstrend vor, wenn die rote Linie die blaue nach oben schneidet. Das Gegenteil ist der Fall, wenn die rote Linie unter die blaue fällt. Die besten Einstiege ergeben sich dort, wo Kerzen lange Dochte oder Schatten haben. Macht der Kurs einen Rücksetzer und zeigt durch die Kerzen dann eine Wende an, so liegt dort der Einstiegspunkt. Wir haben diese mit grünen Pfeilen markiert. Ebenfalls auf dem Weg nach unten lässt sich das System einsetzen, auch wenn unser Beispiel von Aufwärtstrends dominiert wird. Das System lässt sich in Tagescharts von Rohstoffen einsetzen, da diese eine Neigung zu längeren Trends haben. In unprofitablen Seitwärtsbewegungen kann man vor allem in liquiden Indizes mit engen Spreads in die Stunden- oder Fünf-Minuten-Ansicht umschalten.

MACD

Ebenfalls mit exponentiellen Durchschnitten arbeitet einer der bekanntesten Indikatoren: der MACD. Ihm liegen zwei EMAs zugrunde, die jedoch nicht im Chart angezeigt werden, sondern darunter. Schneiden sie sich, wird eine Trendwende angezeigt. Auch der MACD reagiert mit Verzögerung, was oft ein Ärgernis ist. Um diesen Nachteil auszugleichen, beobachten viele nicht nur die Schnittpunkte, sondern auch den Abstand der beiden Durchschnittslinien. Denn vor einem Schnittpunkt muss eine Annäherung erfolgen. Dieser Abstand wird in der Regel entlang der Mittellinie als Histogramm angetragen – quasi ein Indikator für den Indikator. Wie man im Beispielchart erkennen kann, schneidet das Histogramm immer dann die Nulllinie, wenn sich die beiden Durchschnitte kreuzen. Ein rückläufiges Histogramm bedeutet aufeinander zulaufende Durchschnittslinien und damit ein nahendes Short-Signal. Diese Methode kann zu Signalen führen, die vor dem eigentlichen Kursereignis liegen. Damit ist das MACD-Histogramm ein Frühindikator. Als solcher ist es leider nicht perfekt und so kann es auch zu Fehlsignalen kommen.

Abschließend sollte gesagt werden, dass alle hier vorgestellten Systeme nicht nur Einstiegssignale liefern. Auch das Ende eines Trades kann mit gleitenden Durchschnitten erfolgreich bestimmt werden. Bei zwei Durchschnitten ist dies oft der Schnittpunkt der beiden Linien. Bei drei Durchschnitten sollte bereits eine unklare Mischung der Linien zur Vorsicht Anlass geben, wenn z. B. der schnellste Durchschnitt zwischen die beiden langsameren läuft.

Fazit:

Gleitende Durchschnitte sind einfache Hilfsmittel, die von Tradern seit Langem verwendet werden, um die aktuelle Marktsituation einzuschätzen und Einstiege zu finden. Dabei lassen sich sowohl zwei als auch drei Durchschnitte einzeichnen. Neben einfachen Durchschnitten (SMA) werden auch exponentielle (EMA) verwendet, und auch eine Mischung ist möglich. Eine komplexe Verwendung von Durchschnitten findet sich im Beispiel des MACD. Der Ausstieg kann ebenfalls aufgrund von Durchschnitten gewählt werden.