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Trading Beispiel

Die Aktie des deutschen Halbleiterherstellers Infineon hat seit Dezember 2009 einen Kursgewinn von mehr als 30% erlebt. Im Herbst war die Meldung durch die Presse gegangen, dass die russische Regierung ihre Bemühungen um eine Beteiligung an Infineon verstärke. Das russische Pendant Sistema stand beratend zur Seite. Doch letztlich konnten die Gespräche den Kurs der Aktie nicht stabilisieren.

BÖRSE am Sonntag

Wendekerzen bei Infineon

Bereits seit Jahresbeginn drehte der Kurs und bescherte den Anlegern allerlei Intraday-Kapriolen. Hintergrund war Frisches aus der Gerüchteküche. Vor allem der Machtkampf um den Vorsitz im Aufsichtsrat beschäftigte die Medien und die Anleger. Während Hiobsbotschaften die DAX-Titel immer wieder in die Tiefe zogen, konnte Infineon dank guter Branchenstudien immer wieder punkten. Viele Analysten großer Banken stuften die Infineon-Aktie hoch oder erhöhten das Kursziel – oder beides.

Der Geschäftsführer meldete zudem, die Erholung nach der Krise laufe bestens, und das Bestellungsvolumen aus dem Bereich der Automobil- und Mobilfunkindustrie würde steigen. Investitionen des Speicherchipherstellers Globalfoundries in Dresden ließen den Abverkauf von Konkursmasse der ehemaligen Infineon-Tochter Qimonda schnell vergessen, und zur Vorstellung des iPad von Apple wollten einige Infineon sogar als zukünftigen Chiplieferanten sehen.

Neue Hochs nicht in Sicht

All das half zunächst, den Kurs der Aktie über dem Niveau des DAX zu halten. Doch langfristig muss Infineon mehr bieten als Gerüchte und Gerangel beim Management. Der Kurs tut sich schwer, ein neues Hoch zu generieren. Die Trendlinie im Dezember ist erwartungsgemäß erst gebrochen worden, dann folgte noch ein Pullback im Februar und dann brach der Kurs wieder ein. Hier zeigte nicht zuletzt die Exportorientierung Deutschlands ihre Schattenseite. Denn kaum wurde in China zur Abkühlung des überhitzten Wirtschaftswachstums die Mindestreserve für Banken erhöht, schon sorgen sich die Deutschen um ihren Absatz. Der negative Effekt nagte auch am Kurs der Infineon-Aktie.

Am Scheidepunkt

Im Stundenchart ergab sich letzte Woche nach einer Seitwärtsbewegung eine negative Kerzenkombination, die den Abstieg von 4,10 auf 3,90 Euro ankündigte. Der Bruch der Trendlinie bestätigte dies noch. Auf der Suche nach anderen Anlageobjekten verkauften einige ihre Infineon-Positionen. Nun wird es darauf ankommen, wie es auf dem Niveau von3,90 Euro weitergeht. Kann sich Infineon mit neuem Aufsichtsrat und guten Prognosen für die Branche weiter nach oben schwingen oder behalten die Divergenzen recht, die sich zweifellos im Tageschart bei den letzten beiden Hochs in momentumbasierten Indikatoren gebildet haben? Der nächste entscheidende Level liegt bei 3,75 Euro, wo ein Tief vom Januar den letzten Halt vor dem Abgleiten in einen Abwärtstrend bietet.

Ein Kursverlust bei "Technology made in Germany" wäre schon verwunderlich. Doch vor einem Jahr lag der Kurs der Aktie bei 39 Cent. Nach einem Anstieg von 1.000% käme eine Korrektur nicht gerade überraschend. Statt Gerüchten und Börsengeflüster halten sich technisch orientierte Trader an die Charts, die ihnen den Weg weisen, und wie im gezeigten Beispiel auch bei der turbulenten Infineon-Aktie Gewinnpotenzial bescheren.