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rohstoffe  Lebensar t  AKTIEN & MÄRKTE  unternehmen  Tra ding  fonds  ZERTIFIKATE Internationaler Ölkrieg Das Spiel mit dem Feuer Allmählich ist es klar: Aus dem andauernden Preiskrieg beim Öl werden alle Beteiligten als Verlierer hervorgehen. Vor allem die Öl-Macht Saudi-Arabien hat sich verspekuliert. Zwar haben die Amerikaner jüngst die weiße Fahne gehisst, doch die Scheichs stecken damit in einer Sackgasse. Dazu kommt: Der größte Feind eines steigenden Ölpreises ist über die Dauer des Konfliktes immer mächtiger geworden. Es ist ein gefährliches Spiel, das die ölexportierenden Länder aktuell betreiben. Es geht um Macht, Einfluss und nicht zuletzt um Geld. Doch der Einsatz ist hoch: Es stehen nicht nur ganze Staatshaushalte, sondern auch die Weltwirtschaft auf dem Spiel. In der Spieltheorie ist das Verhalten der Akteure als ein klassisches „Chicken Race“ oder auch „Feiglingsspiel“ bekannt: Vereinfacht geht man davon aus, dass zwei Sportwagen mit hoher Geschwindigkeit aufeinander zufahren. Gewonnen hat derjenige, der kaltblütig weiterfährt, während der Gegner Angst bekommt und ausweicht. In diesem Szenario hat der Gewinner seine (Markt)-Macht bewiesen und den Gegner in seine Schranken verwiesen. Katastrophal wird das Ganze jedoch, wenn beide Akteure ungebremst aufeinander zufahren. Beide verlieren ihr Leben – das Spiel ist für beide verloren. Im Falle des Preiskampfs um das Öl fahren nun aber nicht nur zwei Sportwagen aufeinander zu: Es sind mindestens fünf – und keiner ist gewillt, vor den anderen aufzugeben. Dabei schien es Ende Januar erst so, als hätten die Amerikaner kurz vor dem Zusammenprall noch die Kurve bekommen und wären rechtzeitig ausgewichen. Denn die Fracking-Firmen mussten nach Monaten des Beharrens vor dem niedrigen Ölpreis kapitulieren. Die Apache Corporation aus Houston erwartet laut eigenen Angaben, dass die eigene Öl- und Erdgasproduktion 2016 um bis zu elf Prozent fällt. Auch die Konkurrenten Continental Resources, Whiting Petroleum Corporation und Devon Energy kündigten Kürzungen der Fördermenge zwischen zehn und 15 Prozent an. Nach dem Jahrestief Ende Januar, wo der Ölpreis sogar unter die 30-Dollar-Marke gefallen war, ließen die Ölfirmen das schwarze Gold lieber im BÖRSE 58 am Sonntag · 11 | 201 6 Kolumne


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