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Anlagetrends2016

TRADING Investment-Gelegenheiten sucht, die unterbewertet sind. Solche gibt es immer wieder. Einen Startpunkt kann neben charttechnischen Indikatoren das Kurs-Gewinn-Verhältnis – kurz KGV – bieten. Es ergibt sich, wenn man den aktuellen Aktienkurs durch den Gewinn pro Aktie teilt. Je höher der Aktienkurs bzw. je niedriger der Gewinn pro Aktie, desto höher ist das KGV. Daraus ergibt sich: Je höher das KGV, desto überbewerteter ist die Aktie. Doch das KGV verrät weder etwas über die Branche noch über Marktzyklen oder Besonderheiten bei der Bilanzierung. Man muss schon genauer hinsehen, um herauszufinden, ob eine Aktie wirklich ein Schnäppchen ist. Als Faustregel für Contrarians gilt jedoch: Wenn alle jubeln, geht es bald nach unten. Wenn alle jammern, kommt bald eine Erholung. Die Analyse des Verhaltens von Marktteilnehmern hat eine eigene Disziplin ins Leben gerufen: Behavioral Finance. Traditionell sind Contrarians langfristig orientiert. Prominente Beispiele sind Warren Buffett, Jim Rogers oder Marc Faber. Sie alle nehmen sich die Zeit, Unternehmen, Branchen, Regionen oder Wirtschaftszyklen genau zu studieren. Erkennen sie dann, dass der Markt in der Beurteilung danebenliegt oder übertrieben hat, schlagen sie zu – üblicherweise am Tiefpunkt. Und auch ihnen kommen die Medien zu Hilfe. Erscheinen gehäuft negative Artikel, füllen sich die Schlagzeilen mit Panik, wenden sich alle ab und sieht niemand mehr eine Chance, dann weckt dies das Interesse des Contrarians. Ein Beispiel für den Contrarian-Ansatz auf institutioneller Ebene ist die Finanzkrise 2007/08: Amerikanische Großbanken wetteten damals gegen den boomenden Markt mit Hypotheken. In den USA wurde der Besitz von Wohneigentum als der „amerikanische Traum“ vermarktet. Hierbei gab es eine Besonderheit. 75 soll dieses Verhalten erklären: Angenommen, die Preise für Lebensmittel steigen in den Supermärkten stetig an. Wer würde schon einkaufen gehen, nur um ein Produkt zu finden, das täglich teurer wird? Ein solcher Anstieg erregt höchstens den Zorn der Kunden, die den Supermarkt schließlich meiden. Findet man jedoch einen niedrigen Preis und das Produkt ist ungewöhnlich günstig, so greift man gerne zu. Genau dies tut auch der Contrarian. Er ist ein Schnäppchenjäger, der nach Grafik 2: Beispiel WTI Öl


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