Lufthansa-Aktie: Rote Laterne im DAX
Mit dem Absturz der Germanwings-Maschine über den französischen Alpen hat sich die ohnehin schon schwierige Situation der Lufthansa-Aktie an den Börsen weiter verschärft. Ob der Vorfall langfristig gravierende Folgen nach sich zieht, muss sich zeigen. Kurzfristig könnte sich die Katastrophe als große Hürde erweisen: Für den Verbleib der Aktie im DAX.
Mit dem Absturz der Germanwings-Maschine über den französischen Alpen hat sich die ohnehin schon schwierige Situation der Lufthansa Aktie an den Börsen weiter verschärft. Ob der Vorfall langfristig gravierende Folgen nach sich zieht, muss sich zeigen. Kurzfristig könnte sich die Katastrophe als große Hürde erweisen: für den Verbleib der Aktie im DAX.
Kaum ein Ereignis dürfte Medien und Bevölkerung in Europa in den vergangenen Tagen so sehr bewegt haben wie der Absturz des Germanwings-Fluges in den französischen Alpen. Am Vormittag des 24. März stürzte Flug 4U9525 von Barcelona nach Düsseldorf ab. Alle 150 Passagiere und Crewmitglieder an Bord des Fliegers kamen bei der Katastrophe ums Leben.
Der Schock war groß nachdem die Meldung über die internationalen Nachrichten verbreitet wurde. Mittlerweile sind die Erkenntnisse über das Unglück weit fortgeschritten. Nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft scheint nun so gut wie sicher zu sein, dass Co-Pilot Andreas Lubitz die Maschine willentlich zum Absturz gebracht hatte. Der 27-Jährige litt unter psychischen Problemen. Zudem fanden die Ermittler in seiner Wohnung in Düsseldorf eine zerrissene Krankschreibung für den Tag des Absturzes, die er seinem Arbeitgeber laut dessen Angaben vorenthalten hatte. Nichtsdestotrotz gerieten die Verantwortlichen der Lufthansa in Erklärungsnot als herauskam, dass Lubitz die Airline bereits bei seiner Ausbildung über eine „abgeklungene schwere depressiven Episode“ informierte. Eine Kenntnis der Krankheit hatte der Konzern zunächst abgestritten, ehe nach „internen Recherchen“ besagte Dokumente auftauchten.
Lufthansa kann sich aus der Affäre ziehen
Direkt nach dem Absturz – obwohl sich dieser Vergleich eigentlich verbietet – setzte auch die Aktie der Germanwings-Mutter Lufthansa zum Sinkflug an. Die Anleger reagierten nervös auf die Nachricht des Absturzes. Rund fünf Prozent büßte der Kurs der Aktie am ersten Tag ein. Für die Airline steht insbesondere ihr guter Ruf auf dem Spiel. Einen derartigen Unfall hat die Fluggesellschaft in ihrer langen Geschichte bisher noch nicht erlebt. Die Lufthansa galt bisher als beliebteste deutsche Fluggesellschaft und belegte mit Platz zwölf zurecht einen Top-Platz in dem Ranking der weltweit sichersten Airlines. „Aus Respekt vor den Opfern“ hat Lufthansa-Chef Carsten Spohr zuletzt auch die geplante Feier zum 60-jährigen Firmenjubiläum abgesagt. Zum Feiern ist bei der Kranich-Linie aber ohnehin derzeit niemandem zumute – eher zum Heulen.
So paradox es klingt, dass der Co-Pilot am Ende aus persönlichen Motiven die Maschine zum Absturz gebracht haben soll, könnte sich für die Lufthansa noch als gewisse Erleichterung erweisen. Schließlich kann die Airline sich auf diesem Wege vielleichtt aus der Affäre ziehen. „Wenn kein eklatantes Versagen vorliegt, wirkt sich ein solches Unglück nicht auf die Reputation aus", sagte Luftfahrtbranchenberater Heinrich Großbongardt mit Blick auf frühere Flugzeugabstürze gegenüber dem Nachrichtenmagazin Spiegel Online. Ob der Airline aufgrund der Kenntnis über Lubitz Vorerkrankungen eine Mitschuld auferlegt wird, ist derzeit noch völlig offen.
Unabhängig von der Ursache des Absturzes stehen den Angehörigen der Verunglückten jedoch hohe Entschädigungen zu. Wie ein Lufthansa-Sprecher am Freitag bestätigte, werden die Angehörigen der Opfer bereits in den kommenden Wochen eine Überbrückungshilfe von 50.000 Euro erhalten. Wie hoch sich die tatsächliche Summe der Entschädigungen am Ende belaufen wird müssen wohl Versicherungsexperten und Richter entscheiden. Der Schadenersatz richtet sich hier nach Alter und Beruf des Opfers sowie nach dem in seinem Heimatland üblichen Schadenersatzansprüchen. Für die Kranich-Linie dürften sich die Auswirkungen aber wohl in Grenzen halten. Die Ansprüche werden von Versicherer Allianz übernommen.
Analyst Johannes Braun von der Commerzbank glaubt daher, dass sich der Absturz zwar auf das Ergebnis des laufenden Jahres auswirken wird, langfristig jedoch keine negativen Folgen bevorstehen. Weitere Analysten sehen allerdings die Reputation der Fluggesellschaft in Gefahr. So schrieb Dirk Schlamp von der DZ Bank nach dem Unglück: "Der Absturz ist eine Tragödie und bedeutet einen herben Schlag für Lufthansa". Auch Jochen Rothenbacher von der Frankfurter Investmentbank Equinet teilt die Skepsis seines Kollegen und senkte seine Erwartungen an das Kurziel von 19 auf 14 Euro. Zudem änderte er seine Kaufempfehlung für die Kranich-Aktie von „Buy“ auf „Hold“.
Schwäche vor der DAX-Prüfung
Selbst wenn der Konzern von einer Schuld für den Absturz der Maschine befreit wird, ist die Aktie damit dennoch unter Druck. Händler schätzen, dass sich die Branche nach dem Unglück auf erhöhte Sicherheitsanforderungen und damit auch höhere Kosten wird einstellen müssen. Zudem ist der erhöhte Öl-Preis aufgrund der aktuellen Lage im Jemen eine weitere Belastung für die Lufthansa.
Mittlerweile hat sich der Kurs der Aktie jedoch auf niedrigem Niveau stabilisiert. Während sie am Unglückstag zwischenzeitlich auf einen Kurs von 12,96 Euro abstürzte lag sie eine Woche später bei 13,10 Euro. Wichtig ist nun, dass die Zahlen langfristig über der symbolischen Marke von 13 Euro bleiben. Denn zusammen mit LANXESS und K+S bildet die Lufthansa laut Index Analystin Sofia Wurm von Commerzbank Technical Analysis and Index Research gerade eine Art „Abstiegsliga“ unter den DAX-Konzernen.
Zwar liegt die Lufthansa noch vor ihren Konkurrenten. Je nach Kurslage könnte K+S den Kranich-Konzern jedoch überholen. Wenn der DAX also im kommenden September überprüft wird, steht Lufthansa vor einer Bewährungsprobe. Mit ProSiebenSat.1 und Deutsche Annington stünden bereits Nachfolger für die DAX-Mitgliedschaft in den Startlöchern.
RS