Erreicht die Krise der Schwellenländer auch Asien?
Die Wirtschaftskrisen in der Türkei und in Argentinien haben zu einer weltweiten „Ansteckungsgefahr“ geführt und könnten auch auf andere Länder überspringen. Einige asiatische Staaten haben schon heute mit den Auswirkungen zu kämpfen. Anleger sollten sich vielleicht eher die geheimnisvollen Tempel Asiens als einige der dort emittierten Finanzprodukte zu Gemüte führen, empfiehlt Sascha Sadowski.
Die Wirtschaftskrisen in der Türkei und in Argentinien haben zu einer weltweiten „Ansteckungsgefahr“ geführt und könnten auch auf andere Länder überspringen. Einige asiatische Staaten haben schon heute mit den Auswirkungen zu kämpfen.
Von Sascha Sadowski
Während die Türkei mit einer fallenden Währung und einer Verschlechterung der Beziehungen zu den USA ringt, veranlasste eine dramatische Beschleunigung der Wirtschaftskrise auch Argentinien dazu Sparmaßnahmen anzukündigen und den Internationalen Währungsfonds (IWF) um eine vorzeitige Freigabe eines Kredits in Höhe von 50 Milliarden US-Dollar zu bitten. Gerade der starke Wertverlust sowohl der türkischen Lira als auch des argentinischen Pesos hat die Befürchtungen genährt, dass weitere Währungen unter Druck geraten könnten. In Asien wurden Indiens Rupie und Indonesiens Rupiah bereits getroffen. Droht also ein Flächenbrand?
Die Türkei und Argentinien haben nur sehr schwache Handelsbeziehungen zu den asiatischen Staaten. Es ist daher sehr unwahrscheinlich, dass die Wirtschaftskrise der beiden Länder in den asiatischen Raum exportiert wird. Ansteckungspotential hätten hier eher die großen Volkswirtschaften, wie China, die USA oder die Europäische Union. Das größte Problem für die Länder der APAC wäre es, wenn die türkische Wirtschaftskrise zu einer Ansteckung der Schwellenländerwährungen und -aktien führen würde, denn das hätte möglicherweise erhebliche Kapitalabflüsse aus Schwellenländern zur Folge.
Besonders von der Ansteckungsgefahr seien Länder bedroht, die auf Devisen angewiesen sind oder große Mittelzuflüsse in Fremdwährungen in ihren Aktien- und Anleihemärkten haben. Für Länder, die sich viel in Fremdwährung geliehen haben, in der Regel in US-Dollar, kann dies die Rückzahlung ihrer Fremdwährungsanleihen erschweren. Dieses Szenario konnten wir schon einmal 1997 in der asiatischen Finanzkrise beobachten.
In Asien sind beispielsweise Indien sowie Indonesien stark von ausländischen Kapitalzuflüssen abhängig, weshalb deren Währungen besonders unter Druck gerieten. Gerade die steigenden Ölpreise sind für Indien ein ernsthaftes Problem und haben das Leistungsbilanzdefizit vergrößert. Ein Land, das ein Leistungsbilanzdefizit aufweist, kann dann normalerweise auf Mittelzuflüsse aus dem Ausland zurückgreifen, um Ausgaben und Investitionen zu finanzieren. Versiegen diese jedoch wird es brenzlig.
Auch Indonesien zählt zu den besonders anfälligen Ländern, denn es verfügt über niedrige Devisenreserven und eine hohe ausländische Beteiligung an den lokalen Aktien- und Anleihemärkten. Sollten Investoren ihr Kapital abziehen, führt das zu großen Problemen. An einem Flächenbrand, der sich möglicherweise von der Türkei und Argentinien auch nach Asien ausbreitet ist niemand interessiert. So bleibt zu hoffen, dass ausländische Investitionen in diesen Ländern den Brandherd rechtzeitig unter Kontrolle bekommen.
Sascha Sadowski ist Finanzexperte des internationalen Finanzdienstleisters LYNX Broker.