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Gasversorger Uniper gehen Gas und Geld aus – Aktie fällt ins Bodenlose

Ab dem 11. Juli könnte kein Gas mehr durch die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 fließen. Schon die aktuelle Drosselung reicht, um Uniper, den größter Gas-Importeur der Republik, in finanzielle Schieflage zu bringen. Das Unternehmen muss wohl vom Staat gerettet werden.

(Foto: Uniper)

Ab dem 11. Juli könnte kein Gas mehr durch die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 fließen. Schon die aktuelle Drosselung reicht, um Uniper, den größter Gas-Importeur der Republik, in finanzielle Schieflage zu bringen. Das Unternehmen muss wohl vom Staat gerettet werden.

Es ist die nächste Hiobsbotschaft in der ohnehin schon angespannten Situation rundum Deutschlands Gasversorgung. Ab dem 11. Juli droht Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck nach eine vollständige Blockade der so wichtigen Nord Stream 1-Pipeline. An diesem Tag würden Wartungsarbeiten beginnen, die jährlich stattfänden und in der Regel zehn Tage dauerten, so Habeck auf dem Nachhaltigkeitsgipfel der Süddeutschen Zeitung. Es wäre jedoch nicht sehr überraschend, wenn etwas gefunden werden würde, dass ein längeres Ausbleiben von Gaslieferungen aus Russland durch die Pipeline rechtfertigen würde, erklärte Habeck weiter. „Die Situation ist angespannt“, sagte er. Der Winter könne wirklich problematisch werden.

Für Deutschlands größten Gasimporteur Uniper ist die Situation schon jetzt prekär. Allein die Drosselung der Erdgaslieferungen aus Russland nach Deutschland setzt das mehrheitlich dem finnischen Energiekonzern Fortum gehörende deutsche Unternehmen gefährlich unter Druck. Die Ergebnisprognosen für das laufende Jahr sind längst Makulatur. Bereits in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres fuhr Uniper Verluste in Milliardenhöhe ein. Jetzt, zum Ende des zweiten Quartals, scheinen die anfallenden Verluste aus eigener Kraft nicht mehr auszugleichen. Am Donnerstag informierten die Düsseldorfer ihre Investoren per Pflichtmitteilung, dass Prüfungen zur Sicherung der Liquidität eingeleitet würden, darunter fiele auch der Austausch mit der Bundesregierung. Uniper bittet also, wenn auch eher indirekt gehalten, offen und offensiv um Staatshilfe. Aktuell kommen offenbar nur noch 40 Prozent der vereinbarten Liefermengen aus Russland bei Uniper an. Die Beschaffung von Ersatz ist bei den aktuellen Gaspreisen viel zu teuer und, wie sich zeigt, ein ruinöses Geschäft. Rund 500 Millionen Euro könnten die Ersatzkäufe Uniper pro Monat kosten, schätzt Goldman Sachs-Analysten Alberto Gandolfi.

Aktie verliert innerhalb eines halben Jahres über 70 Prozent an Wert

Die Aktie brach nach der Mitteilung am Donnerstag zeitweise um über 20 Prozent ein. Am Abend dämmten das Papier seine Verluste zwar etwas ein, seit Beginn des Jahres steht die Aktie aber nun schon mit knapp 70 Prozent im Minus. So günstig wie derzeit, war die Aktie des Versorgers zuletzt 2017 zu haben. Die Dividende wurde bereits auf ein Mindestmaß von 0,07 zusammengestrichen. Zuvor waren es 1,37 Euro je Aktie.

Es ist ein fulminanter Crash, der sich da abspielt und nicht nur für Aktionäre ein bitteres Schauspiel darstellt, sondern auch für die deutsche Energieversorgung. Uniper ist für den Import und die Weiterleitung an Industrie und Stadtwerke von zirka einem Drittel des jährlichen Gasverbrauchs in Deutschland verantwortlich. 370 Terawattstunden Gas holt Uniper im Jahr nach Deutschland. Zudem betreiben die Düsseldorfer hierzulande die meisten Erdgasspeicher. Damit ist das Unternehmen zweifellos systemrelevant, die Folgen einer Pleite kaum auszudenken.

Rettet der Staat Uniper, könnte das auch für viele Verbraucher teuer werden

Es dürfte also eine ausgemachte Sache sein, dass der deutsche Staat Uniper solange wie nötig unter die Arme greift. Aktionäre flüchten dennoch in Scharen, Analysten raten mehrheitlich zum Verkauf. Der Aktie dürfte dies also wenig helfen, sie scheint aktuell schlicht uninvestierbar. Ebenfalls dürften Unipers Hilfeschrei dazu führen, dass die Bundesregierung darüber nachdenken wird, die sogenannte Preisanpassungsklausel in Kraft treten zu lassen. Das würde nichts anderes bedeuten, als dass die Versorger die hohen Gaspreise an die Kunden weitergeben können. Das ist bislang nur bedingt der Fall und könnte die Gaskrise schon im Sommer perfekt machen. Der Winter naht derweil, weitere Hiobsbotschaften mit im Gepäck.

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