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Ist diese Bank besser als ihr Ruf?

Die Deutsche Bank erzielt ihren höchsten Quartalsgewinn seit zehn Jahren. Vorstandschef Christian Sewing kündigt dennoch weitere Sparmaßnahmen an. Für Aktionäre ist das ein gutes Zeichen.

(Foto: Datenschutz-Stockfoto / Shutterstock)

Die Deutsche Bank erzielt ihren höchsten Quartalsgewinn seit zehn Jahren. Vorstandschef Christian Sewing kündigt dennoch weitere Sparmaßnahmen an. Für Aktionäre ist das ein gutes Zeichen.

Die mit der Pleite der Silicon Valley Bank (SVB) im März ins Rollen geratene Bankenkrise lässt Deutschlands größtes privates Geldhaus vorerst unberührt. Nachdem die Bank in den vergangenen fünfzehn Jahren kaum einen Skandal ausgelassen hat und häufig mit als erstes in Bedrängnis geriet, sobald sich das Branchenumfeld verschlechterte, ist das eine sehr positive Nachricht. Und kommt offenbar für einige Investoren unerwartet. Schließlich war das Finanzinstitut im März noch Ziel von großangelegten Shortattacken gewesen. Der Aktienkurs war innerhalb von acht Tagen von 11,60 auf 8,80 Euro gefallen, ein Minus von 25 Prozent.

Diese Art der Skepsis verwundert angesichts der jüngeren Historie nicht. Seit 2010 hat die Aktie der Deutschen Bank drei Viertel ihres Werts verloren. Der Kurs der JP Morgan-Aktie hat sich im selben Zeitraum mehr als verdreifacht. Anleger wurden von der Bank mit Sitz in Frankfurt am Main regelmäßig enttäuscht, der Ruf wurde über die Jahre beständig beschädigt. Vielen gilt die Bank noch immer als ein erster Wackelkandidat, wenn sich wie im März eine tiefere Krise im Sektor anbahnt.
Doch diesmal belehrt das Geldhaus seine Skeptiker, darunter auch einige Analysten, eines Besseren. Die ersten drei Monate des laufenden Jahres lieferten zum elften Mal in Folge einen Quartalsgewinn, noch dazu den höchsten seit zehn Jahren. Unter dem Strich blieben 1,16 Milliarden Euro übrig und damit neun Prozent mehr als im Jahr zuvor. Analysten hatten im Schnitt mit 977 Millionen Euro gerechnet. Der Vorsteuergewinn stieg sogar um zwölf Prozent auf 1,85 Milliarden Euro. Der Umsatz kletterte um fünf Prozent auf 7,7 Milliarden Euro. Vor allem im Unternehmensgeschäft lief es mit einem Plus von 35 Prozent auf 1,97 Milliarden Euro stark. Im Privatkundengeschäft legten die Erträge um zehn Prozent au 2,4 Milliarden Euro zu.

Ähnlich der Konkurrenz verdient die Deutsche Bank vor allem an den stark gestiegenen Zinseinnahmen. Diese wuchsen im ersten Quartal um über 70 Prozent. Der Zinsüberschuss betrug 3,4 Milliarden Euro. Im Investmentbanking fielen die Umsätze dagegen um 19 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro, der Vorsteuergewinn sank um 42 Prozent. Zudem erhöhte die Bank die Risikovorsorge für Kreditausfälle von 292 auf 372 Millionen Euro. Beides, die Probleme im Investmentbanking sowie höhere Rückstellungen, betreffen aber die gesamte Branche.

Der Erfolg liegt für die Deutsche Bank darin, dass das Kerngeschäft diese Rückgänge mehr als ausgleichen kann. Damit zahlt sich die Strategie von CEO Christian Sewing aus, die Bank mehr auf das Unternehmens- und Privatkundengeschäft auszurichten. Hinzu kommen erfolgreich eingeleitete Sparmaßnahmen, die ihre Fortsetzung finden sollen. Konzernweit sollen mit Beginn des zweiten Quartals weitere 800 Jobs abgebaut werden, wie Sewing im Rahmen der Zahlenvoralge ankündigte. Insgesamt sollen noch einmal 500 Millionen Euro mehr eingespart werden, statt zwei nun also 2,5 Milliarden Euro.
Für die in der Vergangenheit leidgeplagten Aktionäre ist das ein gutes Zeichen. Die Zinseinnahmen schließlich dürften im Jahresverlauf weiter steigen und in der Folge hoch bleiben. Bringt Sewing zusätzlich die Kostensenkungen durch, dürften sich die Gewinne noch einmal deutlich erhöhen. Goldman Sachs-Analyst Chris Hallam zeigte sich bereits für das abgelaufene Quartal positiv überrascht vom Kosten-Ertrags-Verhältnis. Warburg Research-Experte Andreas Pläsier lobte darüber hinaus die solide Kernkapitalquote.

Die Einsparungen bei gleichzeitig höheren Einnahmen sollen den Aktionären zugutekommen. „Wir wollen operativ mehr Kosten einsparen als bisher geplant und unser Kapital effizienter nutzen, um die Ausschüttungen an unsere Aktionäre und unsere Rendite zu erhöhen“, kündigte Sewing an. „Angesichts unserer wachsenden Profitabilität und unserer sehr soliden Kapitalausstattung haben wir nun Gespräche mit den Aufsichtsbehörden über Aktienrückkäufe im zweiten Halbjahr aufgenommen.“

Mit einem Kurs von 9,80 Euro bei einem KGV von 5,2 ist die Aktie derzeit günstig zu haben. Die Dividendenrendite liegt bei rund drei Prozent. Gemeinsam mit den jüngsten Zahlen ließe sich zu dem Schluss kommen, dass diese Bank aus Anlegersicht womöglich besser als ihr Ruf ist. Das Selbstvertrauen im Konzern, was die eigene Stabilität anbelangt, ist scheinbar groß. Diese Woche wurde bekannt, dass die Deutsche Bank den Börsenmakler Numis für umgerechnet 464 Millionen Euro übernehmen will. Anleger sollten bei all den positiven Nachrichten aber die makroökonomischen Risiken, wie beispielsweise das möglicher Rezessionen in den USA und Europa, im Blick behalten. Wer mutig genug ist, findet bei den Frankfurtern jedoch eine Einstiegsgelegenheit, die auf einem Zahlenfundament basiert, dass lange nicht so stabil schien.

OG

Christian Sewing live auf dem Ludwig-Erhard-Gipfel

Christian Sewing, Vorstandschef der Deutschen Bank, wird am 4. Mai auf dem Ludwig-Erhard-Gipfel am Tegernsee gemeinsam mit Markus Ferber, Mitglied des Europaparlaments und Vorsitzender der Hans-Seidel-Stiftung, zum Thema "Die Zukunft der europäischen Banken"diskutieren. Sie können das Gespräch und alles rund um den Gipfel live im Stream mitverfolgen: ludwig-erhard-gipfel.de