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Lufthansa: Ist das eine Kaufgelegenheit?

Nach erwartet schwachen Quartalszahlen stürzte die Lufthansa-Aktie unter der Woche erneut ab. Vor allem der Preiskampf auf der Kurzstrecke macht den Kölnern zu schaffen. Doch so manches deutet daraufhin, dass der Einbruch übertrieben sein könnte.

BÖRSE am Sonntag

Nach erwartet schwachen Quartalszahlen stürzte die Lufthansa-Aktie unter der Woche erneut ab. Vor allem der Preiskampf auf der Kurzstrecke macht den Kölnern zu schaffen. Doch so manches deutet daraufhin, dass der Einbruch übertrieben sein könnte.

Wirklich neu war nicht, was die Lufthansa ihren Aktionären da am vergangenen Dienstag mitteilen durfte. Besser gesagt: musste. Einen in Quartal Zwei um Sondereffekte bereinigten Ergebniseinbruch vor Zinsen und Steuern von rund 25 Prozent gegenüber des Vorjahres auf 754 Millionen Euro und ein Konzernergebnis, das inklusiver einer außerplanmäßigen Steuerrückstellung sogar um 70 Prozent auf 226 Millionen Euro zurückging, hätten sie bei Europas umsatzstärkster Airline sicher gerne unter Verschluss gehalten. Angesichts der Gewinnwarnung, die der Konzern bereits im Juni veröffentlicht hatte, kamen die schwachen Zahlen aber eben auch nicht überraschend. Damals schon hatte das Lufthansa-Management darauf hingewiesen, dass man auf Jahressicht nur noch mit einer Ebit-Marge von 5,5 bis 6,5 Prozent rechne, was schlussendlich einem bereinigten Ergebnis irgendwo zwischen zwei und 2,4 Milliarden Euro und damit einem Gewinn-Rückgang gegenüber des Vorjahres von 14 bis 28,5 Prozent entspräche.  

Und auch, dass es besonders Tochter Eurowings ist, die schwächelt, war seither ein offenes Geheimnis. Die jüngsten Zahlen lieferten schlicht Gewissheit. So schrieb die Billigflugairline gemessen an den ersten sechs Monaten 2019 einen Verlust in Höhe von 273 Millionen Euro. Auch die Luftfracht-Tochter Lufthansa Cargo meldete rote Zahlen. Die Gewinne von Lufthansa, Swiss und Austrian Airlines gingen zudem um 43 Prozent zurück. Alles in allem hat sich die Lufthansa als Konzern damit im ersten Halbjahr einen Verlust von 116 Millionen Euro eingebrockt. Und das, wo im selben Zeitraum 2018 noch 713 Millionen übrig geblieben waren. Ohne Frage, das ist ein Sturzflug im Eiltempo.

Aktienkurs halbiert

Ähnlich hat sich daran angelehnt die Aktie der Kranich-Airline entwickelt. Ende 2017 mit rund 31 Euro noch auf Rekordhoch stehend, hat sich der Kurs bis heute mehr als halbiert. Nach einem Abschlag von rund 30 Prozent allein in den vergangenen drei Monaten kostet die Lufthansa-Aktie derzeit nur noch etwas mehr als 14 Euro. Durch den erneuten Sinkflug am Dienstag ging es zwischenzeitlich bis auf 14,09 Euro je Anteilsschein nach unten und damit auf den niedrigsten Stand seit März 2017.

„Unser Ergebnis wird durch harten Konkurrenzkampf in Europa mit hohen Überkapazitäten beeinflusst“, erklärte Finanzchef Ulrik Svensson die derzeit schwache Performance des deutschen Luftfahrt-Krösus. Vor allem die Kurzstrecken in Deutschland und Österreich seien umkämpft. Zusätzlich belasten höhere Treibstoffkosten. Doch der Preiskampf bleibt das zentrale Problem. Nicht nur für die Lufthansa, auch für Ryanair. Der Billigflug-Rivale aus Irland hatte bereits am Montag Zahlen vorgelegt und im zweiten Quartal zwar 293 Millionen Euro verdient, das waren jedoch 21 Prozent weniger, als noch im Jahr zuvor.

Die europäische Kurzstrecke ist derart umkämpft, dass Eurowings, Ryanair und Co. bewusst Verluste in Kauf nehmen, um Marktanteile zu behalten oder auszubauen. Keiner mag auf dem lukrativen Markt auf Dauer hinterherfliegen. So kam es bei Eurowings beispielsweise zu einem Angebotsausbau um 3,8 Prozent, obwohl das Unternehmen erst verkündet hatte zunächst nicht weiter wachsen zu wollen. Die Flugtickets freilich bleiben ob des Überangebots extrem günstig. Auf lange Sicht lässt sich so wohl kaum gewinnbringend wirtschaften.

In der Profitabilitätskrise

Allerdings handelt es sich hier ausschließlich um ein Profitabilitätsproblem. Das gilt übrigens auch mit Blick auf die Lufthansa Group als Gesamtkonzern. Der Umsatz nämlich legte im zweiten Quartal um vier Prozent auf 9,6 Milliarden Euro zu. Nun sieht es kurzfristig nicht nach einer Entspannung der Lage aus, doch sollten beispielsweise die Ölpreise wieder sinken, die geplanten Kostensenkungen bei Eurowings greifen und sich der europäische Airline-Markt weiter konsolidieren, wie in den USA längst geschehen, könnte der Wind schnell drehen. Und gerade einen großen Player, wie die Lufthansa nach wie vor einer ist, wieder in luftigere Höhen treiben. Mit Blick auf die Langstrecke schließlich entwickeln sich die Geschäfte weiter gut, auch wenn ein sich abschwächendes globales Wirtschaftswachstum dem in die Quere kommen könnte.

Schlussendlich jedoch scheint die Lufthansa in Sachen Wachstum und Markterschließung nicht sehr viel schlechter dazustehen also noch vor einem oder zwei Jahren. Der Konzern steckt schlicht in der Profitabilitätskrise. Sowie ein Großteil der ganzen Branche. Das könnte die Aktie des Konzerns interessant machen. Deren Kurs schließlich ist – quasi begleitend – mit gefallen, viel des schwächeren Ausblicks dürfte so bereits in ihm enthalten sein. Inzwischen ist das Papier der Airline somit sehr niedrig bewertet. Mit einem KGV von 4,9 ist die Lufthansa-Aktie die günstigste im Dax. Dank des Kursverfalls ist dazu die Dividendenrendite mit rund fünf Prozent mehr als ordentlich. Sorgen, dass im Rahmen des unter Europäern und ganz besonders den Deutschen neuentdeckten Umweltbewusstseins die Fluglust leidet, bestätigen sich dazu bislang nicht. Zwar könnten früher oder später Auswirkungen zu spüren sein, doch zunächst deutet wenig daraufhin, als müsste sich die Branche deshalb auf merkliche Wachstumseinbußen gefasst machen.

Fazit

Es deutet sich an, dass die nächsten Monate schwierig werden für die Lufthansa. Einige Analysten glauben an ein noch schwächeres zweites Halbjahr. Doch wer Kursrücksetzer aushält und langfristig anlegt, der könnte mit der Aktie der deutschen Airline jetzt womöglich auch ein Schnäppchen machen. Dafür spricht auch, dass trotz vorsichtiger Studien 58 Analysten zum Kauf der Aktie raten, 36 dazu, sie zu halten, dabei keiner für den Verkauf plädiert. Wirklich neu – um zum Ausgang zurückzukehren – ist jedoch auch nicht, dass das weltweite Wirtschaftswachstum derzeit von vielen Seiten unter Beschuss gerät. Das sollten Anleger wohl berücksichtigen, wenn sie derzeit darüber nachdenken in einen konjunktursensiblen Wert zu investieren, der die Lufthansa-Aktie schließlich einer ist. 

OG

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