Microsoft darf Activision Blizzard übernehmen
Jetzt also doch: Die US-Kartellhüter machen den Weg frei für den größten Deal, den die Videospielbranche je gesehen hat. Microsoft macht das noch mächtiger. Die Aktie des Softwarekonzerns steigt und steigt und steigt.
Die Microsoft-Aktie hat – mal wieder – ein neues Rekordhoch erreicht. Unter der Woche war der Kurs in der Spitze bis auf 366,80 US-Dollar geklettert. Die Verluste des vergangenen Jahres sind damit ausgebügelt. Die Marktkapitalisierung beläuft sich inzwischen auf 2,58 Milliarden US-Dollar. Microsoft hat das Kunststück vollbracht auch aus der Tech-Krise 2022 gestärkt hervorzukommen. Das ist dem Konzern aus Redmond in der Vergangenheit immer wieder gelungen. Während andere verzagten, kam aus dem Hause Microsofts stets die richtige Innovation zur richtigen Zeit um die Ecke. Die Entwicklung der Cloud-Plattform Azure hat den Konzern aus der Windowsabhängigkeit befreit, die Arbeitsorganisationsplattform Teams hat während der Coronapandemie das Home-Office von Millionen von Menschen mitorganisiert und nun sind es die frühen Investitionen in Künstliche Intelligenz und ChatGPT, die Anleger die lähmenden Zinserhöhungen vergessen lassen.
Da passt es ins Bild, dass aller Voraussicht nach nun auch noch die Mega-Übernahme des Spieleentwicklers Activision Blizzard funktioniert. 69 Milliarden US-Dollar hatte Microsoft vor rund eineinhalb Jahren geboten, doch die US-Kartellbehörde FTC hatte Klage gegen den Kauf aufgrund von Wettbewerbsbedenken eingereicht. Diese hat die FTC nun zurückgezogen, nachdem die Gerichte durch langfristige Lizenzvereinbarungen, die Microsoft mit Sony oder Nintendo beispielsweise für den Activision-Blockbuster Call of Duty abgeschlossen hat, keinen Wettbewerbsverstoß erkennen wollten. Die EU hatte bereits im Mai zugestimmt, allerdings unter Auflagen. Nun fehlt noch die Zustimmung der britischen CMA. Diese scheint aber ebenso bereit ihr bisheriges Veto zu überdenken, sollten von Microsoft noch Zugeständnisse gemacht werden. Damit gilt die Übernahme von Activision Blizzard nun als so gut wie in trockenen Tüchern.
Activision Blizzard ist der Marktführer im Computer- und Videospielesektor. Einige der erfolgsreichsten Games aller Zeiten, darunter World of Warcraft, Diablo oder Call of Duty, gehören zum Konzern. Mit dem Deal wird Microsoft endgültig zum Gaming-Giganten. In der Vergangenheit hatte Microsoft immer wieder Spielstudios übernommen, zuletzt 2020 ZeniMax Media für 7,5 Milliarden US-Dollar, und hatte schon vor dem Activision Blizzard-Deal große Spieleblockbuster wie Halo, Gears of War, Fallout, The Elder Scrolls und Minecraft im Portfolio.
Microsoft hat sich ein ganzes Gaming-Universum geschaffen und bietet dieses mit vielen weiteren Spielen anderer Entwickler nun schon seit einiger Zeit gebündelt über den Xbox-Game Pass gegen monatliche Gebühr an. Die Konsole schließlich ist auch ein Microsoft-Produkt. Der Konzern hat also ein Netflix des Gaming erschaffen und baut das mit der Activision Blizzard-Übernahme noch weiter aus. Die Konkurrenz um Sony und Nintendo dürfte hier zumindest in den USA und Europa früher oder später das Nachsehen haben. Nicht umsonst hatten sich die Wettbewerbshüter zunächst quergestellt.
CEO Satya Nadella hat Microsoft damit endgültig ein weiteres Standbein, das zukünftig weiter viel Wachstum generieren kann, verschafft. Das nächste Rekordhoch der Aktie ist wohl auch deshalb nur eine Frage der Zeit.
OG
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21.07.2023 | 17:10