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Nucera startet zum Börsendebüt durch

Thyssenkrupp hat am Freitag seine Wasserstofftochter Nucera erfolgreich an die Börse gebracht. Das Geschäftsfeld und ein starker Auftragseingang machen die Aktie für Anleger interessant. Zunächst dürfte ein Investment aber wie so oft im Sektor eine riskante Wette bleiben.

(Foto: picture alliance / D. Kerlekin/Snowfield Photograph / D. Kerlekin)

Thyssenkrupp hat am Freitag seine Wasserstofftochter Nucera erfolgreich an die Börse gebracht. Das Geschäftsfeld und ein starker Auftragseingang machen die Aktie für Anleger interessant. Zunächst dürfte ein Investment aber wie so oft im Sektor eine riskante Wette bleiben.

Es ist erst der zweite deutsche Börsengang in diesem Jahr und der erste seit fünf Monaten. Das unsichere Marktumfeld sorgt weiter für eine dicke Flaute auf dem IPO-Markt. Dass sich Thyssenkrupp nun dennoch getraut hat, hat sich ausgezahlt. Zumindest fürs Erste. Am Freitag läutete in Frankfurt endlich die Glocke für die Konzerntochter Nucera. Bereits im vergangenen Jahr war ein Börsengang des Wasserstoffspezialisten vorbereitet worden. Der Ausgabekurs lag bei 20 Euro und kletterte im Tagesverlauf emsig in Richtung der 24 Euro-Marke. Kurz vor Börsenschluss stand am Abend ein Kursplus von 18,3 Prozent zu Buche. Definitiv ein Achtungserfolg, bedenkt man, dass Dax und MDax am Donnerstag tief ins Minus geschlittert waren und am Freitag zwar positiv aus dem Handel gingen, aber die Verluste vom Vortag damit keineswegs ausgleichen konnten. Mitverantwortlich für den gelungenen IPO sind auch zwei Ankeraktionäre. Sechs Prozent an Nucera gehören ab sofort dem saudischen Staatsfonds Public Investment Fund, 3,5 Prozent dem Paribas Energy Transition Fund.

Nucera stellt Elektrolyseure her. Damit wird Wasser in Verbindung mit elektrischer Energie zu Wasserstoff und Sauerstoff. Eine Technik, die ganz grundsätzlich riesiges Potenzial haben dürfte, sollte Wasserstoff in Zukunft zu einem bedeutenden Energieträger werden. Im Zuge des Börsengangs wurden 30,3 Millionen Aktien platziert. Knapp 25 Prozent befinden sich nun in Streubesitz, die Mehrheit an Nucera will Thyssenkrupp weiterhin behalten, aktuell sind es 50,2 Prozent. Vor dem IPO gehörten 66 Prozent dem Industriekonzern aus Essen, 34 Prozent De Nora aus Italien. Auch die Italiener wollen längerfristig an Bord bleiben.

ThyssenKrupp bringt Nucera nicht nur in einem insgesamt von Zurückhaltung geprägten Marktumfeld aufs Parkett, sondern auch in einer Zeit, in der der große Wasserstoff-Hype an der Börse eine Pause eingelegt hat. Die Aktien von Nel Asa, Ballard Power und Plug Power stehen auf Jahressicht alle drei deutlich im Minus. Letztere sogar mit fast 50 Prozent.

Wird der Börsengang von Nucera also auch mittel- bis langfristig ein Erfolg? Das Geschäftsmodell immerhin erscheint äußerst zukunftsfest. Die großen Wachstumssprünge dürften aber wohl nur dann kommen, wenn sich Wasserstoff als echte Energieträger-Alternative durchsetzt. Baader Bank-Analyst Christian Obst schätzt, dass der Börsenwert des Unternehmens mit Sitz in Dortmund innerhalb von höchstens 18 Monaten auf 3,5 Milliarden Euro steigen kann. Dazu müsste die Aktie auf 28 Euro klettern. Nachdem sie bereits nach dem ersten Börsentag bei fast 24 Euro steht, dürfte das ein durchaus realistisches Ziel sein.

Für Nucera treibt der Börsengang dringend benötigte finanzielle Mittel für die Expansion ein. In den nächsten Jahren sind hohe Investitionen geplant. Bis 2026 sollen zwischen 150 und 250 Millionen Euro allein in die Forschung gesteckt werden. In etwa genauso viel in Investitionen darüber hinaus. Das ist nötig, um sich gegen Wettbewerber behaupten zu können. Aktuell läuft es gut, die Auftragslage ist vielversprechend. In Zukunft muss dies aber mindestens so bleiben, zudem muss die Umsetzung dann auch entsprechend Umsatz und Gewinn abwerfen. Ohne eine intakte Wachstumsstory könnten sich Anleger schnell abwenden. „Vor ein paar Jahren war die heutige Nucera eine verzauberte Prinzessin. Heute ist es ein Multi-Milliarden-Geschäft. Die verzauberte Prinzessin ist zum Einhorn geworden“, sagte Thyssenkrupp-CEO Miguel Ángel López Borrego auf dem Parkett. Gemeinsam mit dem Kursplus von fast 20 Prozent in den Stunden danach, könnte man sich als Anleger davon regelrecht berauschen lassen. Aber Vorsicht: Noch bleibt der Wasserstoffmarkt eine großangelegte Wette auf die Zukunft. Schnelle Gewinne sind möglich. Schnelle Verluste genauso.

OG

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