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Darum verkauft Musk seine Tesla-Aktien wirklich

Die ganze Börsenwelt ist überrascht von einer Twitter-Umfrage, die Milliarden Dollar vernichtet: Doch warum macht Elon Musk das? Der reichste Mensch der Welt braucht Geld.

(Bild: picture alliance / Hannibal Hanschke)

Die ganze Börsenwelt ist überrascht von einer Twitter-Umfrage, die Milliarden Dollar vernichtet: Doch warum macht Elon Musk das? Der reichste Mensch der Welt braucht Geld.
 
Es ist die vermutlich schillerndste Aktie mit dem schillerndsten CEO in der gesamten Börsenwelt: Tesla. Ende Oktober legte Tesla die erfolgreichsten zehn Tage in der Geschichte der Börse (gemessen an zugewonnener Marktkapitalisierung) hin, am Dienstag erreichte Tesla den zweiten Platz in der rund 500-jährigen Börsengeschichte. Aber diesmal im Negativen. Der Tagesverlust von 140 Milliarden Dollar (minus 12 Prozent) markiert einen Börsenrekord. Nur Apple hat im September 2020 mehr Geld verbrannt als Tesla am vergangenen Dienstag.

Als Hauptgrund wird die Umfrage von Elon Musk genannt, der seine Follower auf Twitter gefragt hat: „In letzter Zeit wird viel darüber geredet, dass nicht realisierte Gewinne ein Mittel zur Steuervermeidung sind, daher schlage ich vor, 10 % meiner Tesla-Aktien zu verkaufen“. Der Tesla-CEO sagte, er werde sich an die Ergebnisse dieser Umfrage halten, egal wie sie ausgeht. Das Ergebnis: 58 Prozent für den Verkauf und 42 Prozent dagegen. Musk hat demnach über seine persönliche Transaktion von gut 20 Milliarden Dollar verbindlich auf Twitter abstimmen lassen. Doch warum hat Musk das getan? Wollte er wirklich proaktiv Steuern zahlen? Das Geld für karikative Zwecke spenden oder ist er einfach nur verrückt und liebt das Spiel mit der Öffentlichkeit?

Die Wahrheit klingt verblüffend: Der reichste Mann der Welt Elon Musk braucht Geld. Denn auf Musk kommt eine Steuerzahlung von mehr als 15 Milliarden Dollar zu. Er hat 2012 im Rahmen eines Vergütungsplanes (compensation plan) Aktienoptionen erhalten, die er nun versteuern muss. Die Optionen laufen im August nächsten Jahres aus, auf den Gewinn muss er nun (nach kalifornischem Steuersystem) 54,1 Prozent Steuern zahlen. Seine Tesla-Aktien hat er damals für 6,24 Euro gekauft, mittlerweile sind die Papiere mehr als 1.000 Dollar wert – ein gigantischer Gewinn, der eine gigantische Steuerzahlung bedeutet.
 
Jetzt könnte man meinen, dass 15 Milliarden für einen wie Elon Musk Peanuts sind, in Wahrheit hat Musk aber gar nicht so viel Geld. Also zumindest nicht frei verfügbar. Da Musk sich selbst weder Bonus, Gehalt oder Ähnliches zahlt, hat er nahezu all sein Geld in Tesla-Aktien. Um diese Nachzahlung bezahlen zu können, muss Musk also Aktien verkaufen. Natürlich könnte er auch ein Darlehen bei der Bank aufnehmen; wem wenn nicht dem reichsten Mann der Welt würde man Geld leihen? Das Problem: Genau das hat Musk schon etliche Male gemacht; ein Verkauf seiner Aktien würde auch seine Darlehensverbindlichkeiten löschen.

Die Twitter-Umfrage mit vorgeschobener Erklärung ist also nicht viel mehr als ein cleverer Move, um nicht zu viel Unruhe über mögliche Verkaufsmotive in das Unternehmen zu bringen. In diesem Fall kann man sagen: Ausnahmsweise scheint ein Move von Musk nicht aufgegangen zu sein, denn die Sache könnte ernste Konsequenzen haben. Gut möglich, dass sich Musk hier erneut Ärger bei der US-Aufsichtsbehörde SEC eingehandelt hat. Stichwort: Kursmanipulation. Die aller pikanteste Geschichte ist aber die von Elons Bruder: Kimbal Musk, im Aufsichtsrat von Tesla, hat einen Tag vor der Twitter-Umfrage in einem Optionsdeal 25.000 Tesla-Aktien verkauft. Ist der Zeitpunkt Zufall? Fragen, die vermutlich von Behörden geklärt werden müssen.

In jedem Fall sind diese Nachrichten für Tesla brandgefährlich, denn das Unternehmen lebt (vermutlich so sehr wie kein anderes Unternehmen) von der positiven Geschichte und dem Vertrauen in einen Menschen, dem viele Menschen Wunder zutrauen. Geht Vertrauen verloren könnte eine unangenehme Abwärtsspirale in Gang gesetzt werden, denn an der Wall Street weiß man: mit Fundamentalkennzahlen ist die Bewertung von Tesla schon lange nicht mehr zu rechtfertigen. Dafür bräuchte es noch sehr viele schwarze Dienstage.

Valentin Weimer

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