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Flatex hat die Turbulenzen clever genutzt

FlatexDEGIRO ist zu Europas größtem Online-Broker aufgestiegen. Doch der Tech-Crash und eine Rüge der Bafin ließen den Kurs 2022 absacken. Das Unternehmen hat die Krise allerdings genutzt, neue Großinvestoren geworben und viele neue Kunden gewonnen. Das Geschäft läuft offenbar prächtig

(Bild: WMG)

FlatexDEGIRO ist zu Europas größtem Online-Broker aufgestiegen. Doch der Tech-Crash und eine Rüge der Bafin ließen den Kurs 2022 absacken. Das Unternehmen hat die Krise allerdings genutzt, neue Großinvestoren geworben und viele neue Kunden gewonnen. Das Geschäft läuft offenbar prächtig
 
Für FlatexDEGIRO-Aktionäre war das Jahr 2022 kein Zuckerschlecken. Wie fast alle Tech-Aktien, und insbesondere Fintech-Werte, fielen auch bei FlatexDEGIRO die Kurse heftig. Zum Jahreswechsel sorgte dann die Nachricht von einer Bafin-Sonderpüfung mit Rüge, Strafe und Sonderbeauftragten für zusätzlichen Kursdruck. Die Aktie, die mit Kursen von 20 Euro ins Jahr 2022 gestartet war, sah Tiefstände von 5,70 Euro.
 
Das aber waren absolute Schnäppchenkurse - wie man jetzt weiß. Denn Flatex hat die 22-Krise geschickt genutzt, sich stark zu positionieren. Heute notiert die Aktie wieder bei 8 Euro, also satte 40 Prozent über ihren Tiefstständen. Und einige Analysten sehen weiter Luft nach oben.
Das Flatex-Management hat drei Dinge in der Krise getan.
 
Erstens sind bei den niedrigen Kursen neue, starke Großinvestoren gewonnen worden. Zuerst hat der amerikanische Finanzkonzern T. Rowe Price kurz vor dem Jahreswechsel ein größeres Aktienpaket bei der deutschen FlatexDEGIRO gekauft. Dann hat Union Invest sein Engagement aufgestockt und schließlich sogar JP Morgan. Das gibt nicht nur allen anderen Investoren Mut, wenn die weltgrößten Finanzadressen bei FlatexDEGIRO einsteigen. Es macht auch die Kapitalbasis des Unternehmens stabiler. Natürlich kursierten in Frankfurt sofort Gerüchte, dass „die Haie kommen, weil es etwas zu fressen gibt“: Übernahmespekulationen machten die Runde - und auch das kann einen Kurs treiben.
 
Zweitens hat FlatexDEGIRO die Beanstandungen der Bafin brav und seriös abgearbeitet. In einer Erklärung heißt es, man treibe die „Behebung der identifizierten Mängel mit Hochdruck voran“ und strebe „eine erfolgreiche Umsetzung der notwendigen prozessualen Maßnahmen noch im Laufe des Jahres 2023 an“. Durch die Bestellung eines Sonderbeauftragten hat die BaFin die Möglichkeit, die Maßnahmen schneller als üblich abzuschließen. Die Erleichterung klingt bei FlatexDEGIRO offiziell so: „Mit Erlass eines nicht-materiellen Bußgeldes in Höhe von 1,05 Millionen Euro ist ferner das im Halbjahresbericht 2022 genannte Ordnungswidrigkeitsverfahren aufgrund von Verstößen in 2020/2021 vollständig abgeschlossen.“ Das Fazit des Bafin-Ärgers lautet also: Da kommt nichts mehr. Die deutsche Aufsichtsbehörde betrachtet FlatexDEGIRO nicht fortan mehr als „kleines und nicht-komplexes" Institut, was zu erhöhten regulatorischen Anforderungen führt, begleitet von einem höheren Aufsichtsniveau. Kurzum: Das Fintech wird fortan wie eine Großbank betrachtet und geprüft. Und es verhält sich nun auch so. Auch das könnte langfristig für Aktionäre eine gute Sache sein.

Drittens hat FlatexDEGIRO das miserable Börsenjahr 2022 gezielt genutzt, um seine eigenen Geschäfte voranzutreiben und Marktanteile zu gewinnen. Die jetzt vorgelegten Zahlen sind erstaunlich. Danach hat FlatexDEGIRO 2022 das Wachstum fortgesetzt und mehr als 460.000 Neukundenaccounts hinzugewonnen. Der erzielte Umsatz von 407 Millionen Euro sowie das operative Ergebnis (EBITDA) von 183 Millionen Euro lagen über den zuletzt Anfang Dezember 2022 konkretisierten Erwartungen. Für das laufende Jahr erwarte der Frankfurter Online-Broker Kundenwachstumsraten, die um 50 bis 100 Prozent über dem Durchschnitt der Mitbewerber liegen. An der Börse wurden diese Nachrichten – wie könnte es anders sein – sehr positiv aufgenommen und entsprechend honoriert.
 
BAS

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