comdirect Realzins-Radar: Corona wirkt sich auch auf Spareinlagen aus
Die Inflation lag in Deutschland im zweiten Quartal 2020 mit 0,76 Prozent auf sehr niedrigem Niveau. In Kombination mit den niedrigen Zinsen führte dies dennoch zu einem negativen Realzins für Sparer in Deutschland: Im zweiten Quartal 2020 verloren ihre Spareinlagen 3,9 Milliarden Euro an Wert, pro Kopf sind das 46 Euro.
Die Inflation lag in Deutschland im zweiten Quartal 2020 mit 0,76 Prozent auf sehr niedrigem Niveau. In Kombination mit den niedrigen Zinsen führte dies dennoch zu einem negativen Realzins für Sparer in Deutschland: Im zweiten Quartal 2020 verloren ihre Spareinlagen 3,9 Milliarden Euro an Wert, pro Kopf sind das 46 Euro.
Im gesamten ersten Halbjahr 2020 beläuft sich der Wertverlust durch den negativen Realzins sogar auf 12,9 Milliarden Euro. Zu diesen Ergebnissen kommt der quartalsweise erscheinende comdirect Realzins-Radar, der gemeinsam mit Barkow Consulting ermittelt wird.
Die Zinssätze für Tages- und Festgelder, Girokonten und Spareinlagen lagen von April bis Juni 2020 bei durchschnittlich 0,13 Prozent. Die Inflationsrate betrug im Quartalsdurchschnitt 0,76 Prozent. Das ist der niedrigste Wert seit dem dritten Quartal 2016. Daraus ergibt sich ein Realzins von minus 0,63 Prozent. Der Realzins ist der tatsächliche Zins nach Abzug der Inflation – also der Zins, den die Sparer unter Berücksichtigung des Kaufkraftverlustes erzielen.
„Aktuell ist die Inflation ausgesprochen niedrig. Aber aufgrund der Coronakrise fluten die Notenbanken die Märkte mit frischem Geld. Die Gefahr besteht, dass die Geldentwertung zunimmt. Das ist ungünstig für Sparer, denn die Zinsen werden in absehbarer Zeit nicht steigen – auch, um die Wirtschaft weiter anzukurbeln“, sagt Frauke Hegemann, Vorstandsvorsitzende von comdirect.
Gleichzeitig könnte die Sparneigung der Deutschen weiter zunehmen, denn viele fürchten angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung um ihren Arbeitsplatz oder haben diesen bereits verloren. So betrug die Sparquote im ersten Quartal 2020 laut Bundesbank 16,7 Prozent, die Commerzbank geht für das zweite Quartal 2020 von einer Sparquote in Deutschland von bis zu 20 Prozent aus. „Es ist verständlich, dass Menschen in unsicheren Zeiten dazu neigen, ihr Erspartes in vermeintlich sichere Anlagen zu investieren. Tagesgeld, Sparbuch und Co. sind mittelfristig aber kein sicherer Hafen für das Vermögen, ganz im Gegenteil. Das zeigt der comdirect Realzinsradar seit vielen Jahren“, so Hegemann.
Ein Teil des Vermögens sollte stets auch in Wertpapieren angelegt werden. Zwar kann es immer wieder zu Wertschwankungen kommen. Gerade die Coronakrise hat aber gezeigt, dass auf Kursverluste schnell auch wieder Kurserholungen folgen können. „Niemand hat damit gerechnet, dass die Aktienmärkte bereits nach so kurzer Zeit wieder im Plus sind“, sagt Hegemann. „Wie die zukünftige Entwicklung an den Börsen aussieht, kann keiner vorhersagen. Mit Konjunkturpaketen soll die Wirtschaft jedoch wieder angekurbelt werden. Und eins ist sicher: Auf dem Sparbuch werden die Verluste weiter wachsen.“