Mercedes-Aktionären winkt Rekord-Dividende
Trotz Pandemie, Chip-Mangel und sinkende Absatzzahlen: Der Autobauer Mercedes-Benz hat im vergangenen Jahr trotz Pandemie und Chip-Krise prächtig verdient.
Trotz Pandemie, Chip-Mangel und sinkende Absatzzahlen: Der Autobauer Mercedes-Benz hat im vergangenen Jahr trotz Pandemie und Chip-Krise prächtig verdient.
Nach den vorläufigen Zahlen kommt die ehemalige Daimler AG ohne die ausgegliederte LKW-Sparte auf einen Ertrag von 14 Milliarden Euro vor Zinsen und Steuern (EBIT). Das ist doppelt so viel wie im Vorjahr (6,8 Milliarden Euro) und entspricht einer Rendite von 12,7 Prozent. Jetzt können sich die Anteilseigner auf eine Rekord-Ausschüttung freuen. „Wir erwarten eine Dividende von fünf Euro je Mercedes-Benz-Aktie. So viel hat es noch nie gegeben“, erklärte Frank Biller, der für die Landesbank Baden-Württemberg die Autoindustrie beobachtet. Die Belegschaft wurde bereits Ende vergangenen Jahres mit einer Rekordprämie von jeweils 6000 Euro beglückt. Daran konnte man ermessen, dass der Autobauer ein glänzendes Ergebnis erzielt hatte.
Auf den ersten Blick erstaunt das Ergebnis, denn wie alle Hersteller war auch Mercedes-Benz mit Lieferengpässen vor allem bei Halbleitern konfrontiert. So mussten die Stuttgarter die Bänder mehrere Modellreihen anhalten und die Belegschaft in Kurzarbeit schicken. Gleichwohl ist es Mercedes bisher jedoch gelungen, die Chips jeweils so zu verteilen, dass vor allem die besonders renditeträchtigen Automodelle wie die S-Klasse und das elektrische Flaggschiff EQS sowie die SUV-Modelle produziert werden konnten. Wie alle Premium-Hersteller profitiert auch Mercedes-Benz von der hohen Nachfrage und die Händler können die Fahrzeuge ohne nennenswerte Rabatte absetzen.
Eigene Erwartungen übertroffen
Mit dem Ergebnis übertrifft der Autokonzern die eigenen Erwartungen deutlich. Der Konzern war zuvor von einer Rendite zwischen zehn und zwölf Prozent ausgegangen. Ganz besonders gut ist das letzte Quartal 2021 gelaufen, in dem sogar eine EBIT-Marge von 15 Prozent erreicht werden konnte. Ausschlaggebend seien der Produktmix, die Nettopreisgestaltung sowie die Gebrauchtwagenperformance gewesen, teilte der Auto-Konzern mit. Vor allem der Absatz der Elektromodelle ist im vergangenen Jahr um 90 Prozent gestiegen. Somit konnte ein Rückgang des Gesamtabsatzes um fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr auf der Ertragsseite sogar mehr als kompensiert werden.
Über das eigentliche Geschäft hinaus erwartet Mercedes-Benz „erhebliche positive Auswirkungen auf den Ertrag durch die Abspaltung des Daimler-Nutzfahrzeuggeschäfts“. Die Stuttgarter rechnen mit einem Effekt auf das EBIT „in der Größenordnung von neun bis zehn Milliarden Euro“: Einen Einfluss auf Steuern oder Liquidität habe dieser „reine Bewertungseffekt“. Darum will man diesen Ertrag auch bei der Bewertung der Dividende nicht berücksichtigen.
Kurs mit Luft nach oben
Darben müssen die Aktionäre nicht. so hat die Abspaltung der LKW-Sparte den Anteilseignern zusätzliche Aktien von Daimler Truck beschert. Nach dem Startkurs von 28 Euro Mitte Dezember habe sich die Papiere inzwischen prächtig entwickeln und rund um 32 Euro liegen. Die Anteile von Mercedes-Benz vollzogen nach der Ertragsankündigung einen Freudensprung von knapp sieben Prozent. Inzwischen ist der Kurs mit 74 Euro wieder auf gleichem Niveau, wie die Daimler-Aktie vor der Abspaltung hatte. Nach den Berechnungen der LBBW ergibt sich bei einer Dividende von fünf Euro je Aktie somit eine Rendite von 7,5 Prozent. Für 2020 hatte der damalige Daimler-Konzern noch 1,35 Euro je Aktie ausbezahlt.
Von dem Geldsegen profitieren allerdings die Anteile von Mercedes-Benz und nicht die der abgespaltenen Daimler Truck. Diese Papiere schütten erst nach dem Ende dieses Geschäftsjahres erstmals aus. Die professionellen Beobachter trauen der Mercedes-Aktie noch einiges zu. Das Analysehaus Jefferies behält das Kursziel bei 82 Euro. Die LBBW ist das optimistischer und erhöht die Prognose von 84 auf 90 Euro. Allerdings glaubt Analyst Biller nicht, dass Mercedes die Margen noch weiter verbessern kann: Er geht davon aus, dass die hohen Energie- und Rohstoffkosten die Ertragsentwicklung 2022 belasten werden.
Betriebsrat macht Druck
Wir setzen unsere Strategie weiterhin mit vollem Tempo um. Unser gutes Ergebnis ist das Resultat von stark gefragten Produkten sowie dem Fokus auf profitables Wachstum und Kostendisziplin. Als wertvollste Luxusautomarke der Welt beschleunigen wir in eine vollelektrische, softwaregetriebene Zukunft“, sagte Vorstandschef Ola Källenius. Mercedes-Betriebsratschef Ergun Lümali das Sparprogramm mit dem Namen „Move" kritisiert und ein Ende des Personalabbaus bei dem Autobauer gefordert. „Die Leidtragenden sind die Mitarbeiter. Die Kolleginnen und Kollegen in den Werken, egal ob Montage oder Powertrain, sind bis zum Anschlag beschäftigt - sofern die Lieferketten halten. Die Gleitzeitkonten der Angestellten quellen geradezu über." Lümali fordert nicht nur ein Stopp der Einschnitte, sondern pocht auf die Übernahme der Zeitarbeitskräfte beispielsweise am Standort Sindelfingen, wo unter anderem die S- und E-Klasse vom Band laufen.
Andreas Kempf