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Japan-Anleger könnten von Aktienrückkäufen profitieren

Japanische Unternehmen mit hohen Cash-Beständen / Regierung in Tokio drängt auf effizienteren Einsatz / Aktienrückkäufe könnten weiter zunehmen / Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank, blickt für die BÖRSE am Sonntag nach Fernost

BÖRSE am Sonntag

Japanische Unternehmen mit hohen Cash-Beständen / Regierung in Tokio drängt auf effizienteren Einsatz / Aktienrückkäufe könnten weiter zunehmen

Von Ulrich Stephan

Japanische Unternehmen sind bislang nicht dafür bekannt, ihre Anleger mit besonders hohen Ausschüttungen zu verwöhnen: Die jährliche Dividendenrendite im japanischen Leitindex Topix lag im Zeitraum von 2008 bis 2016 im Schnitt bei lediglich rund zwei Prozent – während sie beispielsweise im breiten europäischen Aktienindex Stoxx 600 durchschnittlich rund 3,8 Prozent betrug.
Nur geringfügig höher als in Japan war die durchschnittliche Dividendenrendite in den Vereinigten Staaten – allerdings geben US-Unternehmen überschüssige Liquidität eher auf andere Weise an ihre Anleger weiter: In den USA sind Aktienrückkäufe wesentlich verbreiteter als in anderen Anlageregionen – auch im Vergleich zu Japan. Dabei erwirbt ein Konzern seine eigenen Aktien zurück und treibt damit die Nachfrage bzw. die Kurse, wovon schlussendlich die Aktionäre profitieren können.

Japanische Unternehmen mussten in den letzten 100 Jahren immer wieder durch schwere wirtschaftliche Zeiten gesteuert werden, in denen oft Umsätze und Erträge einbrachen. Freies Kapital war in diesen Zeiten gewissermaßen lebensnotwendig. So wundert es nicht, dass japanische Unternehmen aus diesen Erfahrungen auf hohe Reserven – Cash-Bestände – setzen: Bei den Unternehmen im Topix machen diese aktuell 33,8 Prozent ihrer Marktkapitalisierung aus. Im S&P 500 und Stoxx 600 liegt der Cash-Anteil mit 8,5 Prozent beziehungsweise 10,7 Prozent deutlich darunter.

Ausschüttungen japanischer Unternehmen ziehen an

Seit einigen Jahren scheinen japanische Unternehmen in Bezug auf ihre hohen Cash-Bestände jedoch langsam umzudenken – wenn auch nicht ganz freiwillig. Um der japanischen Wirtschaft auf die Sprünge zu helfen, hat die Regierung unter Premier Shinzo Abe seit seiner Amtsübernahme zahlreiche Reformen lanciert. Dazu gehört auch der „Corporate Governance Code“, der Unternehmen auffordert, ihr Kapital effizienter einzusetzen. Dafür bleiben ihnen im Prinzip drei Möglichkeiten: Zum einen können sie das Kapital für strategische Investitionen nutzen. Zum anderen haben sie die Möglichkeit, ihre Ausschüttungen an die Aktionäre auszuweiten, etwa durch höhere Dividenden. Und als dritte Möglichkeit können eigene Aktien am Markt zurückgekauft werden. Während Anleger von anziehenden Investitionen langfristig profitieren dürften, könnten sich höhere Ausschüttungen und Rückkäufe bereits kurzfristig auf die Kursentwicklung auswirken.

Dividendenrendite und Aktienrückkäufe in Japan gestiegen

Hier hat sich in den vergangenen Jahren bereits etwas getan: So ist die Dividendenrendite im Topix von 1,6 Prozent im Jahr 2013 auf 1,9 Prozent im vergangenen Jahr gestiegen – und auch die Aktienrückkäufe lagen 2016 mit umgerechnet 57 Milliarden US-Dollar auf einem Rekordniveau. Diese Aktienrückkäufe alleine bescherten den Investoren durch Kursanstiege ein Renditeplus von 1,2 Prozentpunkten. Und der Trend könnte sich fortsetzen: Für das kommende Jahr rechnet die Deutsche Bank mit einer Dividendenrendite von 2,1 Prozent – wodurch sich gemeinsam mit weiteren Aktienrückkäufen eine interessante Gesamtrendite ergeben könnte. Weil die Analysten für das Jahr 2017 im Durchschnitt gleichzeitig mit einem soliden Gewinnwachstum von 14 Prozent rechnen, könnte der japanische Aktienmarkt für entsprechend risikobereite Anleger derzeit durchaus einen näheren Blick wert sein.

Dr. Ulrich Stephan ist Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank.