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Jede Menge Kohle verstromt

Tesla ist nicht nur der Name eines fast vergessenen Pioniers der Elektrotechnik, sondern auch eines Unternehmens, das Nikola Tesla, den Erfinder, mit seinem Namen ehrt. Der serbischstämmige Tesla erzielte ab 1884 in den USA große Fortschritte in der elektrischen Energie-Übertragung – er erhielt allein dort weit über hundert Patente. Sein Leben könnte man als unstet bezeichnen, zwischen Reichtum und echter Not lagen oft nur Monate, er verfolgte reine Hirngespinste genauso ernst wie wirklich revolutionäre Neuerungen.

BÖRSE am Sonntag

Tesla ist nicht nur der Name eines fast vergessenen Pioniers der Elektrotechnik, sondern auch eines Unternehmens, das Nikola Tesla, den Erfinder, mit seinem Namen ehrt. Der serbischstämmige Tesla erzielte ab 1884 in den USA große Fortschritte in der elektrischen Energie-Übertragung – er erhielt allein dort weit über hundert Patente. Sein Leben könnte man als unstet bezeichnen, zwischen Reichtum und echter Not lagen oft nur Monate, er verfolgte reine Hirngespinste genauso ernst wie wirklich revolutionäre Neuerungen.

Elon Musk, mehr als ein Jahrhundert danach Gründer des Autoherstellers Tesla, kann die Unstetigkeit vermutlich gut verstehen. Der Milliardär steckte seine Gewinne aus anderen Unternehmungen in "Tesla Motors Inc." und schaffte es, nach dem Börsengang 2010 mehr als 1200 Prozent Kurssteigerung der Aktie zu verzeichnen: Von Rechts wegen hätte Tesla schon mehrfach pleite sein müssen, aber so wie Investoren immer wieder Nikola Tesla aus dem Ruin holten und seine Firmen finanzierten, bekam auch Musk bislang jede Kurve.

Einen gemessen am bisherigen Trend geradezu crashhaften Einbruch verzeichnete seine Aktie diese Woche mit etwa sechs Prozent minus: Dabei hatte Musk es nur gewagt, den Absatz für 2015 mit "zwischen 50.000 und 55.000 Exemplaren" seines aktuellen Elektroautos Model S zu prognostizieren – bisher war von 55.000 die Rede gewesen. Auch fiel die Verschuldung höher aus, bei einer Aktie in diesen luftigen Höhen reichen also schon kleine Verfehlungen für heftige Reaktionen. Im Gegensatz zum alten Nikola hat Musk aber keineswegs bereits seine ganze Kohle verstromt: Es bleibt ja noch genug, um seine etwas skurrileren Aktivitäten zu finanzieren, darunter seine Weltraumfirma "Space X", die vermutlich das derzeit teuerste Hobby auf dem Planeten darstellt. Musk will eines Tages die Menschheit auswärts essen gehen lassen, auf dem Mars vorzugsweise, wo man dann aber auch wohnen müsste, sonst wird wirklich jede Pizza kalt unterwegs.

Nikola wandte sich um die Jahrhundertwende okkulten Überzeugungen zu und träumte von einer Grundenergie im Menschen, die er auch noch drahtlos um die ganze Welt schicken wollte. Zwölf Ehrendoktorhüte bedeckten also zeitweise einen durchaus erstaunlichen Kopf. Auch Elon Musk, übrigens Erfinder des Online-Bezahldienstes Paypal, verdient sein Geld hauptsächlich mit Emissionsgutscheinen des Staates Kalifornien, aber will zuversichtlich bis 2017 ein erschwingliches Mittelklassefahrzeug auf dem Markt haben, das auch etwas einbringt.  Das gegenwärtige Model S, durchaus eine ernste Konkurrenz für BMW 7er und Mercedes S-Klasse, elektrisiert Kunden ab rund 70.000 Euro.

Dafür bringt es sie mit Spitzengeschwindigkeiten von 250 Stundenkilometern von einer Steckdose zur nächsten, zwischen denen allerdings höchstens 350 Kilometer liegen sollten. Keine Spinnerei sind sicherlich die riesigen Solarfarmen von Musk in Kalifornien, das Batteriewerk der Superlative in Nevada oder der Traum vom fahrerlosen Elektromobil. Das soll 2020 auf der Straße und in der Lage sein, autonom die Leute zu erschrecken. Verglichen mit dem, was Nikola Tesla erlebte, der Tagelöhner im Straßenbau war ebenso wie Freund des Hotelbesitzer Johann Jakob Astor, und auch in seinem Waldorf Astoria wohnte, führt Elon Musk ein beschauliches Leben. Aber der Mann macht Sachen.