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Analysen > Sechsjahreshoch

So viel Potenzial steckt jetzt noch in der Commerzbank-Aktie

Deutschlands zweitgrößte Privatbank wird für das laufende Jahr noch optimistischer. Das treibt die Aktie des Geldhauses auf ein Sechsjahreshoch. Timo Dums von der DZ-Bank sieht trotzdem noch eine Unterbewertung.

(Foto: Shutterstock)

Die Commerzbank-Aktie setzt ihren Höhenflug weiter fort. Unter der Woche erreichte der Kurs mit 12,40 ein Sechsjahreshoch. Von März 2020 bis heute haben sich die Papiere damit im Wert fast vervierfacht. Damals hatte ein Commerzbank-Aktie 3,70 Euro gekostet, der vorläufige Höhepunkt einer jahrelangen Durststrecke für die Aktionäre. Von der Finanzkrise 2008 hatten sich Bank wie Aktie nie richtig erholen können. Die Eurokrise und die damit einhergehende Nullzinsphase drückten Gewinne und Kurs in der Folge immer weiter.

Nun, ein paar Jahre später, hat sich nicht nur das Zinsumfeld gewandelt, auch die Bank hat nach vielen einschneidenden Restrukturierungsmaßnahmen, darunter der Abbau tausender Stellen sowie die Schließung zahlreicher Filialen, ihre Kosten im Griff. Beides zusammen beschert dem Frankfurter Geldhaus nun Gewinne, die schneller steigen als erwartet. Im vergangenen Jahr kletterte das operative Ergebnis im Jahresvergleich um über 60 Prozent auf 3,4 Milliarden Euro, der Überschuss um knapp 60 Prozent auf den Rekordwert von 2,2 Milliarden Euro. Schon bei der Zahlenvorlage hatte Vorstandschef Manfred Knof für 2024 weiter steigende Gewinne angekündigt. Nun legt die Bank noch einmal nach. Im am Dienstag veröffentlichten Geschäftsbericht heißt es: Man gehe davon aus, sowohl das operative Ergebnis als auch den Rekordnettogewinn 2023 in diesem Jahr „deutlich zu übertreffen“. Grund dafür sind zum einen die Verringerung bis dato hoher Einmalbelastungen durch die polnische Tochter mBank, zum anderen rechnet man mit einem Anstieg des Provisionsüberschusses um vier Prozent.  Besonders die guten Nachrichten aus Polen dürften auf die Aktionäre beruhigend wirken. 2022 und 2023 hatten in diesem Zusammenhang Belastungen von jeweils rund einer Milliarde Euro das Ergebnis gedrückt. Offene Rechtsstreitigkeiten sieht dazu kein Anleger gern, Bayer als mahnendes Beispiel stets vor Augen.

Besonders in die Karten dürfte der Commerzbank aber auch die Zurückhaltung der Notenbanken in Sachen Zinssenkungen spielen. Die Fed ließ unter der Woche den Leitzins abermals unverändert, auch die EZB rührte ihren Anfang März nicht an. Dass es Zinssenkungen irgendwann im Jahresverlauf geben wird, das gilt als ausgemacht, aber allein, dass Fed und EZB bislang noch nicht damit begonnen haben, zeigt, dass die obersten Währungshüter bemüht darum sind, die nahende Zinswende vorsichtig einzuleiten. Für die Commerzbank ist das ein gutes Zeichen, kann die Bank so wohl länger mit hohen Zinseinnahmen rechnen, als ursprünglich erwartet.

Commerzbank-Aktie

Wohl auch deshalb können Anleger mit einer attraktiven Dividendenpolitik sowie weiteren Aktienrückkäufen rechnen. Über die Geschäftsjahre 2022 bis 2024 hat die Commerzbank dafür drei Milliarden Euro vorgesehen. Und auch der Aktienkurs hat nach Ansicht von DZ-Bank Analyst Timo Dums noch Potenzial nach oben. In einer Studie bezeichnete der Experte die Papiere weiterhin als unterbewertet und lobte den optimistischen Ausblick, den er als Befreiungsschlag bezeichnete, „nachdem Marktteilnehmer die Nachhaltigkeit des Zinsrückendwinds angezweifelt hatten“. Sein Kursziel für die Aktie hob Dums von 13,60 auf 14 Euro an.

Bei der US-Investmentbank Goldman Sachs ist man nicht ganz so optimistisch. Analyst Chris Hallam senkte sein Kursziel von 13,70 auf 13,40 Euro und stuft die Aktie unter „Neutral“ ein. Hallam zeigte sich überzeugt vom Nettoergebnis im letzten Quartal 2023 und von den Erwartungen bezüglichen des Zinsüberschusses 2024, bemängelte jedoch die gesenkten Zinserwartungen für 2025.

Fazit

Nach Jahren mit immer neuen Tiefs, gehört die Commerzbank-Aktie nun auf einmal zu den Top-Performern im Dax. 2022 stieg der Kurs um über 30 Prozent, 2023 um über 20 Prozent, und in diesem Jahr liegt die Aktie auch schon wieder mit 19 Prozent im Plus. Diese Rally ist erst einmal eine gute Nachricht. Vor allem auch, weil sie auf fundamentalen Erfolgen beruht. Die Gewinnentwicklung der Bank kann sich sehen lassen, die längerfristigen Aussichten sind ebenso ermutigend. Bis 2027 soll das Nettoergebnis auf 3,4 Milliarden Euro steigen. Gemeinsam mit der Dividendenpolitik wirkt die Aktie daher im aktuellen Umfeld weiterhin attraktiv. Fakt ist aber auch: Die Commerzbank profitiert erheblich von den aktuell hohen Zinsen. Ohne die Einnahmen, die die Bank daraus generiert und so vor allem ihren Gewinn deutlich steigern kann, würde die Aktie wohl deutlich tiefer notieren. Wer jetzt noch bei der Commerzbank einsteigt, der wettet auch auf weiter hohe oder zumindest sehr langsam sinkende Leitzinsen.

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