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AKTIEN & MÄRKTE  UNTERNEHMEN  FONDS  ZERTIFIKATE  Rohstoffe   Lebensart Electronic Arts Stand: 13.06.2014 zurückgeblieben, den wir vor einem Jahr aufgestellt haben", erklärte der US-Amerikaner in einem Schreiben an die Börsenaufsicht. Doch kommt das Geschäft dem Inhalt in die Quere, verliert die Kunst unweigerlich an Wert. "EAs Aktionäre und Beschäftige erwarten Besseres, und ich bin verantwortlich für den Fehlschlag." Damit hatte er wohl nicht ganz unrecht, schließlich verfielen Umsatz und Aktienwert gleichermaßen unter seiner sechsjährigen Führung. Neue Spiele wie „Medal of Honor“ erzielten nicht die gewünschten Erlöse, und mit dem Konzept des Online-Pass’ machte EA sich bei Kunden zusätzlich unbeliebt. Dabei hat das Unternehmen immer noch gewaltige Potentiale vorzuweisen, schließlich kommen einige der erfolgreichsten Spielereihen aller Zeiten aus dem Hause Electronic Arts. Ohnehin muss man EA große Verdienste in der Videospielbranche zugestehen: 1982 in Redwood in den USA gegründet, machte sich das Unternehmen einen Namen als Förderer von Designern und Softwareentwicklern. In den späten 80ern und den 90ern wurden die ersten eigenen Spiele entwickelt. Seit 1994 erscheint zum Beispiel jedes Jahr eine neue Version der FIFA-Reihe, die mittlerweile zu den wichtigsten Umsatzgaranten zählt. Aus einem nur entfernt an echten Fußball erinnernden Pixel-Spiel wurde eine faszinierend realistische Simulation, die durch Online- Features immer mehr Spieler anlockt und langfristig bindet. Zentral für die Online- Anbindung der EA-Spiele ist seit 2011 die eigene Vertriebsplattform „Origin“. Sie bietet Elemente eines sozialen Netzwerks in Verbindung mit Downloadservices. Während Nutzer vieler Spiele sich über die Zwangsregistrierung und fragwürdige Datenübermittlung bei Origin beschwerten, hat EA damit seine Marktposition zu stärken versucht. Dem Konkurrenten Valve mit der Plattform „Steam“ wurde so eine umfassende Alternative entgegengesetzt. Dieser Schritt zeigt bereits, dass Electronic Arts an vielen Fronten zu kämpfen hat - die Branche ist außerdem sehr schnelllebig. Möglicherweise war es folgende Entscheidung im Jahr 2007, die EA in eine Zeit der Krise gestürzt hat: Die Verantwortlichen beschlossen, jene Spielemarken in den Fokus zu nehmen, deren Rechte komplett beim Unternehmen lagen. Das bedeutete eine leichte Abkehr von lizenzierten Sportspielen und Filmadaptionen. Vielleicht liegt die Erklärung aber auch eher an der Einstellung und den Vermarktungsstrategien der letzten Jahre. Zsolt Wilhelm vom österreichischen „Standard“ gelangte nach Riccitiellos Rücktritt zu folgender Diagnose: „Ein Spiel ist ein kreatives Werk und Spieler sind die Förderer dieser Kunst. Marketing ist ein nützliches Werkzeug, um diese Kunst zu verkaufen. Doch kommt das Geschäft dem Inhalt in die Quere, verliert die Kunst unweigerlich an Wert.“ Tatsächlich habe EA in der jüngsten Vergangenheit immer stärker auf „dreiste“ Geschäftsstrategien gesetzt und die Spieler somit verärgert. Und wenn ein Spieleentwickler erst einmal seine Reputation bei seinen Kunden verloren hat, läuft es wie in fast jeder anderen Branche auch, der Kunde wendet sich nämlich ab. Onlinezwang, künstliche Verzögerungen und die sogenannten „Mikrotransaktionen“, beispielsweise das Angebot, Spielinhalte früher oder überhaupt nur durch einen kleinen Betrag freizuschalten, sorgten seitdem immer wieder für Entrüstung. Es ist trotzdem eine etablierte Strategie der drei marktdominierenden Konzerne geworden: Activision und Ubisoft stehen dahinter kaum zurück. Warum hören die Großen denn nun nicht mehr auf die Spieler? Die Gründe liegen hauptsächlich in den Risiken des 11 BÖRSE am Sonntag · 24/1 4 Aktie der Woche


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