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AKTIEN & MÄRKTE  UNTERNEHMEN  FONDS  ZERTIFIKATE  Rohstoffe   Lebensart Kolumne Spannende Spiele, bewegte Zeiten Die Fußball-WM könnte die Stimmung an den Aktienmärkten beeinflussen – doch andere Faktoren spielen ebenfalls eine Rolle. Mit der Weltmeisterschaft beginnt für Fußballbegeisterte wie mich wieder ein großes Fest. Neben Fußball spielt Geld bei einer solchen Veranstaltung natürlich auch eine große Rolle. Können auch Kleinaktionäre von der WM profitieren? Der Aktienmarkt des Siegerlandes konnte in der Vergangenheit durchaus die positive Stimmung in Performance umzumünzen. So übertraf der jeweilige Aktienindex nach einem Sieg der Nationalmannschaft im Durchschnitt den globalen Aktienmarkt. Der Siegesfeier folgte allerdings oft ein Kater: Nach drei Monaten war kein Unterschied mehr zu erkennen, nach einem Jahr hatte sich der Index schlechter entwickelt. Ähnliches gilt auch für den Gastgebermarkt, allerdings war auch in diesem Fall der positive Effekt sehr kurzlebig. Zusammengenommen sollte also ein Sieg des Gastgebers für den betreffenden Markt am besten sein, aber eben nur vorübergehend. Zudem ist die Datenlage dünn – es kam bisher nicht oft genug vor. Intuitiv erwartet man volkswirtschaftlich einen positiven Schub durch die WM. Dass Investitionen in die Infrastruktur positive Effekte haben und dass der Tourismus die Binnenkonjunktur ankurbelt, leuchtet ein. Empirisch nachweisen lässt es sich nicht. Diese Effekte sind oft zeitlich begrenzt und manches Prestige-Projekt wandelt sich nach der WM in einen „weißen Elefanten“, also in ungenutzte Infrastruktur. Brasilien dürfte da keine Ausnahme sein. Das Stadion in Manaus, mitten im Amazonasbecken, könnte nach der WM leer stehen. Weitere Investitionen in Straßen und Flughäfen wurden hingegen oft vernachlässigt. Dabei wären höhere Wirtschaftswachstumsraten in Brasilien willkommen. Schließlich wächst das Land im laufenden Jahr vermutlich mit 1,2 Prozent. Bis zur Olympiade in Rio 2016 ist keine deutliche Besserung in Sicht. In den nächsten Monaten dürften die Wahlen im Oktober die Wirtschaft und auch den Aktienmarkt in Brasilien weit mehr beschäftigen, als die WM. Investoren würden sich über einen Regierungswechsel durchaus freuen. Nicht anders ist es zu erklären, dass der Aktienmarkt derzeit jedes Mal Sprünge macht, wenn eine neue Umfrage belegt, dass der Vorsprung zwischen Präsidentin Dilma Rousseff und ihren Verfolgern kleiner geworden ist. Bei der Kapitalmarkt-WM empfehle ich die folgende Aufstellung: Im Sturm sind einige Aktienmärkte in Top-Form. Der US-Markt ist ein wahrer Allrounder, während der DAX der spritzigste Bestandteil des Portfolios ist und bis Jahresende die Marke von 11.000 Punkten erzielen kann. Im defensiven Bereich fällt die Aufstellung schwer, denn die Anleihen der Kernländer bieten nur mickrige Renditen. Als Bindeglied zwischen stürmischen Aktien und defensiven Anleihen bieten sich bspw. die Staatsanleihen der Schwellenländer an. Diese bieten immerhin eine Verzinsung von ca. 6,6 Prozent. Hierzu zählen unter anderem brasilianische Staatsanleihen, die circa ein Zehntel des EM-Anleihemarkts ausmachen und im zehnjährigen Bereich mit etwa zwölf Prozent verzinst sind. Wie man es von südamerikanischen Spielern kennt, vernachlässigen diese in der Vorwärtsbewegung hin und wieder mal die Defensive. Aber: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Rohstoffe sitzen bei mir derzeit nur auf der Ersatzbank. Die offizielle Währung meines Portfolioteams ist der US-Dollar, hier sehe ich weiteres Aufwertungspotenzial. Von dieser Portfolioaufstellung erwarte ich mir eine attraktive Performance. Diese wünsche ich mir auch von „Jogis Jungs“ in Brasilien – ich drücke die Daumen! 09 BÖRSE am Sonntag · 24/1 4 Dr. Ulrich Stephan Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank


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